Bonner UN-SPIDER Büro und DLR leisten Katastrophenhilfe in Namibia
Schwere und lang anhaltende Regenfälle haben seit Januar diesen Jahres im Norden Namibias und Süden Angolas zu schweren Überschwemmungen geführt. Bei der Unterstützung der Helfer mit satellitengestützten Informationen hat das jüngste UN-Programm SPIDER (SPace-based Information for Disaster Management and Emergency Response) in Bonn seine Feuertaufe bestanden: Als seine erste offizielle Amtshandlung hat das Büro nationale und internationale Behörden in Namibia beraten. Im Anschluss an diese Initiative wurde im Auftrag des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme - UNDP) die Internationale Charta für Weltraum und Großkatastrophen vom United Nations Office for Outer Space Affaires (UNOOSA) in Wien ausgelöst. Das Auslösen der Charta ermöglicht den kostenfreien Zugang zu raumfahrtgestützten Informationen bei Natur- oder Umweltkatastrophen. Die Aktivierung dieser Charta kann nur durch entsprechend autorisierte Stellen erfolgen.
Um den dringend erforderlichen Status der großflächigen Überschwemmungen im Land angemessen und zeitnah dokumentieren zu können wurden seitens offizieller Stellen in Namibia aktuellste Satellitenbildkarten angefragt. Das Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) des DLR unterstützt die in diesem Rahmen durchgeführten Aktivitäten mit Kartierungen der Überschwemmungsgebiete, basierend auf Daten des hochauflösenden deutschen Radarsatelliten TerraSAR-X. Die europäische Weltraumorganisation ESA hat das Projektmanagement übernommen.
Bei der Überflutung wurden Häuser und Verkehrswege zerstört und große Teile der Ernte in Mitleidenschaft gezogen, tausende Menschen mussten vor den Wassermassen fliehen. Die Verunreinigung des Wassers durch die Überschwemmung von Latrinen und Abwassersystemen führte schließlich zum Ausbruch der Cholera, so dass die Regierung von Namibia nunmehr den nationalen Notstand erklärt hat.
UN-SPIDER
UN-SPIDER ist ein Programm des UN-Weltraumsekretariats (UNOOSA) in Wien. Das UN-SPIDER Büro ist die 17. UN-Einrichtung in Bonn. Es soll insbesondere sicherstellen, dass alle Staaten und Hilfsorganisationen schnellen Zugang zu raumfahrtbasierten Informationen erhalten. Hierzu werden relevante Informationen des vollständigen Katastrophenmanagement-Zyklus aufgearbeitet und mittels eines internetgestützten Zugangsportals mit raumfahrtbasierten Daten für Katastrophenmanagement und Notfallmaßnahmen versehen und bereit gestellt.
Der Entstehungsprozess von UN-SPIDER wurde bereits seit langem aktiv durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi), das Auswärtige Amt sowie das DLR gefördert. Zusätzlich leistet das DLR während der kommenden vier Jahre entscheidende Aufbauhilfe für das neue UN-Programm durch die Entsendung von zwei Experten des Deutschen Fernerkundungsdatenzentrums (DFD) aus Oberpfaffenhofen. Seit seiner offiziellen Einweihung im Oktober 2007 hat das Büro im UN-Campus "Langer Eugen" in Bonn neben seinen unmittelbaren Aufgaben im Rahmen des SPIDER Programms vor allem auch einen intensiven Austausch mit weiteren Bonner UN-Organisationen angeregt, die sich mit Themen des Internationalen Katastrophenschutzes auseinandersetzen wie beispielsweise die "United Nations University – Institute for Environment and Human Security" (UNU-EHS) oder die "Platform for the Promotion of Early Warning" (ISDR/PPEW). Ein erstes Ergebnis dieser Kommunikation ist ein gemeinsam organisierter internationaler Workshop, der im Oktober 2008 unter dem Titel: "Disaster Management and Space Technology – Bridging the Gap" eine entscheidende Schnittstelle zwischen Katastrophenschutzeinrichtungen und Raumfahrtbehörden etablieren soll.
Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI)
Das Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) des DLR, ein Service des Deutschen Fernerkundungsdatenzentrums (DFD) in Oberpfaffenhofen, unterstützt bereits seit Jahren mit seinen wissenschaftlichen und technischen Kompetenzen den Bedarf an raumfahrtgestützten Informationen nationaler, europäischer und internationaler Einrichtungen. Auf nationaler Ebene sind dies vor allem das Bundesministerium des Innern, das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Auf europäischer Ebene ist es die gemeinsame Forschungsstelle der EU in Ispra (Italien), und auf internationaler Ebene sind es das Amt des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR), die UNESCO sowie das Rote Kreuz.