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Ein Tag am Tropenhimmel

Vorfeld am Hangar - Die Falcon ist bereit für weitere Messflüge
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DLR (CC-BY 3.0)

Mitten in der Nacht an der westafrikanischen Küste: Ein Team von verschlafenen Flugzeug-Technikern und Atmosphärenforschern verlässt die Lobby eines Hotels. Die Luftfeuchtigkeit begrüßt sie wie eine Betonmauer - dabei hat es gerade mal 25 Grad. Die Abfahrt zum Flughafen Gnassingbé Eyadéma sollte pünktlich um vier Uhr morgens starten. Vor den Mauern der Hotelanlage knattern die ersten Motorräder. Der heutige Abflug ist für 9.30 Uhr angesetzt. Doch die Fahrer verspäten sich - mal wieder.

Um halb fünf bewegen sich dann zwei Autos entlang der Strandpromenade durch die noch ruhigen Straßen Lomés, der Hauptstadt Togos.

Die Fahrt zum Hangar führt über den Boulevard Du Mono.
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DLR (CC-BY 3.0)

Zwanzig Minuten später ist das Ziel erreicht: ein kleiner Hangar, in einem Nebenbereich des internationalen Flughafens. Dort wartet bereits die Falcon 20E auf ihren Einsatz, das bewährte Mitglied der Forschungsflieger-Flotte des DLR.

Angekommen, beginnen die Techniker sofort mit der Stromversorgung des Flugzeugs. Denn die wissenschaftlichen Messgeräte an Bord wollen aufgeladen werden, so dass ihnen während des Fluges nicht der Saft ausgeht.

Die Ground Power Unit (GPU) versorgt die Falcon und die Messgeräte an Bord mit Strom.
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DLR (CC-BY 3.0)

Um halb acht treffen dann die Piloten, der Mechaniker und der Flight Operations Manager der DLR-Flugexperimente und die mitfliegenden Wissenschaftler des DLR-Instituts für Physik der Atmosphäre am Hangar ein.

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DLR (CC-BY 3.0)

Während die Piloten und der Mechaniker mit der Vorflugkontrolle beginnen, bereiten die Wissenschaftler die Instrumente für den Flug vor. Die Falcon kann über eine Tonne wissenschaftlicher Geräte aufnehmen. Weitere Instrumente befinden sich als Außenanbauten unter den Tragflächen.

Pilot und Wissenschaftler besprechen nochmal den Flugplan des Tages.

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DLR (CC-BY 3.0)

Nach den letzten Checks wird die Falcon auf das Vorfeld gezogen.

Die Temperaturen liegen mittlerweile bei über 30 Grad. Die Luftfeuchtigkeit legt sich wie eine zweite Haut auf den Körper. Die Piloten besteigen das Cockpit. Die Hilfsturbinen werden angelassen, sie versorgen die wissenschaftlichen Geräte - und ganz wichtig: die Klimatisierung - wieder mit Strom.

Statt Drängeleien in der Schlange vorm Sicherheitscheck, rücken einem beim Einsteigen in ein Forschungsflugzeug die wissenschaftlichen Racks und Instrumente auf den Leib. Dann geht es los. Die letzten nicht-mitfliegenden Wissenschaftler verlassen die Kabine und schlendern zurück zum Hangar. Die Tür schließt. Die Falcon rollt zur Startbahn.

Die Falcon prescht über die Landebahn und zieht elegant ihre Nase in die tropischen Lüfte über Togo. Dass die Falcon ursprünglich als Geschäftsflugzeug gebaut wurde, spürt man beim Fliegen eher weniger. Der Platz für Komfort wurde maximal der Kapazität für wissenschaftliche Instrumente geopfert. So werden zwar exzellente Messdaten gesammelt - wer aber mitfliegt, vermisst doch so manches Mal den Luxus vergangener Zeiten.

Auch in der Kabine wird es nach kurzer Zeit tropisch: Das Thermometer zeigt nach einer halben Stunde über 40 Grad an. Das bedeutet Schwitzen, Trinken und den wissenschaftlichen Geräten versichern, dass alles in Ordnung sei.

Heute auf dem Flugplan: Die Emissionen des Schiffsverkehrs vor der westafrikanischen Küste.
Der Wandel der Region wirkt sich auch auf die Wolken und deren Klimaeigenschaften aus. Emissionen aus brennendem Müll, Schiffsverkehr, veralteten Motoren und anderen Stoffen vermischen sich mit Monsunwind und Saharastaub. In Kombination mit Waldrodung, Urbanisierung und Bevölkerungswachstum lassen diese Faktoren eine dünne Wolkenschicht entstehen, deren Einfluss auf die Region und die Atmosphäre bislang unverstanden ist.

Die Luft der Region ist ein Gemisch aus verschiedensten Spurengasen, Flüssigkeiten und Teilchen. In der Messkampagne fliegen die Piloten und Wissenschaftler über die unterschiedlichen Emissionsquellen der Region hinweg, um Daten über deren Bestandteile zu sammeln. Die Kampagne ist Teil des EU-Projekts DACCIWA (Dynamics-aerosol-chemistry-cloud interactions in West Africa).

Dreieinhalb Stunden später landet die Falcon wieder am Flughafen Gnassingbé Eyadéma. Nach dem Tanken und getaner Arbeit wird die Falcon wieder in den Hangar geschleppt.

Dort vollzieht der Mechaniker eine kritische Nachflugkontrolle. Danach übergibt er den Flieger an die Techniker der Mess- und Sensortechnik, die wiederum sofort mit der Stromversorgung beginnen. Die Wissenschaftler stehen schon am Hangar bereit, um die Messdaten zu übertragen und die Geräte neu zu kalibrieren.

Nach weiteren vier Stunden wird der Strom für heute abgestellt. Ein langer, aber typischer Tag der Flugkampagne DACCIWA geht in Togo zu Ende. Erschöpft aber zufrieden steigen alle in die Taxen. Morgen heißt es wieder: früh aufstehen - und hoffen, dass die Fahrer pünktlich sind.