Erster europäischer Start in diesem Jahr
+++ Update: Die Sojus ist um 02:03 Uhr erfolgreich gestartet. +++
Auch in diesem Jahr versuche ich zu jedem Start aus Europa einen Blogbeitrag zu schreiben. Der erste ist für heute Nacht geplant. Um 2:03 Uhr deutscher Zeit soll eine "europäisierte" Sojus vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, starten. Hier geht's zur Live-Übertragung.
Warum die aus Russland stammende Sojus auch für Europa startet sowie Informationen über die technischen Details, können hier nachgelesen werden.
Dies ist aber nicht nur der erste europäische Start in diesem Jahr, sondern auch der erste Start einer Sojus aus Französisch-Guayana in einen geostationären Transferorbit (GTO). Dieser Orbit wird üblicherweise nur von Ariane 5 angeflogen, da der Schwerlastträger in der Regel Telekommunikationssatelliten transportiert. Normalerweise fliegt Sojus niedrige und mittlere Erdorbits an und transportiert dann Satelliten für die Erdbeobachtung oder Galileo-Satelliten. Sojus ist jedoch in der Lage, alle relevanten Orbits anzufliegen. Daher ist der Träger extrem flexibel einsetzbar und eine hervorragende Ergänzung zur Ariane 5 und Vega. Für die ganz großen Telekommunikationssatelliten, wie sie Ariane 5 transportiert, ist er allerdings zu schwach.
Spanischer Satellit mit deutscher Technologie
An Bord der Sojus befindet sich ein Telekommunikationssatellit, der in einem geostationären Transferorbit abgesetzt werden soll. Dies ist ein stark elliptischer Orbit, von dem aus der Satellit dann seine eigentliche kreisrunde Bahn in zirka 36.000 Kilometern Höhe um die Erde ansteuert.
Der Satellit trägt den Namen Hispasat 36W-1, und mit ihm wird zum ersten Mal die SmallGEO-Satellitenplattform zum Einsatz kommen. SmallGEO wurde in einer öffentlich privaten Partnerschaft (Public-Private-Partnership) zwischen der Europäischen Weltraumorganisation ESA und dem privaten Satellitenbetreiber Hispasat im Programm "ESA ARTES SGEO" entwickelt, in der Deutschland als größter Beitragszahler die Programmführung übernommen hat. Der Auftrag für Entwicklung und Bau ging an das deutsche Unternehmen OHB System aus Bremen.
Der Hispasat-Satellit ist allerding alles andere als "small". Er bringt beim Start 3.220 Kilogramm auf die Waage und ist etwa 5 Meter mal 2,5 Meter mal 3,1 Meter groß. Allerdings bringt es ein großer Telekommunikationssatellit locker auf das doppelte Gewicht - dagegen wirkt der Hispasat dann doch wieder eher klein. Befindet sich Hispasat dann in seiner endgültigen Orbitposition, deckt er ein Gebiet ab, das sich von Spanien über Portugal, die kanarischen Inseln bis hin zu Südamerika erstreckt.
Von Null auf über 32.000 Stundenkilometer in 27 Minuten
Die Sojus-Rakete wird gerade einmal 32 Minuten brauchen, bis der Satellit abgesetzt werden kann. Die insgesamt 32 Triebwerke der vier Booster und der Hauptstufe entwickeln beim Start einen Schub von über 400 Tonnen, die den über 300 Tonnen schweren Träger in die Luft bringen. In etwa 70 Metern Höhe wird die Sojus ein Wendemanöver in Richtung Osten beginnen. Die Flugbahn wird im Laufe des Flugs dann immer flacher. Um einen stabilen Orbit zu erreichen, muss die Rakete zum einen möglichst schnell die dichten Luftschichten der Erde verlassen, und zum anderen - noch wichtiger - eine hohe Geschwindigkeit um die Erde erreichen. Nach Brennschluss der Fregat-Oberstufe haben Oberstufe und der darauf befestigte Satellit eine Geschwindigkeit von über 9000 Meter pro Sekunde. Etwa fünf Minuten später wird dann der Satellit abgesetzt.
In diesem Jahr sollen insgesamt 13 europäische Träger gestartet werden: davon siebenmal die Ariane 5, dreimal die Vega und die Sojus zweimal. Unter anderem wird die Ariane 5 vier weitere Galileo-Satelliten ins All bringen.
Bis zum nächsten Start!
Weiterführende Informationen:
- Zum Livestream
- Launchkit in englischer Sprache (PDF)
- Informationen über die "europäisierte" Sojus
- Weitere Bilder
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