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Zweite TRIPLE-IceCraft-Expedition in die Antarktis: Zurück ins ewige Eis – Teil 1

Anflug zur Expedition in der Antarktis
Erster Blick auf das ewige Eis
Credit:

DLR/RWTH Aachen/Dirk Heinen

Es ist Sonntagmorgen, der 12. November 2023: Die Taschen sind gepackt, noch schnell einen Coronatest gemacht und die Expedition 2023/24 ins ewige Eis kann beginnen. Bereits im Frühjahr war unser Team in die Antarktis gereist, um die Einschmelzsonde TRIPLE-IceCraft nahe der Neumayer-Station III des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) zu erproben. Sie ist Teil des von der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR gestarteten TRIPLE-Projekts (Technologies for Rapid Ice Penetration and subglacial Lake Exploration) zur Entwicklung eines autonomen, robotischen Systems zur kontaminationsfreien Erforschung von subglazialen Seen und perspektivisch zur Exploration der Ozeane unterhalb der Eiskruste der Eismonde Europa und Enceladus. Das Hauptziel dieser neuerlichen Expedition ist es, die Sonde weiter zu testen und noch tiefer zu schmelzen, um sogar bis zum Ozean unter dem Schelfeis vorzudringen.

Auch dieses Mal reisen wir zusammen mit Teams vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) und dem norwegischen Polar Institut (NPI) in die Antarktis. Unser erster Flug führt uns nach Oslo, Norwegen. Dort treffen wir unsere Kollegen, die auch zur Troll-Station oder zur Neumayer-Station III reisen werden. Eine Nacht im Flughafenhotel, und nachmittags fliegen wir weiter per Boeing 787 Dreamliner nach Kapstadt. Bei diesem Direktflug müssen wir nicht wie bei unserer Expedition im Frühjahr mehrere Zwischenstopps auf dem Weg einlegen. Mit Sonnenaufgang kommen wir in Kapstadt an. Wir schnappen unser Handgepäck, und es geht ab ins Hotel. Der Weiterflug ist für den nächsten Tag, Mittwoch, am frühen Morgen geplant.

Abends gibt es dann ein Update: Das Wetter an der Troll-Station lässt eine Landung zum geplanten Zeitpunkt nicht zu. Das Flugzeug muss dort auf Sicht landen, und bei der vorhergesagten Bewölkung ist der Kontrast zu schlecht für eine solche Landung. Daher geht es früh morgens nicht los, erstmal heißt es abwarten bis mittags, und dann soll neu abgewogen werden.

Flugplatz von Troll
Blick aus dem Cockpit der Boeing 787 Dreamliner auf den Flugplatz von Troll
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DLR/RWTH Aachen/Dirk Heinen

Ein erstes antarktisches Gruppenfoto
Das Team auf dem Flugplatz von Troll

Am späten Mittag gibt es dann die Bestätigung: Heute Abend soll es weitergehen! Wir werden am Hotel abgeholt und sitzen bereits eine Stunde später im selben Flugzeug wie in der Etappe davor. Endlich geht es los Richtung sechster Kontinent, Antarktis! Der Flug dauert circa fünf Stunden, und bereits eine Stunde vor der Ankunft, zeitgleich zum Sonnenaufgang, können wir das ewige Eis unter uns erkennen. Schnell die Polarkleidung anziehen, und es geht in den Anflug. Wir landen auf dem Flugplatz von Troll. Wir sind wieder in der Antarktis!

Das Interkontinentalflugzeug Boeing 787 Dreamliner auf dem Flugplatz von Troll
Warten auf dem Flugplatz

Die eiskalte, trockene Luft weckt uns direkt wieder auf. Es ist Donnerstag, einige Stunden nach Mitternacht. Heute ist der Beginn des Polartages, bis zur Rückkehr im Januar 2024 wird für uns die Sonne nicht mehr untergehen. Aktuell ist das Wetter an der Neumayer-Station III nicht gut genug, um weiter zu fliegen. Wir warten weiter am Flugfeld, Stunde um Stunde.

