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Von Horizont zu Horizont - Alexander Gerst telefoniert nach Hause

Die Künzelsauer schicken ihr "Hallo Alex!" auch analog zur ISS
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DLR (CC-BY 3.0)

Am 26. Juli gegen 16:30 Uhr gleicht die Hauptstraße von Künzelsau, der Heimatstadt von Alexander Gerst, einem Volksfest: gefühlte 5000 Menschen sind auf den Beinen. Die Straße ist voll, alles lauscht dem Bühnenprogramm und wartet auf den Kontakt zur ISS. Seit 11 Uhr läuft das Programm und beginnt mit einer Pressekonferenz im Rathaus. Noch schnell ein paar zusätzliche Charts für den Kurzvortrag eingebaut, dann kann es losgehen. Ich bin nach der Begrüßung der Stadt und der Eröffnung des DLR-Pressesprechers an der Reihe und konzentriere mich auf die Experimente und den Nutzen der Forschung auf der ISS. Einige Minuten zuvor kommt plötzlich noch eine E-Mail auf mein Mobiltelefon.

"Volles Haus" beim Bühnenprogramm
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© DLR

Der Planetensimulator MFX-2 vom DLR in Bonn und Berlin läuft wieder. Eine Nachricht, auf die ich seit zwei Wochen warte. Die Probleme sind endlich gelöst. Das ist eine gute Nachricht. Mit etwas Glück schaffen wir noch, dass die Crew die restlichen Materialproben vermessen kann, bevor wir die Anschlüsse für Vakuum und Kühlwasser an die NASA abgeben müssen. Nach der Pressekonferenz gibt es noch diverse Interviews für Presse und Radio. Dann wird es schon höchste Zeit für den Gang zur Bühnen-Einweisung. Danach eine kurze Pause und schon geht es mit dem Live-Interview für einen großen TV-Sender weiter. Kurz danach beginnt das Bühnenprogramm mit Musik und die abgesperrte Hauptstraße füllt sich langsam.

Liveschaltungen zur ISS sind immer etwas Besonderes

Bei Live-Calls muss die ISS nicht über den Veranstaltungsort hinwegfliegen, denn den Kontakt ermöglichen die amerikanischen TDRS-Satelliten von denen drei unseren Globus umspannen und so eine lückenlose Übertragung gewährleisten. Die Raumstation befindet sich zu Beginn der Übertragung über der Mongolei. Das Signal kommt vom Satellit über Houston per Telefon nach Künzelsau und hat etwa fünf Sekunden Zeitverzögerung. 17:15 Uhr, es ist so weit: Wir haben ein Bild auf der LED-Wand an der Bühne, man sieht kurz das Mission Control in Houston, Astronaut Reinhold Ewald auf der Bühne ruft die ISS und Jubel tost durch die Straße. Alexander Gerst lacht in die Kamera. Er sieht uns nicht, sondern bekommt nur das Audiosignal in seinen Ohrhörer.

Astro_Alex à la E.T.: "Telefonieren nach Hause"
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© DLR

Auf der Straße sind farbige Muster, die Menschen die dort stehen, haben gleichfarbige Pappe und auf Kommando der Moderatorin formen sie "Hallo Alex" über ihren Köpfen. Der Schriftzug wird mit einer Drohne von oben gefilmt. Alex bekommt das Bild später per E-Mail. Er beantwortet Fragen von Künzelsauern und Lokalpolitikern, die auf der Bühne stehen.

Solche Schalten sind extrem wichtig, denn sie bringen Raumfahrt, Wissenschaft und Forschung vom All auf den Erdboden und zu den Menschen, deren Steuergelder das alles finanziert. Viele junge Menschen werden dadurch für die MINT-Bereiche inspiriert. Dann bin ich dran. Ich stelle keine Frage, sondern sage Danke an die Crew, die einen Riesenjob macht und überbringe Grüße vom ganzen Bodenteam und den zufriedenen Wissenschaftlern. Alex und die Crew haben die letzten Wochen so einige Probleme gelöst. Ob allerdings ein Experiment erfolgreich Daten bringt, erfahren die Astronauten kaum, denn der Zeitplan ist eng getaktet und die Auswertung erfolgt ja überwiegend am Boden.

Dann sind die zwanzig Minuten um. Die Band spielt, die Straße leert sich langsam. Noch ein paar Interviews nach dem Programm, dann geht ein langer Arbeitstag für uns alle zu Ende. Gegen halb zehn sitzen wir noch zusammen in einem Lokal auf der Hauptstraße. Das helle Licht am wolkenlosen Abendhimmel zieht schnell über unsere Köpfe. Instinktiv winken wir und wiederholen "Hallo Alex", während die ISS weiter nach Osten rast. Wir blicken ihr nach, bis sie schließlich am hohenlohe‘schen Horizont verschwindet.