Das Raumfahrt-Habitat FLEXhab: Mehr Wohnraum auf dem Mond!
Ich stehe auf dem Mond, und irgendetwas erinnert mich an daheim. Obwohl ich nur von Dunkelheit, grauer Tristesse und jeder Menge Staub und Steine umgeben bin: Irgendetwas bringt meine Gedanken immer wieder zurück in unser Haus im Chiemgau. Ich sehe nichts, was mich an Zuhause erinnert, da ist es grün und blau und – wohnlich… Woher kommt also dieses Gefühl?
Ich horche in mich hinein – und da HÖRE ich es: Das monotone Brummen mit immer wieder lauten, leicht metallischen Klängen – ein Bagger! Das Baggergeräusch ist die Verbindung! Daheim arbeitet nämlich auch gerade ein Bagger: Zwar wohnen meine Familie und ich jetzt schon zehn Jahre in unserem Haus, aber die Garage haben wir jetzt erst begonnen zu bauen. Der Bagger hebt gerade das Fundament aus.

DLR/ESA
Eine lustige Parallele: Freilich stehe ich nicht auf dem echten Mond, sondern in der LUNA-Halle in Köln, unserer Mond-Forschungsanlage. Und tatsächlich rollt sowohl daheim als auch hier gerade der Bagger. Daheim: Zehn Jahre steht unser „Familien-Habitat“ und jetzt kommt die „Halle fürs Auto“. In Köln: Zehn Monate steht unsere Mond-Halle – und jetzt kommt das „Raumfahrt-Habitat FLEXhab“ daneben.
Ein Weltraum-Campingcontainer für die Mondforschung
Zeitsprung: Vier Wochen später, Mitte April 2025, steht das FLEXhab fertig neben der LUNA-Halle. Gerade laufen die letzten Tests und die Endabnahme. Wir haben uns eine Art Weltraum-Campingcontainer konstruieren lassen, genau nach unseren Anforderungen. Wir wollten ein möglichst vielseitiges Wohnquartier für vier Astronauten haben, das ein möglichst großes Spektrum an Forschungsmöglichkeiten abdeckt.
Und das haben wir auch bekommen: Das FLEXhab bietet Platz für vier Astronauten, die in kleinen Kabinen dort schlafen können. Es gibt eine kleine Küche, einen Laborbereich, und eine Luftschleuse, in der sich Dusche und Toilette befinden. Besonders schön: Das gemütliche Wohnzimmer, der Aufenthaltsbereich für die kleine WG.
Von der Gesteinsanalyse bis zum psychologischen Experiment: Alles ist möglich
Für die Raumfahrtgemeinde haben wir mit FLEXhab tolle Möglichkeiten anzubieten: Wir können Studien dazu machen, wie ein Habitat optimal und funktional ausgestattet und arrangiert werden sollte. Wir können erforschen, welche Methoden zur Gesteinsanalyse wie auf engem Raum zukünftig praktikabel vor Ort durchgeführt werden können. Wir können verschiedene Dekontaminationsverfahren testen: Wie kann man optimal den Eintrag von Staub in das Habitat minimieren?
Wir können ein neuartiges Lebenserhaltungssystem an das FLEXhab anschließen und ausprobieren, ob Sauerstoffversorgung und Kohlendioxidentfernung funktionieren wie geplant: Hier auf der Erde können wir ja jederzeit die Türen öffnen und den Container verlassen. Wir können Untersuchungen durchführen, wie sich die Gruppendynamik in solch einem kleinen Lebensraum auf die Leistungsfähigkeit des Teams auswirkt. Die Schleuse, die Beleuchtung, die Schmutzwasserprozessierung – an allem können wir andocken, alles können wir zum Forschungsgegenstand machen, alles verändern, Fehler testhalber einbauen oder korrigieren. Das FLEXhab erweitert die Möglichkeiten von LUNA noch einmal erheblich.
Arbeitsalltag auf dem Mond
Mir persönlich gefällt am besten, dass wir mit dem FLEXhab zukünftige mehrtägige Missionen auf der Mondoberfläche durchspielen können – zusammen mit dem Flight Control Team in Oberpfaffenhofen. Die Astronauten würden im FLEXhab schlafen, essen, dann ihre Mondexkursion vorbereiten und starten. Sie würden mit Hilfe des Kontrollzentrums dann die Mondoberfläche erforschen, ihre Experimente durchführen und Steinproben nehmen.
Wir könnten das Säubern der Raumanzüge testen, und vielleicht am nächsten Arbeitstag die Ausbeute an Mondproben im Habitat untersuchen. Diese würde dann mit den Fachleuten im Kontrollzentrum und den beteiligten Wisssenschaftlerinnen und Wissenschaftlern diskutiert und schließlich teilweise für den Rücktransport auf die Erde verpackt werden. Am nächsten Tag wäre dann der nächste Außenbordeinsatz.
Das Habitat ist jedoch nicht das letzte Element, das wir außen an LUNA anbauen werden: Wenn EDEN LUNA, das automatische Mond-Gewächshaus, ebenfalls in Köln steht, wird LUNA noch einmal einen großen Schritt vorangekommen und für eine noch größere Bandbreite an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern interessant sein. Und in unseren Köpfen gibt es noch viel mehr Ideen – wir werden sehen!
Für den Moment freue ich mich, dass das FLEXhab endlich da ist. Ob ich deshalb zukünftig auf mein Hotelzimmer in Köln verzichten kann, bleibt abzuwarten – da werde ich mal mit unserem internen Reisebüro Rücksprache halten müssen.
Weiterführende Links
- DLR-Pressemitteilung: Forschungsprojekt in der LUNA-Halle: Ein Schwarm aus Sensoren, Rovern und Astronauten erkundet den Mond
- DLR-Pressemitteilung: Eröffnung der LUNA-Anlage
- DLR-Blogbeitrag: Rover auf dem Weg zum Mond – und unterwegs in LUNA
- DLR-Blogbeitrag: Astronauten in Aktion und ein Explorations-Roboter: Die LUNA-Halle ist eröffnet
- DLR-Blogbeitrag: Mondgeologie in der LUNA-Halle: Der Weg wird steinig…
- DLR-Blogbeitrag: Ein neuer Lava-Tunnel und Tonnen von Regolith: In der LUNA-Halle, da staubt’s!
- DLR-Blogbeitrag: Der Schlüssel zum Mond: Die äußere Hülle der LUNA-Halle ist errichtet
- Flickr-Galerie zu LUNA
- LUNA-Website von ESA und DLR
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