16. Juli 1969: Der Starttag!

Zur Morgentoilette gehört heute auch eine ungewöhnliche Rasur – und zwar im Brustbereich: Da werden vier Elektroden befestigt, damit die Flugmediziner während des Fluges die Herzfrequenz der drei Crewmitglieder messen können.

Im Raumschiff sitzt Armstrong als Commander (CDR) links. Buzz Aldrin (Pilot der Mondlandefähre, kurz LMP) sitzt in der Mitte und Michael Collins als Pilot des Raumschiffs (CMP) rechts. Nur nebenbei: Das entspricht nicht der normalen Sitzordnung aller anderen Flüge – da saß der „LMP“ immer rechts. Bei Apollo 11 wird eine Ausnahme gemacht, weil Aldrin zuvor als Mitglied einer Reserve-Crew den Start auf dem Mittelplatz trainiert hat.

Noch 2 Stunden bis zum Start
Mehrere tausend Medienvertreter berichten vom Kennedy Space Center in Florida. Hier ein Blick von der Pressetribüne.
Credit:

NASA

Die Saturn V ist vollgetankt mit gekühltem Flüssigtreibstoff. Ventile zischen, die ganze Struktur arbeitet unter der Belastung. Überall knackst und kracht es. Viele Astronauten erzählen: Am Starttag direkt an der Rakete fühlt es sich an, als ob man es mit einem erwachenden „Maschinen-Monster“ zu tun hat.

Die Luke wird geschlossen. Die Crew sitzt jetzt im Raumschiff an der Spitze der Rakete. Fast 3.000 Tonnen unter sich, das allermeiste davon hochexplosiver Treibstoff.

Das sogenannte Startfenster dauert vier Stunden: So lange hat man im Falle einer Verzögerung an diesem Tag maximal Zeit. Das Startfenster ergibt sich bei Raumfahrt-Missionen aus verschiedenen Faktoren. Bei den Apollo-Flügen gehörte dazu zum Beispiel, dass der Landeplatz bei Ankunft am Mond (vier Tage nach dem Start) im Sonnenlicht liegen sollte. Und natürlich wurde auch berücksichtigt, wie lange die Crew im Falle einer Verzögerung maximal in der Kapsel auf den Start warten kann.

Apollo 11 schwenkt in eine Umlaufbahn um die Erde ein. Dann schießt die 3. Stufe das Raumschiff aus der Erdumlaufbahn in Richtung Mond. Nach dem Einschuss trennt sich das Raumschiff von der Raketenstufe. Collins dreht es um 180 Grad, fliegt zurück, dockt an die Mondfähre an und zieht sie aus der Raketenhülle heraus. Das alles hat problemlos geklappt. Nur wurde etwas mehr Treibstoff verbraucht (unkritisch) als in den Simulationen, weil sich das Raumschiff – so vermutet Collins – wohl etwas weiter als geplant von der Oberstufe entfernt hatte und der Weg zurück dadurch länger war. Das Raumschiff und die angedockte Fähre drehen nochmal um 180 Grad und in dieser Konfiguration geht es jetzt drei Tage lang auf den Weg zum Mond.