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Die DLR-NASA-Bettruhestudie: Betreuung rund um die Uhr

Läufer-Tool für Aufträge der Testpersonen
Anstehende Anfragen der Probandinnen und Probanden (etwa die „Bestellung“ von Urinflaschen) werden über das sogenannte „Läufer-Tool“ aus dem Study Office in die Stations-Flure übermittelt, damit den Testpersonen schnell geholfen werden kann.

In dieser Blogserie zur zweiten Kampagne der DLR-NASA-Bettruhestudie „Sensorimotor Countermeasures Study (SMC)” stellen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin in Köln vor allem die Experimente der SMC-Studie und die Personen dahinter vor und zeigen, wie sie Maßnahmen entwickeln, um den Menschen auf eine sichere Erforschung des Weltraums vorzubereiten und auch die medizinische Versorgung auf der Erde zu verbessern.

Wie können unsere Bettruhe-Probandinnen und -Probanden eigentlich ihren Alltag im Bett verleben und alltägliche Dinge erledigen? Wie können sie beispielsweise der Körperpflege, dem Austausch mit anderen, Hobbies oder dem Zurücklegen von Wegen innerhalb des :envihab nachgehen, wenn sie doch während der 60-tägigen Bettruhe-Phase die ganze Zeit liegen müssen? Ganz wichtig für unsere Studien sind dafür unsere Mitarbeitenden in der Probandenbetreuung, die rund um die Uhr für ganz unterschiedliche Einsätze auf der Station zur Verfügung stehen und immer im Kontakt mit den zwölf Testpersonen sind.

Eine der ersten Aufgaben des Tages: Probandinnen und Probanden kommen auf die Waage
Teil der täglichen Morgenabläufe ist das Wiegen der Probandinnen und Probanden in sechs Grad Kopftieflage.

Die Probandenbetreuung während einer Bettruhestudie wird hauptsächlich von studentischen Hilfskräften aus verschiedenen Studiengängen übernommen. Das Team von über 20 Hilfskräften betreut die Testpersonen über mehrere Wochen in allen Belangen, die während der Studie auf der Probandenstation auftauchen. Sie arbeiten in einem System aus Früh-, Spät-, und Nachtschicht. Während der 60-tägigen Bettruhephase sind in jeder Schicht mindestens zwei Hilfskräfte vor Ort, die von einer Studienkoordination angeleitet werden.

„Aufstehen“ um 6:30 Uhr – und das jeden Tag

Die Frühschicht startet um 6:15 Uhr. Kurz vorher gibt es noch einen gemeinsamen Kaffee in der Personalküche, wobei das Protokollbuch gelesen wird, um auf dem aktuellen Stand der Ereignisse und Abläufe auf der Station zu sein. Um 6:30 Uhr werden dann die Probandinnen und Probanden geweckt, und zwar an jedem Wochentag – ein Wochenende zum Ausschlafen gibt es während der insgesamt 89-tägigen Studie nicht. Die Weckzeit begeistert zwar nicht alle Testpersonen, doch sie freuen sich immer über ein paar freundliche Worte und ein Lächeln zur Begrüßung am frühen Morgen. In der Morgenroutine wird dann der Blutdruck gemessen, die Körpertemperatur notiert, Urinflaschen ausgeteilt und das tägliche Wiegen der Probandinnen und Probanden (natürlich liegend und in sechs Grad Kopftieflage!) koordiniert. Während der Bettruhephase ist dafür jederzeit eine Hilfskraft als „Monitor“ eingesetzt, um die korrekte Lage per Kamera zu überwachen.

Transport der Probandinnen und Probanden
Da die Probandinnen und Probanden nicht aufstehen können, werden sie von den Hilfskräften zu ihrem Ziel geschoben. Das ZIel kann auch schon einmal ein Plausch im Nachbarzimmer sein, wie hier zu sehen ist.

Anschließend stehen unterschiedliche Experimente und Aktivitäten des Tages an. So begleiten die Hilfskräfte die Probandinnen und Probanden zu Experimenten, waschen die Wäsche, spülen Hygieneutensilien oder erstellen den Duschplan, denn die Duschzeiten müssen genau mit dem Tagesplan und den persönlichen Bedürfnissen der Probandinnen und Probanden abgestimmt werden.

Ein Mario-Kart-Turnier als Betthupferl

Ab 14:15 Uhr übernimmt die Spätschicht, es gibt einen kurzen Austausch über die Besonderheiten des Tages und eine Übergabe der gesammelten Urinflaschen. Die Urinflaschen werden akribisch auf die korrekte Datenerfassung kontrolliert, gezählt und ins Labor zur weiteren Analyse gebracht. Da die beliebten Duschzeiten am Abend liegen, finden jetzt die Transporte der liegenden Testpersonen zur Dusche (natürlich auch im Liegen!) und wieder zurück ins Zimmer statt. Nach dem Abendessen treffen sich die Probandinnen und Probanden in ihren Betten gerne noch im Aufenthaltsraum, wo von den Hilfskräften Film- oder Spieleabende organisiert werden – wenn Zeit ist, dürfen sie auch eine Runde mitspielen. Besonders beliebt beim Team und den Testpersonen: Das Spielkonsolen-Mario-Kart-Turnier! Solche gemeinsamen Aktionen werden auch vom Probandenbetreuungs-Team besonders geschätzt.

Kontrolle aus dem Study Office
Im Study Office kann die Liegeposition aller Probandinnen und Probanden in ihren Zimmern auf einen Blick im Auge behalten werden.

Die Nachtschicht der Probandenbetreuung beginnt um 21:15 Uhr und hilft bei der Abendroutine: Waschschüsseln und Urinflaschen verteilen, Wasserflaschen einsammeln, den Winkel am Bett kontrollieren. Sobald um 22:30 Uhr das Licht ausgeht, stehen die Dateneingabe von Untersuchungsergebnissen, die Vorbereitung von Dokumenten für den nächsten Tag, die Desinfektion sämtlicher Oberflächen und die Reinigung der Hygieneutensilien an.

Das Team unterstützt die Probandinnen und Probanden in allen Belangen, bei denen sie Hilfe benötigen, damit es ihnen an nichts fehlt. Die Testpersonen erreichen die Hilfskräfte jederzeit über Anruf im Study Office, und das Team erfüllt alle Wünsche wo eben möglich. Am häufigsten werden Urinflaschen und Bettpfannen benötigt, manchmal müssen auch einfach die Buntstifte vom Schreibtisch angereicht werden, die außer Reichweite des Bettes liegen.

Die Arbeit in der Probandenbetreuung ist für unser Team vielseitig und durch den engen Kontakt auch sehr persönlich. Da die Probandinnen und Probanden während der Liegephase stark auf das Team angewiesen sind, entsteht schnell ein vertrauter Umgang, und man kommt intensiv ins Gespräch. So sind sogar bereits Freundschaften über die Bettruhestudie hinaus entstanden.

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