EOC-Wissenschaftler mit Helmut-Rott-Preis ausgezeichnet
Der EOC-Wissenschaftler Dr. Wael Abdel Jaber hat am 19.10.2017 den Helmut Rott Preis erhalten. Dieser Preis wird alle zwei Jahre für herausragende Dissertationen im Bereich der Fernerkundung der Kryosphäre verliehen. Dr. Wael Abdel Jaber (im Bild rechts) wurde im August 2016 an der TUM promoviert, der Titel seiner Arbeit lautet: "Ableitung von Massenbilanz und Oberflächengeschwindigkeit von Gletschern mit hochauflösendem SAR: Anwendung auf die Patagonischen Eisfelder und die Antarktis".
Die Satellitenfernerkundung hat die traditionelle Glaziologie in den letzten Jahrzehnten revolutioniert. Schwer zugängliche Regionen können jetzt mit erheblich besserer räumlicher und zeitlicher Auflösung überwacht werden. Insbesondere Radarsatelliten mit synthetischer Apertur (SAR) bieten für die Beobachtung der Kryosphäre enorme Vorteile. Mit ihnen lassen sich Bilder in hoher Auflösung, großflächiger Abdeckung, systematisch, bei Tag und Nacht und zu jeder Jahreszeit und Wetterlage erfassen. Die verwendete Radarstrahlung dringt mehrere Meter in trockenen Schnee ein und liefert auch – für optische Systeme unsichtbare – Informationen wie z.B. über tiefer liegenden Grenzflächen und das Volumen.
Gletscher und die Eisschilde der Antarktis und Grönlands sind grundlegende Bestandteile des globalen Klimasystems und reagieren besonders empfindlich auf einen Klimawandel. Weltweit wird in den letzten Jahrzehnten ein signifikanter und zunehmender Eismassenverlust registriert. Um die noch unsicheren Abschätzungen und Vorhersagen zum globalen Gletscherverlust und die Klimawandelmodelle zu verbessern, müssen die Mechanismen der Gletscherdynamik besser verstanden werden. Die mit dem Helmut-Rott-Preis ausgezeichnete Dissertation beschäftigt sich mit einer genaueren Abschätzung der Massenbilanz und Oberflächengeschwindigkeit von Gletschern.
In der Dissertation wurden hochauflösende digitale Höhenmodelle (DHM) der aktuellen TanDEM-X-Mission mit dem SRTM C-Band DHM aus dem Jahr 2000 kombiniert und detaillierte Höhenänderungskarten und Gletschermassenbilanzen abgeleitet, wobei insbesondere Fehlerquellen, wie das Eindringen des Radarsignals in trockenen Schnee, berücksichtigt wurden.
Unter anderem wurden die nördlichen und südlichen patagonischen Eisfelder (NPI & SPI) – mit 16700 Quadratkilometern die größten Eismassen in mittleren Breiten der südlichen Hemisphäre – untersucht. Diese Eisfelder verhalten sich sehr dynamisch und zeigen starke Verluste. Der Jorge-Montt-Gletscher im südlichen patagonischen Eisfeld weist die höchste Ausdünnungsrate auf. In nur drei Jahren (2011 – 2014) verlor der Gletscher 2.59 Gigatonnen Eis pro Jahr, was einer Zunahme von 50% gegenüber dem Zeitraum 2000 - 2011 entspricht. Ein Masseverlust, der dem Gewicht von über 4500 vollbeladenen Öltankern der Jahre-Viking-Klasse entspricht, dem größten Schiff der Welt.