Städtische Mobilität gemeinsam gestalten
Neue Mobilitätskonzepte sind heute so gefragt wie nie, besonders wenn sie eine verbesserte Lebensqualität für Bürgerinnen und Bürger versprechen und Ansprüchen der Nachhaltigkeit gerecht werden. In der Debatte geht es dabei immer häufiger um die Rolle, die Mikromobile - elektrisch angetriebene Kleinstfahrzeuge, wie z.B. E-Scooter, -Lastenfahrräder oder –Leichtfahrzeuge - übernehmen können. Sie wecken die Hoffnung, Mobilität nachhaltiger und flexibler zu gestalten.
So auch in der Stadt Schorndorf, in der das Interesse an neuen Mobilitätskonzepten u.a. deswegen besonders groß ist weil man hier schon lange mit einer relativ hohen Pkw-Dichte zu kämpfen hat. Die baden-württembergische Kommune will daher nun gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern ein Konzept für nachhaltige Mobilitätslösungen erstellen. Bei dem Vorhaben wird die Stadt von den Instituten für Verkehrsforschung und für Fahrzeugkonzepte des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt wissenschaftlich unterstützt. Das Projekt wird während der einjährigen ersten Projektphase im Rahmen der „MoblitätsWerkStadt 2025“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Kommunale Mobilität als Co-Kreation
Für die Ausarbeitung des Konzepts hat sich die Stadtpolitik dezidiert für einen Prozess entschieden, bei dem die Anwohnerinnen und Anwohner in Schorndorf schon früh zu Mitgestaltern werden. In einem Workshop, den die Stadt mit dem DLR zu alternativen Mobilitätskonzepten durchführte, konnten Schorndorferinnen und Schorndorfer unterschiedliche Mikromobile kennenlernen und diskutieren. „Ich bin immer wieder sehr positiv überrascht zu sehen, wie viel Kreativität und Interesse bei den Bürgerinnen und Bürgern besteht und wie wichtig es ihnen ist, ihr Lebensumfeld mitzugestalten. In Schorndorf haben sich die Workshop-Teilnehmenden so sehr in das Thema hineingedacht, dass sie sogar erste konkrete Lösungen für z.B. Parkstellen der E-Scooter erarbeitet haben, “ beschreibt DLR Verkehrsforscherin Laura Gebhardt ihre Eindrücke des Workshops. Die möglichst frühzeitige Einbindung der Bürgerinnen und Bürger helfe außerdem dabei „konkrete und für den Ort relevante Problemstellungen vorab zu erkennen, um sie dann als Basis für die Entwicklung und Umsetzung neuer Mobilitätskonzepte zu nutzen“, fügt Laura Gebhardt hinzu. Während des Workshops in Schorndorf wurde beispielsweise schnell deutlich, dass auch der Straßenbelag (Kopfsteinpflaster) bei der Konzeption bzw. Auswahl geeigneter Fahrzeuge mitgedacht werden muss.
Wissenschaft als Übersetzungsarbeit
Die Workshop-Ergebnisse werden von den DLR Wissenschaftlerinnen nun dazu genutzt, unter Einbeziehung weiterer Akteure unterschiedliche Umsetzungsszenarien für alternative Mobilitätskonzepte zu erarbeiten. Denn nächstes Jahr geht Schorndorf in die Qualifizierungsphase für eine zweite Förderrunde mit einem final ausgearbeiteten Konzept zu Einsatzszenarien von Mikromobilen. Wieso die Forschung in diesem komplexen Deliberations- und Ausarbeitungsprozess eine besonders wichtige Rolle übernimmt, erklärt Laura Gebhardt folgendermaßen:
Die meisten Akteure haben eine bestimmte Agenda oder bestimmte Interessen. Wir als neutrale wissenschaftliche Expertinnen und Experten haben den Vorteil, die Situation analytisch und unpolitisch zu bewerten. Außerdem haben wir die methodische Kompetenz, die Brücke zwischen alltäglichen Erfahrungen der Nutzenden und der Welt technischer Innovationen und ihrer Umsetzung zu schlagen. Wir übernehmen also auch eine wichtige Übersetzungsleistung.