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AGBRESA: Reinhold Ewald zu Besuch - Von Astronaut zu Explornaut

Von Astronaut zu Explornaut: Reinhold Ewald zu Gast bei unseren 12 Probandinnen und Probanden der AGBRESA-Bettruhestudie
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DLR.

Die Tür zum Raumschiff steht offen, Druckausgleich mit der Außenwelt ist also offensichtlich erfolgt. Ein bisschen ist es schon wie das Betreten einer Raumstation, als ich mich am frühen Montagabend ins Kölner :envihab begebe, um Nauten der besonderen Art zu treffen, nämlich Explornauten. Während die Astronauten dieser Erde ihrem Ziel, den Sternen (Astro-), bisher nicht viel näher gekommen sind, sind Explornauten in einer vergleichsweise besseren Position: Auf dem Weg zu neuen Entdeckungen und Erkenntnissen, den Explorer zu allen Zeiten beschritten haben, braucht man nicht immer große Technik, manchmal reicht ein um sechs Grad geneigtes Bett.

Mit diesem Trick werden nicht nur Kosmonauten in Baikonur in den Tagen vor einem Start ins All mit der in Schwerelosigkeit zu erwartenden Umverteilung der Körperflüssigkeiten in Richtung Kopf vertraut gemacht, auch die Explornauten der AGBRESA-Studie verbringen ihre Tage und Nächte in dieser Position. Sie helfen dabei, Effekte, die an den wenigen Menschen, die schon im All waren, festgestellt wurden, auf eine solide statistische Grundlage zu stellen.

In seinem Vortrag berichtet Reinhold Ewald von seinem Weltraumflug, aber auch über den Mond und weitere Explorationen des Menschen
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DLR.

Publikum in Schräglage

Das Publikum im :envihab ist das ungewöhnlichste, das ich bei all meinen Vorträgen haben könnte: zwölf Betten mit darin liegenden Probandinnen und Probanden. Natürlich lasse ich den Gag nicht aus, sie zu bitten, mit mir auf das kleine Podium zu kommen, um sich das einmal selbst anzusehen. Damit aber genug der Scherze, denn leider bringt die ungewöhnliche Lage auch viele der schmerzhaften Begleiterscheinungen eines Raumflugs mit sich: Druck im Kopf, Rückenschmerzen, Abbau von Knochen und Muskeln, Schwindel und Kreislaufschwierigkeiten nach der Rückkehr in die Vertikale, das habe ich am eigenen Leibe erfahren und drücke den Probanden meine Sympathie darüber aus, dass sie das im Interesse der Wissenschaft mitmachen! Wie bei einem langen Marsflug – Teil meines Vortrags – reichen sekundäre Motivationen nicht aus, um psychologisch solche Beschränkungen länger auszuhalten, ob im 6-Grad-Tieflage-Bett oder im Marsraumschiff; ein persönliches Interesse an dem, was bei den Mühen an Erkenntnis rauskommt, muss an vorderer Stelle stehen. Bei mir war es die von einem Wissenschaftsteam absolut kontrollierte Lebensführung über knapp drei Wochen an Bord der MIR-Raumstation, die ich trotz einiger Schwierigkeiten durchhielt und die zu einem revolutionären Verständnis der Salzhaushaltung im menschlichen Körper führte; Resultate, die dann anschließend durch irdische Explornauten, die die Experimentmethodik meines „Metabolic Ward In Space“ wiederholten, statistisch belegt wurden.

Am 10. Februar 1997 startete Reinhold Ewald im Rahmen der zweiten deutsch-russischen Mission MIR '97 ins All. Er verbrachte 18 Tage an Bord der russischen Raumstation MIR.
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Bewunderung für die AGBRESA-Probanden

Ich bewundere die Probandinnen und Probanden, die mir nicht nur in absolut schlaffördernder Lage 90 Minuten aufmerksam zuhören, sondern dann auch noch intensiv nachfragen und sich rund um die Weltraumforschung interessiert zeigen. Ich habe den Eindruck, dass ich die Zuhörer mit meiner Begeisterung für die Weltraumforschung angesteckt habe. Der ganzen Crew und den Probandinnen und Probanden wünsche ich herzlich eine weiche Landung nach der Liegephase und viele spannende Ergebnisse, die die Mühen belohnen, denen sich diese AGRESA-Explornauten unterzogen haben.

Fast wie schwerelos: Unsere Probandinnen und Probanden lauschen dem Vortrag von Astronaut Reinhold Ewald
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DLR.