8. Mai 2025

Studie zum Einfluss von Müdigkeit auf Teamarbeit nun veröffentlicht

Experimentalaufbau der Studie zum Einfluss von Müdigkeit auf Teamarbeit
Untersuchungsleiter und ProbandInnen, die die Aufgaben der Kontrollzentrumssimulation im Team bzw. einzeln bearbeiten
  • Planung, Durchführung und Auswertung durch die Abteilung Schlaf und Humanfaktoren in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Luft- und Raumfahrtpsychologie, beide vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin im Rahmen des DLR-Projektes ITC (Inter-Team-Collaboration)
  • Untersuchung der Fragestellung, ob kooperative Teamarbeit im Vergleich zu kompetitiver Teamarbeit und Einzelarbeit müdigkeitsbedingten Leistungseinbußen entgegenwirken kann
  • Fragestellung relevant für Berufsgruppen, die auch unter Müdigkeit Leistung erbringen müssen, wie z.B. Fluglotsen und anderes Leitstandpersonal während Nachtschichten
  • Schlussfolgerung: Förderung von kooperativer Teamarbeit und effektiver Kommunikation kann bei Tätigkeiten, die unter Müdigkeit ausgeführt werden müssen, hilfreich sein, um Fehler zu vermeiden

Wie wirken sich Müdigkeit und Schlafmangel auf Teamarbeit aus und welche Maßnahmen können gegen Leistungseinbußen ergriffen werden? Diesen Fragen ist eine Studie des DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin nachgegangen, die nun in der renommierten Zeitschrift „SLEEP“ veröffentlicht  wurde.

Bisher gab es kaum Untersuchungen dazu, welche Auswirkungen Müdigkeit auf die Gruppenleistung eines Teams hat. Im Rahmen der DLR-Studie Inter-Team-Collaboration (ITC) wurde in dieser Teilstudie erforscht, ob kooperative Teamarbeit in einer Kontrollraumumgebung einen schützenden Effekt hat, indem sie die durch Schlafverlust verursachte Leistungsbeeinträchtigung abschwächt. Diese Fragestellung ist besonders relevant für Berufsgruppen, die auch unter Müdigkeit Leistung erbringen müssen, wie z.B. Fluglotsen und anderes Leitstandpersonal während Nachtschichten.

Dabei wurden 66 gesunde Freiwillige im Alter zwischen 26 und 31 Jahren nach dem Zufallsprinzip in Dreierteams eingeteilt. Sie führten an fünf aufeinanderfolgenden Tagen eine Laborstudie am DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin durch: Die Probandinnen und Probanden bearbeiteten in einer simulierten Kontrollraumumgebung Aufgaben, die verschiedene kognitive Bereiche wie anhaltende Aufmerksamkeit bei der Überwachung oder logisches Denken bei der Problemdiagnose ansprachen. Die Tests wurden einmal nach 19 Stunden Schlafentzug im zirkadianen Tief und einmal in ausgeruhtem Zustand nach acht Stunden Schlaf (Kontrolle) durchgeführt. Die Probandinnen bearbeiteten die Aufgaben alleine und in Teams, wobei sie instruiert wurden, einmal zum eigenen Vorteil in Konkurrenz zu den anderen und einmal zum Vorteil des Teams in Kooperationsarbeit zu arbeiten. Analysiert wurden Leistung, Kommunikation, Entscheidungsverhalten und Teamzusammenhalt.

Die Ergebnisse zeigten in einer Überwachungsaufgabe sowohl während der Teamarbeit als auch während der Einzelarbeit längere Reaktionszeiten und mehr Fehler unter Schlafentzug im Vergleich zur Kontrollgruppe. In einer Diagnoseaufgabe hingegen, welche logisches Schlussfolgern verlangte, waren die Probandinnen und Probanden unter Schlafentzug zwar ebenfalls langsamer, aber sie waren nicht nur in der Lage, müdigkeitsbedingte Fehler zu kompensieren, sondern machten sogar weniger Fehler als im ausgeruhten Zustand – dies allerdings nur bei kooperativer Teamarbeit, nicht aber bei Einzelarbeit oder kompetitiver Teamarbeit.

Die Ergebnisse der Studie lassen darauf schließen, dass Teams in einem Kontrollraum einige Auswirkungen von Müdigkeit auf das logische Denken kompensieren können, indem sie kooperativ zusammenarbeiten und ihr Kommunikationsverhalten anpassen. Somit kann die Förderung von kooperativer Teamarbeit und effektiver Kommunikation bei Tätigkeiten, die unter Müdigkeit ausgeführt werden müssen, hilfreich sein, um Fehler zu vermeiden.

Im Rahmen des aktuellen Nachfolgeprojektes (Kollaboration von Luftfahrt-OperateurInnen und KI-Systemen (LOKI)) wird die Forschung zum Einfluss von Müdigkeit auf die Teamarbeit im Kontrollzentrum fortgeführt. Der Fokus liegt hier auf der Zusammenarbeit zwischen Luftfahrtoperateuren und künstlicher Intelligenz.

Weiterführende Links:

Kontakt

Dipl. Psych. Dr. phil. Sibylle Benderoth

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin
Schlaf und Humanfaktoren
Linder Höhe, 51147 Köln

Friederike Wütscher

Institutsbeauftragte für Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin
Linder Höhe, 51147 Köln
Tel: +49 2203 601 3328