Freitag, 17. Januar – Donnerstag, 23. Januar 2020
München – Kapstadt – S.A. Agulhas II
Nach einem ruhigen Flug von München nach Kapstadt erwartete mich sonniges aber überraschenderweise sehr windiges Wetter am Fuß des Tafelbergs. Ein intensives Cut Off-Tief über der Kapregion brachte diesen starken Wind und am Sonntag sogar Regen mit sich, was sich dann eher wie „Nordsee im Herbst“ anfühlte anstatt „Südafrika im Hochsommer“. Diese Bedingungen erschwerten leider auch eine zügige Beladung des Schiffs und sogar der Hafen war für ein- und auslaufende Schiffe zwei Tage lang geschlossen. Letztendlich verzögerte sich unsere Abfahrt um drei Tage, was die Ungeduld am letzten Tag im Hafen nochmal merklich ansteigen ließ. Nach unserer offiziellen Ausreise am Tag zuvor dufte nämlich kein Passagier mehr das Schiff verlassen. Die mit einem Schmunzeln unterlegte Aussage des Kapitäns dazu, nämlich dass wir nun alle Gefangene auf dem Schiff seien, hatte niemand als Drohung aufgefasst. Vielmehr überwogen die Neugierde und die immense Vorfreude auf das, was uns in den kommenden Wochen erwarten wird.
In den frühen Morgenstunden des 23. Januar ging es dann endlich los. Unbemerkt von den meisten Passagieren hatte S.A. Agulhas II nach einem ca. achtstündigen Tankstopp den Hafen von Kapstadt verlassen. Gegen 06:30 Uhr ging dann die Sonne über dem Tafelberg auf und lockte die ersten Passagiere und Besatzungsmitglieder an Deck. Begleitet von ein paar Möwen bahnte sich das Schiff entlang dem Kap der Guten Hoffnung seinen Weg durch die Wellen des Atlantiks Richtung Süden. In den ersten Stunden war die Silhouette des Kaps noch zu erkennen, bevor dann Wellen, leichte Bewölkung und der schier endlose Horizont im Panorama dominierten.
Eine angekündigte Sicherheitsübung unterbrach den ersten Vormittag auf See. Ein nicht gar so schriller Ton wie bei den regelmäßig stattfindenden Feueralarmübungen in Geb. 122 signalisierte allen, sich am ausgewiesenen Sammelpunkt einzufinden. Einer kurzen Einweisung, was im Notfall zu tun ist, folgte das Probesitzen im Rettungsboot, einer orangefarbenen Sardinenbüchse, die hoffentlich nie zum Einsatz kommen wird!
Mittlerweile hat auch der Wellengang zugenommen und die prophylaktisch eingenommenen Tabletten gegen Seekrankheit dürfen nun gerne ihre Wirkung entfalten. Bisher gibt es jedenfalls trotz Arbeiten am Laptop noch keinerlei Symptome. Das erste Gebiet mit stärkerem Wind und Wellen von ca. 2m Höhe haben wir kurz nach dem Verlassen des Hafens erreicht. Die in den nächsten Tagen anstehenden Breitengrade der „Roaring Forties“, „Furious Fifties“ und der „Screaming Sixties“ werden sicherlich noch das eine oder andere Sturmtief bereithalten. In jedem Fall gilt: „Nächster Halt: Crown Bay, Antarktis!“