16. Mai 2018

60 Petabyte für das Deutsche Satellitendatenarchiv D-SDA

Die letzten Handgriffe: Archiv-Techniker in der neuen „Oracle SL8500“ Magnetbandbibliothek

Vor wenigen Tagen hat eine neue Datenbibliothek im Deutschen Satellitendatenarchiv (D-SDA) ihren Betrieb aufgenommen. Nahezu exponentiell wachsende Datenmengen in der Erdbeobachtung machten die Erweiterung des D-SDA um 60 Petabyte (60 Milliarden Megabyte) Speicher notwendig. Das D-SDA sichert die Daten deutscher und internationaler Erdbeobachtungsmissionen langfristig und stellt diese der Forschung bereit.

Um 20-30 Terabyte täglich wächst derzeit das Satellitendatenarchiv D-SDA. Zu den Daten nationaler Missionen, wie zum Beispiel TerraSAR-X und TanDEM-X, kommt vor allem auch noch der gewaltige Datenstrom des europäischen Copernicus-Programms mit seinen Sentinel-Satelliten der die Datenmengen so schnell anwachsen lässt. Im Auftrag der Europäischen Raumfahrtagentur ESA übernimmt das D-SDA für mehrere Sentinel-Satelliten die Langzeitdatenspeicherung. Um die unwiederbringlichen Daten sicher für heutige und kommende Nutzer zu bewahren und vorzuhalten, wird jede Satellitenaufnahme gleich zweimal, in räumlich getrennten Bibliotheken, gespeichert.

Die nahezu exponentielle Zunahme von Erdbeobachtungsdaten wird sich auch in Zukunft fortsetzen. Die neue Bibliothek bietet nun zusätzlichen Platz für rund 10000 Magnetbänder mit je 6 Terabyte Speicherkapazität. Die neuen 60 Petabyte würden ausreichen um rund 120000 Jahre Musik im MP3-Format abzuspeichern. Für die Sicherungskopien der Daten von Sentinel-1/-2/ und -3 reicht der Platz voraussichtlich nur sieben Jahre. Insgesamt verfügt das D-SDA aktuell nun neben erheblichem Festplattenspeicher über insgesamt rund 185 Petabyte Archivspeicherplatz für Haupt- und Backupkopien. Rund zwei Drittel dieser Kapazität sind aktuell am Standort Oberpfaffenhofen verortet, der andere Teil am Standort Neustrelitz.

Die Zeitreihen in den Archiven des D-SDA sind für Geowissenschaftler ein unersetzlicher Schatz zur Forschung an den zentralen Fragen unserer Zeit – wie dem Klimawandel und seinen Auswirkungen. Viele postulierte Trends und Forschungsergebnisse lassen sich erst anhand längerer Zeiträume erkennen und statistisch sicher belegen. Um diese unerlässliche Datenquelle über Jahrzehnte hinweg für Analysen zu sichern, sind umfassende Sicherheitskonzepte erforderlich. Daher werden im D-SDA international anerkannte Richtlinien für die Langzeitsicherung von Erdbeobachtungsdaten konsequent umgesetzt. Diese wurden in einer von der ESA koordinierten Arbeitsgruppe entwickelt, zu der das DLR entscheidend beigetragen hat. Die Richtlinien sehen z.B. generell zweifache Kopien auf Datenträgern unterschiedlicher Hersteller in unterschiedlichen Gebäuden vor. In letzteren wurde im Rahmen der Archiverweiterung durch bauliche Sicherheitsmaßnahmen, neue Elektronik, Kühlung und Brandschutz für zusätzliche Sicherheit gesorgt.

Um die Daten auch vor größeren Katastrophen zu schützen, sollen künftig Haupt- und Backupkopien nicht nur in verschiedenen Gebäuden, sondern auch an verschiedenen Standorten, in Oberpfaffenhofen und Neustrelitz gespeichert werden. Bislang verhindern dies die noch zu geringen Netzwerkbandbreiten. Neben einem weiteren Sicherheitsgewinn wäre dies auch ein Wettbewerbsvorteil bei großen internationalen Ausschreibungen.

Entwicklung und Prognose der Datenvolumen am D-SDA gespeicherter Erdbeobachtungsmissionen (2010-2030)