FAMOUS
Problemstellung: Die flächendeckende Umstellung des Verkehrs auf E-Antriebe stellt Verteilnetzbetreiber (VNB) vor immense Herausforderungen bei der Steuerung des Netzes und insbesondere bei der Prognose der Netzlastsituation. Installierte, aber unsteuerbare Ladeinfrastruktur, welche keine Informationen über den (zukünftigen) Strombedarf liefert, ist ein hoher Unsicherheitsfaktor in der Netzprognose der Netzauslastung. Auch wenn der Standort der LIS beim VNB angemeldet wurde, so fehlen für eine Prognose der konkrete Ladezeitpunkt und Ladebedarf. Wird die Ladeinfrastruktur jedoch über Schnittstellen mit dem VNB vernetzt und werden die Ladevorgänge im Vorhinein angemeldet (über Reservierungen), so hilft dies dem VNB bei seiner Prognose zur künftigen Netzauslastung ungemein.
Da der Aufbau der LIS zudem im privaten Raum zunehmend unkoordiniert stattfindet und viele einzelne Ladepunkte an unterschiedlichen Netzübergabepunkten entstehen, ist der VNB gezwungen diverse Puffer in der Netzsteuerung bzw. im Netzausbau zu berücksichtigen. Die Ladung an den Ladepunkten im privaten Raum findet je nach Anwendungsfall jedoch immer noch in einigen Zeitfenstern statt, während zu anderen Zeiten keine Ladung erfolgt. Ein gleichförmiger Bedarf wäre jedoch für den VNB von Vorteil. Hierzu wäre es erforderlich, die eigene LIS anderen Nutzern zu öffnen. Auf diese Weise müsste insgesamt weniger LIS errichtet werden, was zu weniger Puffern im Netzbetrieb führen würde. Auch würde die Ladung an der LIS über den Tag verteilt gleichmäßiger stattfinden. Hierdurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich Ladevorgänge stets zuverlässig, kostengünstig und besonders abgesichert realisieren lassen.
Ziele: Im Projekt FAMOUS werden die folgenden Ziele verfolgt:
- Entwicklung eines Assetsharing Marktmoduls zum Reservieren und Teilen von privater LIS, um Wirtschaftlichkeit und Verfügbarkeit der Ladeinfrastruktur zu erhöhen.
- Verknüpfung des Buchungssystems für die Ladevorgänge mit der Netzzustandschätzung des VNB, um Netzstäbilität und Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Lösungsansatz:
Für eine erfolgreiche Lösung der Problemstellung und das Erreichen der Ziele müssen Nutzer*innen in den Gestaltungsprozess des Assetsharings – von Konzeption über Planung bis Umsetzung – einbezogen werden. Dabei kann ihre Einschätzung, wann das Assetsharing und die Reservierungsoption als nützlich bewertet wird, erfasst werden. Zudem können so Einschätzungen der Nutzer*innen zu bidirektionalen Lademöglichkeiten erhoben werden. Das Tracking von Fahrzeugen über das DLR MovingLab-Tool in Kombination mit der Analyse im DLR CURRENT-Tool ermöglicht zudem die Abschätzung von Ladebedarfen im Zeitverlauf. Durch die schlussendliche Zusammenführung von Ergebnissen zu Flächenpotenzialen und Ladebedarfen und der Gegenüberstellung mit bereitgestellten Ergebnissen zur Netzauslastung können so Weiterentwicklungspotenziale von Shared Konzepten geschaffen werden.