Venus: Heiße Hölle mit dichter Atmosphäre

Aktive Vulkane auf der Venus?
Das ist kein Foto, sondern eine künstlerische Illustration. Sie zeigt, wie es auf der Venus aussehen könnte. Da siehst du aktive Vulkane – und die könnte es dort eventuell tatsächlich geben. Jedenfalls hat eine Sonde der Europäischen Weltraumorganisation ESA, die Venus Express hieß, vor ein paar Jahren die Venus umkreist und aus der Ferne Anzeichen für heiße Lava entdeckt.
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ESA, AOES Medialab

Jetzt zum nächsten Planeten, zur Venus. Auf ihrer Oberfläche ist es höllisch heiß! Über 450 Grad Celsius. Das ist mehr als in jedem Backofen und sogar heißer als auf Merkur. Selbst Metalle wie Blei würden da schmelzen. Du wunderst dich vielleicht jetzt: Denn die Venus ist ja weiter von der Sonne entfernt als Merkur. Wieso ist es dann auf der Venus noch heißer? Das liegt an dem enormen Treibhauseffekt, der auf der Venus herrscht. Wie bei einem Treibhaus dringt Sonnenwärme von außen hinein, aber nicht mehr all diese Wärme entweicht wieder nach draußen. Die Venus speichert also sehr viel Sonnenwärme und dadurch heizt sie sich auf diese hohen Temperaturen auf. Woran das liegt? Die Atmosphäre der Venus besteht fast ausschließlich aus dem Gas Kohlenstoffdioxid – und das ist ein sogenanntes Treibhausgas, das genau diesen Effekt erzeugt. Und von diesem Gas gibt es dort so viel, dass in der „Luft“ ein enormer Druck herrscht. Zum Vergleich: Der Luftdruck ist in der Venus-Atmosphäre 90 Mal höher als bei uns auf der Erde. Das ist so viel wie in 900 Metern Wassertiefe.

Seltenes Foto
Eines der ganz wenigen echten Fotos, die es von der Venus-Oberfläche gibt. Es wurde von einer russischen Landesonde namens Venera 14 im Jahr 1982 aufgenommen.
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Russian Academy of Science

Manche Raumsonden, die auf der Venus gelandet sind, wurden durch den hohen Druck schon nach kurzer Zeit regelrecht zerquetscht. Immerhin konnten diese Landesonden vorher noch einige Daten zur Erde funken und auch Bilder machen und per Funk übermitteln. Andere Aufnahmen stammen von Sonden, die um die Venus kreisten und mit Radarinstrumenten durch die dichten Wolken „hindurchsehen“ konnten. Wie eine Sonde mit Radarsignalen durch Wolken sehen kann? Das geht so: Die Sonde sendet mit ihren Instrumenten Radarsignale zum Boden. Von dort werden sie zurückgeworfen – wie von einem Spiegel oder wie das Echo von einem Berg – und die Sonde empfängt das Radarsignal dann wieder. Wenn das Signal nun bis in ein tiefes Tal und zurück zur Sonde unterwegs war, braucht es für diesen Weg natürlich etwas mehr Zeit, als wenn es auf einen hohen Berg gestoßen ist und von dort zur Sonde zurückgeworfen wurde. Ist klar, oder? Große Entfernung von der Sonde zum Boden bedeutet längere Zeit, bis das Signal zurück ist. Kürzere Entfernung bedeutet, dass das Signal nicht so lange unterwegs ist. Dabei geht es immer nur um Sekundenbruchteile. Aber das genügt: Aus den Unterschieden dieser sogenannten Signallaufzeiten – also von den Zeiten, die ein Signal runter und zurück benötigt – kann man dann berechnen, wo Täler oder Berge oder flache Ebenen sind. So hat man die Oberfläche der Venus mit Radarsignalen praktisch rundherum „abgetastet“ und weiß, wie es da aussieht. Die Daten über die Oberfläche und die Höhen und Tiefen kann man sogar in Bildern und Videos darstellen. Die Videos sehen dann so aus, als ob jemand in einem Düsenflugzeug über die Venus geflogen ist – in Wirklichkeit sind es aber nur Messdaten, die in diese Perspektive umgerechnet wurden. Klingt etwas kompliziert – aber egal: Sieh dir einfach dieses Video von der Venusoberfläche an, das auf diese Weise entstanden ist. Spannend ist dabei vor allem der erste Teil, in dem du wie im Tiefflug über die Venusoberfläche saust.

Rundflug über die Venus
Bitte anschnallen!
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NASA

Luftschiffe über den Wolken der Venus
Das ist eine Illustration (also auch kein echtes Foto). Da schweben über den Wolken der Venus Luftschiffe, die so ähnlich wie Zeppeline aussehen. Eine solche Mission wird zurzeit von der amerikanischen NASA diskutiert. Noch ist aber offen, ob das mal eines Tages auch so durchgeführt werden soll.
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NASA

Interessant ist auch die Atmosphäre der Venus: Am Boden ist die Luft noch sehr heiß. Aber je höher man steigt und je näher man dem eiskalten Weltraum kommt, umso kühler wird die Luft. In etwa 50 Kilometern Höhe ist es ungefähr so warm wie bei uns auf dem Erdboden. Und in dieser Höhe ist auch der Luftdruck nicht mehr so stark wie ganz unten, sondern etwa so wie bei uns auf der Erde. Merkst du etwas? Da gibt es also eine Zone in der Venus-Atmosphäre, auf der fast die Bedingungen wie bei uns auf dem Erdboden herrschen. Bedingungen wie bei uns auf der Erde? Seit man das entdeckt hat, haben Fachleute immer wieder darüber nachgedacht, ob es dort auch Leben geben könnte. Vielleicht einfache Bakterien, die da durch die Atmosphäre treiben? Und tatsächlich haben Wissenschaftlerinnnen und Wissenschaftler vor wenigen Jahren eine sensationelle Entdeckung gemacht: Sie haben in der Venus-Atmosphäre eine chemische Verbindung aufgespürt, die eigentlich nur durch Bakterien entstehen kann. Doch als man die Daten nochmal überprüfte, kamen Zweifel auf. Möglicherweise war das auch nur ein Messfehler. Inzwischen glauben die meisten Forscher nicht daran, dass da die Spuren von kleinen Lebewesen in der Venus-Atmosphäre entdeckt wurden. Aber um das alles genauer zu untersuchen, will man weitere Raumfahrtmissionen zu unserem Nachbarplaneten starten. Eine ziemlich utopische Idee ist dabei die folgende: Eine Raumsonde könnte in eine Umlaufbahn um die Venus einschwenken und dort ein Luftschiff – so ähnlich wie einen Zeppelin – absetzen. Und dieses Luftschiff könnte dann in der Atmosphäre schweben, Messdaten sammeln und zur Erde funken. Wiegesagt: ziemlich utopisch. Aber wer weiß? Vielleicht erlebst du das ja eines Tages tatsächlich mit … Hier ein Video, das zeigt, wie das in ferner Zukunft aussehen könnte.

So könnte eine Venus-Mission aussehen
In ferner Zukunft
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NASA