Happy Birthday, Columbus!
Bei uns daheim beginnt jeder Geburtstag eigentlich mit dem Lied „Heute kann es regnen, stürmen oder schneien“ – und eigentlich ist das auch der optimale Einstieg für den heutigen Geburtstag unseres Columbus-Moduls auf der Internationalen Raumstation ISS: Für ein Raumschiff sind Regen, Sturm oder Schnee ja tatsächlich kein Thema – da steht oder „schwebt“ die ISS klar darüber…im wahrsten Sinn des Wortes.
Wie auch beim „echten“ Christoph Kolumbus schweigen sich die Chronisten über den genauen Geburtstermin von Columbus aus – allerdings nicht mangels einer schlechten Quellenlage (bei Columbus ist jede Schraube genauestens dokumentiert), sondern wegen der unklaren Definition, wann man für ein Raumstationsmodul denn genau von seiner „Geburt“ spricht: Columbus war jahrelang in der Planung, im Bau, wurde an die NASA übergeben, im Space Shuttle eingebaut, hob ab, wurde von der Atlantis „abgenabelt“ und wurde an die ISS gedockt – allesamt mögliche Geburtstage…
Wir am Columbus-Kontrollzentrum haben uns auf den 7. Februar 2008 geeinigt – das war der Zeitpunkt, bei dem wir mit unserem „Baby“ zum ersten Mal operationell direkt in Kontakt gekommen sind – zum ersten Mal ist Telemetrie über die Space-Shuttle-Schnittstelle bei uns eingetroffen, zum ersten Mal „flog“ das Modul, kurz nach dem Start auch im Weltraum.
Nach dieser Rechnung feiert Columbus heute also seinen 15. Geburtstag – wir alle gratulieren ganz herzlich! Tiefste Pubertät, sollte man meinen, aber groß beschweren können wir uns nicht: Wie eh und je produziert das Labor jeden Tag Daten für die Wissenschaft – manchmal mit Hilfe der Astronauten, ganz oft aber ferngesteuert von uns auf der Erde aus oder automatisch durch die zahlreichen Experimente, die permanent an Bord der ISS laufen.
Ein bisschen ernüchternd freilich: Ein einzelnes Foto mit allen Gratulanten ist schwer zu bekommen: Obwohl wir den Fototermin in ein LOS (Loss of Signal – geplanter Abriss der Funkverbindung) gelegt haben, damit sich die Kolleginnen und Kollegen auf Schicht kurz aus dem Kontrollraum zu uns aufs Bild gesellen können – es fehlen immer noch die Kollegen, die nach ihrer Nachtschicht gerade ausschlafen, die in der folgenden Schicht arbeiten müssen und daher noch zu Hause sind, oder auch die Kollegen, die auf Dienstreise irgendwo auf der Welt „in Sachen Raumfahrt unterwegs“ sind – und diejenigen, die heute im Homeoffice arbeiten.
Seit 15 Jahren haben wir uns alle zusammen nicht mehr vollständig getroffen – seit 15 Jahren ist das Licht bei uns im Kontrollraum nicht ausgegangen – seit 15 Jahren „fliegen“ wir Columbus – also auch uns ein fettes „Congratulations“!!
Ein anderer Jahrtag in diesen Tagen – allerdings ein trauriger Anlass mit frappanter Wortähnlichkeit: Vor 20 Jahren hat sich die Columbia-Tragödie ereignet. Eine Mahnung an uns alle, dass Raumfahrt kein Spiel ist. Wir haben eine enorme Verantwortung – auch das soll am „Geburtstag“ anklingen.
Tags: