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Studie an Alters-Leichtathleten bei Weltmeisterschaft in Málaga: Riesen-Ansturm erfolgreicher Athleten bei der MAFS-Studie

Nach dem 100 Meter Lauf der Frauen in der Altersklasse 80 bis 84 Jahre
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DLR.

Die ersten Tage der MAFS-Studie an Alters-Leichtathleten bei der Weltmeisterschaft in Málaga sind absolviert und das Team der Studie ist jeden Tag aufs Neue erstaunt über den riesigen Ansturm. Einige Probanden müssen bereits auf die zweite Woche terminiert werden, weil die Untersuchungstermine für die ersten sechs Tage der Weltmeisterschaft im Stadion bereits fast alle vergeben sind und die Athleten schließlich auch noch ihren eigenen Wettkämpfen nachkommen müssen. Bereits im Morgengrauen ist das Team im Stadion, um alle Stationen der Untersuchungen aufzubauen, die Geräte hochzufahren und selber noch einen Kaffee zu trinken, bevor die ersten Probanden-Athleten motiviert bis in die Haarspitzen in der Tür stehen, um ihre Untersuchungen zu absolvieren. Nebenbei wird das Frühstück für diejenigen Probanden zubereitet, die ihren Ruhestoffwechsel bestimmen lassen, was nüchtern erfolgen muss.

Durch die offene Tür kommt immer wieder eine Brise vom nahe gelegenen Strand und auch die Wettkampfdurchsagen und Anfeuerungsrufe für die außerordentlichen Leistungssportler aus dem Stadion sind im MAFS-Raum zu hören. Ihre Schützlinge bei den Wettkämpfen verfolgen können die Wissenschaftler angesichts des vollen Studienterminplans aber nicht, so müssen sie sich wiederum von den Probanden im Anschluss von ihrem Abschneiden im Hochsprung, bei den Sprints, im Werfen, den Langstreckenläufen und den vielen weiteren Disziplinen unterrichten lassen. Dennoch versuchen die Wissenschaftler ab und zu einen kurzen Blick ins Stadion zu erhaschen, um den ein oder anderen ihrer Athleten, den sie besonders ins Herz geschlossen haben, anzufeuern. So ist die 84-jährige Dorothy aus Großbritannien schon ein heimlicher Star und Gewinner der Herzen des Teams geworden, da sie mit ihrer britischen Gelassenheit, ihrem Witz und vor allem mit ihrem starken Willen und ihrem einnehmenden Wesen alle in ihren Bann gezogen hat. Aber auch der 76-jährige Schweizer Hochspringer Walter Zbinden, der bereits seit 10 Jahren an den Studien an Altersathleten teilnimmt und eine Kehlkopf-Krebs-Erkrankung erfolgreich bekämpft hat, ist immer wieder Thema des relativ jungen MAFS-Teams.

Der 76-jährige Walter beim Wadenultraschall.
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Die Wissenschaftler an den einzelnen Stationen müssen trotz der hohen Frequenz der Untersuchungen und der im Untersuchungsraum im Tagesverlauf steigenden Temperatur immer hoch konzentriert bleiben, um die Erfassung ihrer Daten so gut wie möglich zu absolvieren. Da alle Untersuchungen in einem Raum stattfinden und die Stationen lediglich mit Trennwänden voneinander getrennt sind, versuchen die Wissenschaftler wie auch die Probanden, die anderen Untersuchungen nicht zu stören. Das ist nicht immer ganz einfach, da zum Beispiel beim Sprungtest der Sportwissenschaftler Edwin Mulder seine Probanden immer lautstark anfeuert, um sie zu Höchstleistung und -sprüngen zu motivieren.

Und das hilft:

Die britische Läuferin Dorothee ist 84 Jahre alt
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Die Athleten bleiben nicht nur während ihrer Wettkämpfe, sondern auch während der Untersuchungen bei der Studie ihrem Leistungsprinzip treu: Alle sind äußerst motiviert und wollen auch bei den Untersuchungen gut abschneiden. Und dass auch sie von der Studie profitieren, indem sie die Ergebnisse der Untersuchungen zu ihrem Leistungsstand von Studienleiter Jörn Rittweger oder Edwin Mulder persönlich erläutert bekommen und in ihr Training einfließen lassen können, spornt sie umso mehr an. Dabei können sich auch ihre sportlichen Erfolge durchaus sehen lassen und verursachen bei den jungen, durchaus sportlichen Wissenschaftlern anerkennendes Staunen: So gewann der Brasilianer Yoshiyuki Shimizu das Finale der 100-Meter-Läufe in der Altersklasse 90-94 Jahre in einer Zeit von 18.46 Sekunden. Bei den 100-Meter-Läufen der Männer in der Altersklasse zwischen 70 und 74 Jahre siegte der US-Amerikaner Charles Allie mit einer Zeit von 13,22 Sekunden – eine Leistung, die die meisten in ihren besten Bundesjugendspielen nicht mal annähend erreichen konnten. Und auch die Damen lassen manch einen der jungen Sportskanonen im MAFS-Team blass werden: Die Südafrikanerin Aletta Ungerer ging beim 100-Meter-Lauf der Frauen zwischen 70 und 74 Jahren mit einer Zeit von 16.59 Sekunden vom Feld.

Gerade die weite Altersspanne der Teilnehmer scheint ein Grund für die sehr gute Stimmung und den großen Einsatz auf beiden Seiten zu sein: Wenn das Team sich abends auf ein kurzes Feedback-Gespräch trifft und dann den Tag gemeinsam mit einem spanischen Bier ausklingen lässt, wird immer wieder davon berichtet, wie angetan alle Beteiligten von der Gelassenheit, ihrer Leistung und Freundlichkeit der Athleten sind. Vor allem, dass die Athleten ihren Sport noch immer voller Freude und Hingabe – oft trotz verschiedener Beschwerlichkeiten und Opfer – ausüben, beeindruckt das MAFS-Team sehr. Auch die kulturellen Hintergründe, die vielfältigen Lebenserfahrungen und die vielen persönlichen Errungenschaften der internationalen Teilnehmer sind ein Grund, warum das Team die Untersuchungen immer wieder aufs Neue voller Elan angeht. Oft kommen die Athleten an den weiteren Wettkampftagen noch auf eine Stippvisite vorbei, um den angefangenen Austausch fortzusetzen und über die bisherigen Ergebnisse der Wettkämpfe zu berichten.

Wir freuen uns auf viele weitere tolle Probanden und drücken weiterhin allen die Daumen!

Das MAFS-Team mit Sportlerin Dorothee
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DLR (CC-BY 3.0)