3. Virtual Engine Kolloquium: Mit Digitalisierung und Automatisierung zum virtuellen Triebwerk
- Das DLR-Institut für Test und Simulationen für Gasturbinen in Augsburg veranstaltete sein 3. Institutskolloquium zum „Virtuellen Triebwerk“.
- Experten aus Industrie und Forschung tauschten sich zum Thema Digitalisierung und Automatisierung in der Luftfahrt aus.
- Schwerpunkte: Luftfahrt, Digitalisierung, Industrie 4.0
Das Jahr fängt ja gut an: Das Virtual Engine Kolloquium (VEK), das traditionell in der vierten Januarwoche am DLR-Institut für Test und Simulation für Gasturbinen stattfindet, war wieder ein voller Erfolg. Am 23. und 24. Januar 2024 trafen sich über hundert Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft in Augsburg, um sich über die aktuellen Trends und Möglichkeiten in Bezug auf das Virtuelle Triebwerk auszutauschen. Dank der inzwischen erprobten Übertragungstechnik konnten auch all jene dabei sein, denen der kurzfristig angekündigte Lokführerstreik einen Strich durch die Reisepläne gemacht hatte.
Die Digitalisierung von Daten und Prozessen und die Nutzung verschiedener Formen von Künstlicher Intelligenz (KI) ist im technischen Bereich schon lange ein intensiv verfolgtes Thema. Um KI erfolgreich zu nutzen, bedarf es durchgängig digitalisierter Daten, um die Algorithmen zu trainieren und durchgehend digitalisierte Prozesse, um die durch die KI erzeugten Ergebnisse effizient verwenden zu können. Aber seit vor einem Jahr ChatGPT an den Start gegangen ist, beginnt sich die KI plötzlich erdrutschartig zu verbreiten. Die dadurch enorm gesteigerte Erwartungshaltung an Fortschritte im Bereich „Virtual Engine“ war bei allen Teilnehmern des VEK spürbar, geht es doch darum Prozesse, Datenflüsse und Metadaten des virtuellen Triebwerks entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom Designprozess, der Entwicklung, über die Herstellung und den Betrieb bis hin zum Ende der Betriebs- und Lebensdauer zu einem vollständigen digitalen Abbild zusammenzufassen.
Nach einem Grußwort des DLR-Bereichsvorstands Luftfahrt Dr. Markus Fischer, zeigten Industrievertreter von MTU, Lufthansa Technik und Rolls-Royce Deutschland in der Praxis erprobte Anwendungsbeispiele mit automatisierten Abläufen, die durch Digitalisierung von Daten und Prozessen gleichzeitig schneller und weniger fehleranfällig gemacht wurden. Der Vortrag von Stanislaus Reitenbach, DLR-Institut für Antriebstechnik, gab einen faszinierenden Eindruck des Potenzials von Large Language Models als ein neues Bindeglied zur Vereinfachung der Interaktion des Nutzenden mit einem hochkomplexen Simulationsprogramm.
Ein Schwerpunkt der wissenschaftlichen Beiträge war die Digitalisierung und Automatisierung in Forschung und Entwicklung und dabei insbesondere die Bedeutung von Ontologien und Wissensgraphen zur grundlegendenden Strukturierung. Hierbei gibt es viele Aspekte zu beachten, um Datenstrukturen FAIR (Findable, Accesible, Interoperable, Reusable) zu gestalten, wie Professor Christoph Eberl, Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik, ausführte. Das DLR-Institut für Test und Simulation für Gasturbinen zeigte hierzu nicht nur einige Vorträge von Professor Stefan Reh und seinen Mitarbeitenden, sondern auch eine praktische Vorführung der durchgängigen Digitalisierung und Automatisierung aller Daten- und Prozessflüsse auf der Basis von Ontologien im Labor des DLR-Instituts. Spannend war in diesem Zusammenhang auch die Darstellung der Digitalisierung aus einem ganz anderen fachlichen Blickwinkel durch den Vortrag von Dr. Angela Didié, Deutsches Zentrum für Diabetesforschung, in dem die Übertragbarkeit der grundlegenden ontologischen Ansätze auf ganz andere Typen von Beziehungswissen auf überzeugende Art deutlich wurde.
Mindestens genauso wichtig wie die Impulse durch die vielseitigen Vorträge und Vorführungen war aber auch der individuelle fachliche Austausch zwischen den Teilnehmenden während der Pausen und beim gemeinsamen Abendessen. Viele neue Ideen wurden geboren, interessante Möglichkeiten erörtert, und so sind sich alle einig: „Beim Virtual Engine Kolloquium 2025 sind wir wieder dabei!“