Kontrolle von Mikroben im All: Die Suche nach innovativen antimikrobiellen Oberflächen
Die Internationale Raumstation (ISS) ist mehr als nur ein Labor. Für Astronauten ist es ihr Heim. Um außerhalb der Schutzatmosphäre der Erde zu überleben, brauchen Astronauten die geschlossene Umgebung der Station, in der sie eine konstante Temperatur und Feuchtigkeit, eine Atmosphäre und verschiedene lebenserhaltende Systeme wie Wasserrecycling und Abfallwirtschaft haben. Befindet man sich in einem solch abgelegenen Lebensraum mit solch harschen Verhältnissen "vor der Tür", will man, dass alles genau so läuft wie geplant. Was also passiert, wenn Ihre Lebensmittel, Wände, Fenster und Systeme mit unerwünschten Mikroben besiedelt werden?
Die Forschergruppe Weltraummikrobiologie am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unter der Leitung von Dr. Ralf Moeller interessiert sich dafür, wie Mikroorganismen in der Raumfahrt reagieren und was dies für die Zukunft der Weltraumforschung bedeutet. Marta Cortesao, Doktorandin in der Gruppe von Dr. Moeller, war beim Science Slam der ILA Berlin 2018 Future Lab und präsentierte ihre Arbeiten:
Eines unserer Hauptthemen ist die Suche nach antimikrobiellen Oberflächen. Wenn wir unsere Raumsonde mit Materialien bauen können, die mikrobielles Wachstum verhindern oder zumindest verzögern, dann sind wir einen Schritt weiter, um die mikrobielle Kontamination bei langfristigen Raumfahrtmissionen zum Mars und darüber hinaus zu kontrollieren.
Wir schauen uns die gängigsten Materialien auf der ISS an und erforschen, wie Mikroben auf ihnen wachsen und ob sie Biofilme bilden – eine besondere Art von Wachstum, die Mikroben resistenter gegen Antibiotika und Sterilisationsmethoden macht. Zum Beispiel testen wir Polycarbonat, ein Material, aus dem viele Spritzen (für medizinische und wissenschaftliche Experimente), aber auch Aluminium (für Computer und andere Elektronik) und Quarz (für die ISS-Fenster) hergestellt werden. So sind wir jetzt an zwei Raumfahrtprojekten beteiligt, einem von der NASA (Biofilm in Space) und einem von der ESA (Biofilms), die es uns ermöglichen werden, diese Materialien unter realen Raumfahrtbedingungen zu testen.
Die Kontrolle der mikrobiellen Kontamination ist eine Herausforderung, der wir uns jeden Tag stellen, wenn wir Dinge im Kühlschrank vergessen oder wenn unsere Badezimmerwände plötzlich schimmelig aussehen. Mikroben sind überall, und nicht alle sind schlecht. Aber um unerwünschtes Wachstum zu verhindern oder gar Mikroben zu unserem Vorteil zu nutzen, müssen wir verstehen, wie sie funktionieren und wie sie sich an ihre Umgebung anpassen. Das ist besonders wichtig im Weltraum, denn die Umwelt ist ganz anders als wir es hier auf der Erde gewohnt sind.
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