| Raumfahrt

Studie an Alters-Leichtathleten bei Weltmeisterschaft in Málaga: Ein Rückblick

Das MAFS-Team mit dem 70-jährigen Probanden Ian Richards aus Großbritannien: Er hat als Geher in drei Distanzen Gold gewonnen!
Credit:
DLR

Die Studie bei der Alters-Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Málaga ist zu Ende und die Kisten mit allen Instrumenten, Geräten, Möbeln und Technik-Equipment sind schon wieder ausgepackt und im Institut in Köln verstaut. Nun geht es an die Aufarbeitung und Auswertung aller erhobenen Daten und die verschiedenen Wissenschaftler-Gruppen sind gespannt, welche Ergebnisse ihre Arbeit in den letzten Wochen vor Ort im Stadion gebracht hat. Bevor es jedoch an die umfangreiche Datenarbeit geht, wollen wir noch einmal auf die intensiven zwei Wochen in Málaga zurückblicken und ein paar Eindrücke des Teams darstellen.

Professor Dr. Jörn Rittweger, Leiter der MAFS-Studie, DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin: "Mich haben vor allem die vielen verschiedenen Lebensgeschichten der Athleten beeindruckt. Sie vollbringen alle Höchstleistungen und verdienen dafür schon sehr viel Respekt. Wenn man dann aber noch ihre persönlichen Hintergründe kennenlernt, ist man zutiefst beeindruckt. Und der teilweise sehr anstrengende Arbeitseinsatz hat sich sehr gelohnt: In nur zwei Wochen haben wir eine große Menge hochwertiger Daten erhoben, auf die wir sonst nicht gekommen wären. Ich denke, wir werden auch in Zukunft diese Möglichkeit nutzen, wenn wir Vergleichsdaten für ISS-Experimente brauchen. Daneben konnten wir neue Methoden der Datenerhebung erproben. Wir sind rundum begeistert vom Verlauf der Studie."

Professor Dr. Jens Tank, Station Echokardiographie und Pulswellenanalyse: "Ich bedaure, dass ich leider nur die letzten drei Tage der Studie erleben konnte. Ursprünglich war ich skeptisch gegenüber einer Feldstudie, da die Daten oft nicht von bester Qualität sind. Ich wurde aber schnell vom Gegenteil überzeugt. Dr. Fabian Hoffmann und Stefan Moestl haben es geschafft, auf engstem Raum und bei durchaus tropischen Bedingungen über 160 qualitativ hochwertige Ultraschalluntersuchungen am Herzen durchzuführen und zusätzlich das biologische Gefäßalter mit einer neuen Methode der Oberarmblutdruckmessung zu bestimmen, die es erlaubt, den zentralen Blutdruck in der Aorta abzuschätzen und die aortale Pulswellengeschwindigkeit zu ermitteln. Mein besonderer Dank gilt hier Dr. Siegfried Wassertheurer vom Austrian Institute of Technology in Wien und Bernhard Forreiter von der Firma GE Health Care, die uns gerätetechnisch unterstützt haben. Faszinierend war die perfekte Organisation der Abläufe durch das Team von Prof. Rittweger von der Terminvergabe bis zur papierlosen Datenerfassung und dem Ausdrucken einer Zusammenfassung der Befunde für die Athleten inklusive Abschlussgespräch. Ein Sahnehäubchen war die besondere und ansteckende Atmosphäre einer Weltmeisterschaft für Altersathleten, der man sich nicht entziehen konnte. Das war sicher auch ein Grund dafür, dass alle Beteiligten auf der Zielgeraden dieser Studie einen tollen Endspurt hingelegt haben – auch wenn man ihnen die Erschöpfung schon etwas anmerken konnte. Auf jeden Fall werde ich bei der nächsten Gelegenheit etwas mehr Zeit einplanen und inzwischen etwas mehr Sport machen."

Credit:
DLR.

Phil Chilibeck, Professor in Kinesiology, University of Saskatchewan, Canada: "I really enjoyed working on the field study with DLR. I’ve met some amazing athletes who provide much motivation, showing that one can overcome the barrier of aging with proper exercise training.

Phil mit einem Probanden
Credit:
DLR.

It was a pleasure to work with a broad range of people with different backgrounds and expertise in different languages. For myself, I have had the opportunity to use my French speaking with French athletes – a skill I was taught through school but do not have the opportunity to practice much. I am working on the study mostly with echocardiography measurements, assessing cardiac structure and function. The doctor performing these tests (Fabian Hoffmann) is very skilled at these assessments and is providing not only valuable research data on how the heart changes with aging and with high level exercise training, but also providing research participants with valuable information on an important aspect of their health."

Petra Frings-Meuthen, Station Ruhe-Nüchtern-Umsatz: "Als ich in der zweiten Woche zur Unterstützung anreiste, fand ich ein perfekt eingespieltes Team (Natia Rittweger, Irmi Schrage) mit guter Laune vor und es dauerte keine fünf Minuten, da war ich mitten im Geschehen. Die ersten Probanden des Tages kamen meist zu unserer Station, da die Athleten vor der Messung des Ruhe-Nüchtern-Umsatzes nicht gefrühstückt und keinen Sport gemacht haben durften. Unsere Anweisungen an die Probanden lauteten: „Don’t talk, don’t move AND don’t sleep for the next 25 minutes!“, wobei Letzteres meist die größte Herausforderung darstellte. Nach 25 Minuten ruhigem Liegen konnten wir sie dann mit dem Wort „Breakfast!“ erlösen. Die Datenmenge, die wir erheben konnten, ist weitaus mehr als ich erwartet habe und ich freue mich darauf, mit meinen Kolleginnen an der Auswertung zu arbeiten, um das besondere Klientel der Master-Athleten genauer zu durchleuchten. Eins ist uns allerdings jetzt schon klar geworden: Ab jetzt machen wir alle viel mehr Sport, um genauso fit und gutaussehend zu bleiben wie unsere Probanden bei MAFS18!"

"Technik-Wolle" im Gespräch mit Kolleginnen
Credit:
DLR.

Wolfram Sies, DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin, zuständig für Technik, Organisation und Troubleshooting: "Ich war immer überall und habe vor allem an der Station Waden-Muskel-Ultraschall geholfen. Mich faszinierte vor allem der Ehrgeiz aller Athletinnen und Athleten, es war wie ein Wettstreit gegen sich selbst, weil sie bei jeder Messung besser werden wollten. Der Ansturm der Probanden war enorm und es war toll zu sehen, dass alle so wissbegierig und mitteilungsfreudig waren. Immer wieder haben sich sehr interessante und lustige Gespräche ergeben."

Christine Becker, DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin, Organisation und Registrierung – und die Frau mit dem Durchblick: "Ich war sehr beeindruckt vom Team und seiner Dynamik: Obwohl die Tage sehr lang waren, waren alle immer mit vollem Einsatz dabei. Nicht nur die Probanden, sondern auch das MAFS-Team war international zusammengesetzt und hat sich sehr schnell zusammengefunden, es funktionierte reibungslos und harmonierte richtig gut. Erforderte der Tag eine kleine Umstellung, sprang jeder gerne dort ein, wo gerade Not am Mann war. Auch Sprachbarrieren konnten wir immer gemeinsam überbrücken."

Teambesprechung im Stadion
Credit:
DLR.