18. Februar 2016

Wovon Seefahrer früher nicht zu träumen wagten

EOC erstellt an seiner Antarktisstation Radaraufnahmen in naher Echtzeit

Radaraufnahme des Lemaire-Kanals an der Antarktischen Halbinsel
DLR-Antarktisstation GARS O'Higgins

Das Gebiet, in dem sich Polarforscher Arved Fuchs derzeit mit seinem Schiff "Dagmar Aaen" aufhält, ist nicht einfach zu befahren: Die Expedition "Ocean Change" soll die Antarktische Halbinsel bereisen, verschiedene Forschungsstationen anfahren und den Klimawandel vor Ort untersuchen. Seitdem das Expeditionsschiff die Deception Island erreicht hat, erhält er Unterstützung durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR): Das Earth Observation Center (EOC) des DLR versorgt die Crew an Bord mit hoch aufgelösten Radaraufnahmen der Satelliten TerraSAR-X und TanDEM-X. Die Daten aus dem All werden an der DLR-Antarktisstation GARS O’Higgins (German Antarctic Receiving Station) empfangen, vor Ort in naher Echtzeit automatisch weiterverarbeitet und von der Station direkt an die Schiffscrew verschickt. Bereits ein bis zwei Stunden nach der Aufnahme liegen die Informationen dem Team der "Dagmar Aaen" für die Navigation durch die Eiswelt der Antarktis vor.

Daten für die sichere Schifffahrt

Expeditionsschiff "Dagmar Aaen"
Credit:

Arved Fuchs Expeditionen

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"Seit Anfang des Jahres können wir auf unserer Antarktisstation nicht nur die Satellitendaten empfangen, sondern sie auch in naher Echtzeit für den Nutzer aufbereiten", erläutert DLR-Wissenschaftlerin Kathrin Höppner. Dabei übermittelt das Schiff seine Position an das EOC in Oberpfaffenhofen - von dort werden dann die beiden Satelliten beauftragt, rund 24 Stunden später eine bestimmte Region aufzunehmen. Für Polarforscher Arved Fuchs sind diese Aufnahmen aus dem All eine große Hilfe: "Die Satellitenbilder liefern Informationen, von denen Seefahrer früher nicht zu träumen wagten. Die Entscheidungsfindung über die richtige Routenwahl wird für die Schiffsführung durch die vorausschauenden Aufnahmen revolutioniert und damit deutlich sicherer."

Blick selbst auf kleine Eisberge

Die Radaraufnahmen haben den Vorteil, dass sie - im Gegensatz zu optischen Satellitenbildern - unabhängig von der Tageszeit oder der Wolkenbedeckung aufgenommen werden können. Sie zeigen gut erkennbar, welche Wasserflächen mit Eis bedeckt sind und welche Routen dem Schiff eine relativ ungehinderte Fahrt ermöglichen. "Die Crew sieht mit unseren Aufnahmen die aktuelle Eisbedeckung des jeweiligen Standortes in hoher Auflösung", erläutert DLR-Forscherin Kathrin Höppner. Die im Datenpaket enthaltenen Informationsprodukte können eine räumliche Auflösung von bis zu drei Meter haben. Die Radarsatelliten erkennen aus dem All selbst auch kleinere Eisberge. Zusätzlich wird auch ein  KML-File mitgeliefert, um sich einen Überblick über die Eislage auch in Google Earth verschaffen zu können. Die DLR-Wissenschaftler erhalten im Gegenzug von der Schiffscrew Daten und Informationen von vor Ort, die sie zur Validierung und Ausbau des NRT-Dienstes (Near Real Time; Nahe-Echtzeit) verwenden.

Noch bis Ende Februar 2016 wird Arved Fuchs mit seinem Expeditionsschiff "Dagmar Aaen" die antarktische Halbinsel bereisen, um den Klimawandel und seine Einflüsse auf die Antarktis zu untersuchen. Die Radarsatelliten aus dem All werden ihn dabei als Lotsen unterstützen.

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