Gegen Mittag erreicht uns endlich die Nachricht, dass das Wetter besser werden soll und es am Abend ein ausreichendes Wetterfenster zum Landen geben soll. Wir warten, und am späten Nachmittag ist das Flugzeug gelandet, das uns weiterfliegen wird. Es ist eine Basler BT-67, genauso wie bei unserem Zubringerflug im Januar dieses Jahres während der letzten Expedition. Zunächst helfen wir beim Verladen des Gepäcks und der Fracht, und schon geht es auch für uns ins Flugzeug. Nach gut einer Stunde Flug setzen wir auf der Landebahn bei der Neumayer-Station III auf. Alles wieder raus aus dem Flugzeug, und wir schreiten durch Schnee und Eis in Richtung Station. Endlich da!

Endlich kann es weitergehen
Die Basler BT-67 wird beladen
Auf dem Runway des Troll-Flugplatzes
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DLR/RWTH Aachen/Dirk Heinen

Auf dem Weg zur Neumayer-Station - Blick aufs ewige Eis
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DLR/RWTH Aachen/Dirk Heinen

Eine beeindruckende Aussicht bei Anflug
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DLR/RWTH Aachen/Dirk Heinen

Ankunft an der Neumayer-Station III
Nach langer Reise ist das finale Ziel fast erreicht. Die Neumayer-Station III ist in Sicht.
Geschafft! Das Team erreicht die Neumeyer-Station III

Seit unserer Abreise in Aachen sind bereits über 106 Stunden vergangen, und wir sind überglücklich, angekommen zu sein. Noch schnell zu Abend essen, und schon beginnt die Koordination: Was werden wir wann benötigen?

Aufwecken der TRIPLE-IceCraft-Sonde aus dem Winterschlaf

Der nächste Tag beginnt mit dem Frühstück um 7 Uhr. Eine halbe Stunde später ist die tägliche Besprechung mit dem Technikteam. Im Anschluss gibt es für alle Neuankömmlinge eine Stationseinweisung, während eine Schneeraupe zum Winterlager losfährt, wo unser Container mit der TRIPLE-IceCraft-Sonde noch im Winterschlaf liegt. In dieses Lager werden alle größeren Objekte vor dem Winter gebracht, da sich in deren Windschatten riesige Schneeablagerungen bilden, die näher an der Station stören würden.

Unser Container mit Schlitten ist stark eingeschneit, nur circa einen Meter hoch ragt er aus dem Schnee. Nach einem mühseligen Freischieben wird der Container angehängt, und die Schneeraupe zieht ihn zur Neumayer-Station III. Wir nutzen die Zeit, um unsere Luftfracht zu organisieren und die Stelle, wo später der Container stehen soll, vorzubereiten. Der Containertransport ist wegen des vielen Schnees sehr mühselig. Es dauert länger als geplant, und dann reißt auch noch die Zugkette des Schlittens. Unser Container verbleibt für die Nacht auf halbem Weg zur Station.

Transport unseres Containers
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DLR/RWTH Aachen/Dirk Heinen

Der nächste Tag beginnt wieder mit Frühstück und Technikbesprechung. Danach wird unser Container mit erneuerter Zugkette zum Radom, einer Antennenkuppel, die sich circa 220 Meter entfernt von der Station befindet, gezogen und abgestellt. Diese Position haben wir gewählt, da wir so die Stationslogistik nicht stören, sie gut fußläufig zu erreichen ist, und wir uns dort an das Stromnetz der Station anschließen können. Wir beginnen damit, beide Containerseiten zu öffnen sowie unsere Boxen und das restliche verstaute Material auszuräumen. Wir starten die Tests der Containerinfrastruktur: Alle Batterien leben noch, unser Serversystem und auch der Generator starten ohne Probleme. Wir finden keine Schäden. Alle Systeme haben den Winterschlaf sehr gut überstanden! Als nächster Schritt steht der Transport der Sonde zur Station an, um dort wetterunabhängig arbeiten zu können.

Alles ist noch so, wie wir es im Bedienerbereich unseres Containers nach der letzten Expedition verstaut hatten.
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DLR/RWTH Aachen/Dirk Heinen