Verrückte „Pflanzen-Geschichten“ und noch mehr Experimente

K.-A.
So, damit ist unser Ausflug ins Weltall bis zu Mond und Mars erst einmal zu Ende. Wir kehren zur Erde zurück – und zu den verrückten Pflanzen-Geschichten vom Anfang dieser Webseite. Hier dazu noch einige kurze Erklärungen.
Da wäre erst einmal die Sache mit den Giraffen. Pflanzen haben ja kein Gehirn und keine Nerven. Trotzdem müssen die einzelnen Zellen des Organismus koordiniert arbeiten. Die Signalübermittlung geschieht fast immer durch chemische Botenstoffe. Bei den Akazien wird durch die Verletzung der Blätter ein bitterer Stoff gebildet, der nicht nur den Giraffen den Appetit verdirbt, sondern sich auch mit dem Wind ausbreitet. Akazien in der Nähe können das feststellen und setzen ebenfalls Bitterstoffe frei, noch bevor eine Giraffe auch ihre Blätter abreißt. Übrigens: Es wird berichtet, dass Giraffen so schlau sind, dass sie beim Anknabbern der Nachbar-Bäume angeblich auf die Windrichtung achten. Denn die Bäume, die in der „falschen“ Richtung stehen, aus der der Wind weht, kriegen die „Duft-Warnung“ natürlich nicht mit. Ein anderes Beispiel ist der Botenstoff Ethylen, der sich ebenfalls über die Luft verbreitet und die Reifung von Früchten beeinflusst. Deshalb soll man reife Bananen in der Küche nicht direkt neben Äpfel legen: Die Äpfel senden den Stoff aus und die Bananen werden dann schnell überreif und braun. Du kannst das ja mal zu Hause in einem Mini-Experiment in zwei Zimmern ausprobieren: einmal mit Bananen direkt neben ein paar Äpfeln und einmal ohne Äpfel. Die Bananen sollten natürlich zu Beginn gleich reif sein. Beobachte die Entwicklung ein paar Tage lang und vergleiche den Reifezustand der Bananen.
Außerdem haben wir fleischfressende Pflanzen erwähnt, die es nicht nur in exotischen Regionen der Welt gibt, sondern auch bei uns. Du kannst ja mal im Internet nach den Pflanzennamen „Sonnentau“ und „Wasserschlauch“ suchen: Diese fleischfressenden Pflanzen wachsen auch in Deutschland.
Kommen wir zu den Jahresringen der Bäume: Sie entstehen, weil Bäume während der warmen Monate wachsen und in der kalten Jahreszeit eine Pause einlegen. Dadurch bildet sich das Ringmuster. Wenn ein Sommer verregnet und kalt war, sieht man das an der Breite des Jahresrings: Er ist dann etwas schmaler als normalerweise. So können Fachleute an den Baumringen ablesen, wie sich das Klima über die Jahrzehnte hinweg entwickelt hat.

K.-A.
Bleibt noch die Sache mit dem Wasser, das Bäume bis hinauf in die Wipfel, also die oberen Äste, Zweige und Blätter transportieren. Stell dazu in einem weiteren Mini-Experiment mal eine weiße Blume in ein Glas mit gefärbtem Wasser (Tinte oder Lebensmittelfarbe) und beobachte, was passiert.
Wasser hat besondere Eigenschaften: Manche Oberflächen sind wasserabstoßend, aber an anderen Oberflächen wie beispielsweise Glas bleibt das Wasser geradezu kleben. Wenn du genau auf den Rand eines Glases mit Wasser schaust, siehst du, dass das Wasser an der Seite ein wenig „hinaufklettert“. Besonders hoch kommt es allerdings wegen der Schwerkraft nicht. Wenn das Wasser aber in einer ganz dünnen Glasröhre ist, siegt die Klebekraft über das Gewicht und das Wasser steigt viel höher. Glasröhren kann man so dünn machen wie ein Haar. Und weil „Haar“ auf Lateinisch „Capillum“ heißt, spricht man vom Kapillareffekt. Und dieser Effekt findet auch in Bäumen statt: Tausende winzige Röhrchen (natürlich nicht aus Glas, aber auch in Bäumen klappt es) durchziehen den Stamm und in ihnen steigt das Wasser nach oben.
Hinzu kommt ein weiterer Effekt: In den Blättern wird das Wasser bei der Photosynthese verbraucht und ein Teil verdunstet auch. Dadurch entsteht dort ein Unterdruck, der den Wassertransport nach oben unterstützt. Das ist ganz stark vereinfacht so, als ob man an einem Strohhalm saugt und die Flüssigkeit dadurch nach oben steigt.
Weil du ja schon das Glas mit dem gefärbten Wasser hast: Roll ein Stück Küchenpapier zusammen (es sollte wie ein dickes Seil aussehen) und stell es neben die Blume ins Wasser. Du wirst sehen, wie das Wasser allmählich aufsteigt. Die kleinen Hohlräume im Papier erzeugen hier den Kapillareffekt. Wie weit das Wasser steigt, kann man besonders gut an der Färbung des Papiers sehen. Du kannst das Experiment auch etwas abwandeln und ein volles und ein leeres Glas nebeneinander stellen. Dann hängst du ein Ende des zusammengerollten Küchenpapiers in das gefüllte Glas und das andere Ende in das leere Glas. Jetzt bildet das Papier mit seinen Hohlräumen so etwas wie eine Leitung. Und durch den Kapillareffekt wird das Wasser aus dem einen Glas ins andere transportiert. Du kannst das auch als „Zaubertrick“ ankündigen und deinen Eltern oder Freunden vorführen: „Wetten, dass ich Wasser aus dem vollen Glas ins leere Glas befördern kann, ohne die Gläser oder das Wasser zu berühren?“ Probiere es aber vorher erst einmal ohne Publikum aus!