4. September 2018 | Sport im Alter für Herz, Kreislauf und Stoffwechsel

DLR-Studie bei den Weltmeisterschaften der Senioren-Leichtathleten

  • DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin führt Studie an Senioren-Leichtathleten durch.
  • Im Fokus der Forschung stehen die altersbedingten Veränderungen.
  • Schwerpunkt(e): Raumfahrt, Gesundheit

Über 8100 Teilnehmer haben sich bei den diesjährigen World Masters Athletics Championships, der Weltmeisterschaft der Senioren-Leichtathleten, im spanischen Málaga vom 4. bis zum 16. September 2018 angemeldet. Dabei gelten im Hochleistungssport nicht nur Leichtathleten wie der 102-jährige Italiener Giuseppe Ottaviani oder die 102-jährige Teilnehmerin Man Kaur aus Indien als Senioren, sondern bereits Sportler ab 35 Jahre. "Das sind Wettkämpfe auf allerhöchstem Niveau", sagt Prof. Jörn Rittweger vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). "Diese Topathleten sind für uns sehr interessant." Der Raumfahrtmediziner führt während der Meisterschaften eine Studie an eben diesen qualifizierten Sportlern durch: Mit der "Masters Athletics Field Study 2018" (MAFS 2018) werden altersbedingte Veränderungen unter anderem des Bindegewebes des Skelettmuskels, der Eigenschaften von Blutgefäßen sowie von Herzgröße und -funktion erforscht. Damit soll untersucht und nachgewiesen werden, ob und wie regelmäßiger Sport die Herz-Kreislauf-Gesundheit und den Stoffwechsel verbessert. Ein Vergleich zur Gesundheit der Astronauten ist ebenfalls möglich - bei diesen kommt es durch die Schwerelosigkeit im All zu Muskel- und Knochenschwund.

"Für uns decken die Weltmeisterschaften und ihre Sportler alle wesentlichen Aspekte der Muskelfunktion ab: Die Kraft beispielsweise bei Diskus- und Hammerwerfern, der Sauerstoffeinsatz bei den Langstreckenläufern, die kurzzeitige Bereitstellung von Energie bei Sprintern und die mechanische Speicherung von Energie beispielsweise bei den Weitspringern", erläutert DLR-Mediziner Jörn Rittweger. Zwei Wochen lang wird daher ein Team des DLR und der Universität Málaga die Sportler und Sportlerinnen aus verschiedenen Altersklassen ansprechen und sie zur Teilnahme an der Studie einladen.

Muskelleistung, Herzvolumen und Kalorienverbrauch

Wer an der Studie teilnimmt, durchläuft einige Untersuchungen und Messungen. Per Ultraschall wollen die Wissenschaftler das Wadenmuskel-Gewebe und seine Beweglichkeit messen, um die altersbedingten Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des Muskels zu erfassen. Mit einer Messung des Blutdrucks nahe dem Herzen soll untersucht werden, inwiefern Sport bei den Teilnehmern dazu führt, dass die Arterien auch im Alter elastisch sind. Die Ultraschalluntersuchung des Herzens soll Daten unter anderem zur Größe des Herzens und zu dessen Füllvolumen liefern. Auch die Menge der verbrannten Kalorien im Ruhezustand wird gemessen sowie unter anderem Lebenszufriedenheit und Schlafqualität über Fragebögen erfasst.
Seit 2001 nutzen die Wissenschaftler des DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin Europa- und Weltmeisterschaften der Senioren-Leichtathleten, um Datensätzen zur Untersuchung altersabhängiger Gesundheit zu erfassen. "Zu diesem Leistungsniveau gibt es nur sehr wenige Studien." Was den Muskelschwund im Alter auslöst oder auch wieviel Sport notwendig ist, um die Auswirkungen des Alters auszugleichen, sei bisher nicht ausreichend untersucht, betont Prof. Jörn Rittweger.

Vergleich zu Astronauten und Patienten

Nützlich sind die erhobenen Daten der Senioren-Leichtathleten auch im Vergleich zu anderen Probanden, die am DLR untersucht werden. Mit dem Experiment "Sarcolab" untersucht das DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin den Muskelschwund von Astronauten, deren Leistungsfähigkeit vor und nach der Mission im All vermessen wird. Auch in Langzeit-Bettruhestudien wird bei gesunden Probanden - wie bei einer krankheitsbedingten Bettlägerigkeit - durch die eingeschränkte Bewegung und unter kontrollierten Bedingungen ein Muskel- und Knochenschwund ausgelöst. "Vom 30. bis zum 80. Lebensjahr geht die Sprungleistung um 50 Prozent zurück, bei einer Bettruhestudie verlieren die Probanden für eine kurze Dauer etwa 20 Prozent ihrer Sprungleistung", vergleicht MAFS-Studienleiter Jörn Rittweger.

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Prof. Dr. Jörn Rittweger

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin
Weltraumphysiologie
Linder Höhe, 51147 Köln