Ferngesteuertes SHERP-Fahrzeug erfolgreich getestet
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Robotik und Mechatronik sowie ein Konsortium aus anderen DLR-Instituten und Technologiepartnern untersuchen gemeinsam mit dem World Food Programme (WFP), wie mit Hilfe ferngesteuerter Lastwagen Hilfsgüter sicher an ihre Bestimmungsorte gebracht werden können. Robotergesteuerte Fahrzeuge sollen künftig Strecken befahren, die für menschliche Fahrer große Risiken bergen, beispielsweise in den unwegsamen und von Überschwemmungen betroffenen Gegenden des Südsudans. Gesteuert werden sie per Telepräsenz von einem sicheren Ort. Nach zwei Jahren Forschung konnten nun erstmals alle Komponenten des Kooperationsprojekt AHEAD in einer erfolgreichen Gesamtdemonstration am 9. November 2022 auf dem DLR-Gelände in Oberpfaffenhofen vorgestellt werden.
Zum Einsatz kommen SHERP-Fahrzeuge, die das WFP bereits erfolgreich bei Einsätzen in Krisengebieten nutzt. Die Offroader bewegen sich in jedem Gelände, selbst in Wasser oder Sümpfen, und können Kletterhindernisse bis zu einem Meter zu überwinden. Das Fahrzeug in Oberpfaffenhofen wurde mit mehreren Sensoren zur Echtzeitüberwachung ihrer Umgebung ausgestattet und für die Steuerung aus der Ferne automatisiert. Um eine Unterbrechung der Funkverbindung zur Steuerung bewältigen zu können, müssen die SHERPs künftig jederzeit Sicherheits- und Notfallstopps einlegen können. Dazu erfassen sie ihre Umgebung mit Wahrnehmungssensoren, Stereokameras und LIDAR-Systemen.
Während der Demonstration in Oberpfaffenhofen wurde der SHERP also nicht direkt gefahren, sondern ferngesteuert. Der Ablauf auf dem DLR-Gelände orientierte sich an einem möglichen, zukünftigen, echten Anwendungsfall. So wurde der SHERP zunächst am Startpunkt beladen. Im GMOC (Global Mission Operation Center) wurde die Gesamtmission geplant und wichtige Informationen dem LMOC (Local Mission Operation Center) zur Verfügung gestellt, um den SHERP von dort aus zu steuern.
So konnten die Projektpartner alle Einzelkomponenten der Mission erstmalig gemeinsam erproben. Neben dem Institut für Robotik und Mechatronik sind vonseiten des DLR das Institut für Kommunikation und Navigation (KN), das Zentrum für Satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) des Erdbeobachtungszentrums (EOC) und das Institut für Verkehrssystemtechnik (TS) beteiligt. Auf Seiten der Industriepartner nahmen Roboception GmbH und Sensodrive GmbH teil, auf Seiten der Endanwender das WFP, das Bayerisches Rote Kreuz (BRK), Technisches Hilfswerk (THW), Deutsches Rettungsrobotikzentrum (DRZ) sowie das Institut der Feuerwehr NRW teil.
Die Test-Demonstration war Bestandteil eines gemeinsamen zweitägigen Workshops der Projekte AHEAD, KI4HE (KI-basierte Fähigkeiten für autonome Fahrzeuge im humanitären Einsatz) und MaiSHU (Multimodale Wahrnehmung und Mensch-Maschine-Schnittstellen teilautonomer intelligenter Systeme für humanitäre Hilfe in unsicheren und unstrukturierten Umgebungen), der am 9. und am 10. November 2022 in Oberpfaffenhofen stattfand.
Ebenfalls mit dabei waren die Technologiepartner vom VDI/VDE, die die Projekte KI4HE und MaiSHU fördern, sowie die Blickfeld GmbH, Partner im Projekt MaiSHU. Die Projekte KI4HE sowie MaiSHU ergänzen AHEAD um wichtige Technologie-Arbeitspakete und starteten Ende 2021. In diesen Projekten werden Technologien aus verschiedenen Programmen synergetisch zusammen- und fortgeführt, um Fahrzeuge auch in unstrukturierten Umgebungen ferngesteuert oder auch teilautonom betreiben zu können. Hier geht es unter anderem um das Zusammenspiel von Fernbedienung und halbautonomem Fahren, spezielle Fahrerassistenzsysteme, Kommunikation zwischen Subsystemen, Fern- und Nahbereichsaufklärung, aktuelle Lagedarstellung und -bewertung, Positionierung, Navigation und Routing und vieles mehr.