Noch mehr Quatsch gefällig?

Noch ein Quatsch-Beispiel gefällig? Na gut, da wäre noch die Sache mit den angeblichen „Chemtrails“. So nennen einige Leute die Kondensstreifen, die ab und zu hinter Flugzeugen am Himmel zu sehen sind. Manchmal heißt es, das wären gefährliche Gase voller Beruhigungsmittel, mit denen uns die Regierung – oder wer auch immer – betäuben würde. Du merkst sicher, was für ein Quatsch das ist. Als ob alle Piloten aus allen Ländern der Welt bei so etwas mitmachen würden – und nicht ein einziger von ihnen hätte das irgendwann mal verraten.
In Wirklichkeit entstehen die Kondensstreifen an manchen Tagen, wenn die Luft in etwa zehn Kilometern Höhe besonders kalt ist. Denn während warme Luft die Feuchtigkeit wie ein Schwamm speichert, kann kalte Luft das nicht. Und da oben ist es oft sehr kalt: minus 40 Grad Celsius oder noch kälter. Dann kann die Luft die ganze Luftfeuchtigkeit nicht mehr aufnehmen und es bilden sich Wassertröpfchen. Der Fachbegriff heißt „kondensieren“ – vielleicht kam das Wort ja schon mal bei euch im Physikunterricht vor.
Aber egal, wie kalt die Luft ist: Die Luftfeuchtigkeit kondensiert nicht einfach so. Sondern die Wassertröpfchen brauchen etwas, woran sie sich bilden können. Da kommen die kleinen Ruß-Teilchen ins Spiel, die aus den Flugzeugtriebwerken ausgestoßen werden: Erst wenn diese Ruß-Teilchen in der kalten Luft sind, können sich die Wassertröpfchen daran anlagern, wobei sie natürlich sofort gefrieren – und wenn das viele tun, bilden sie eben die weißen Streifen hinter einem Flieger. Aber das ist natürlich mal wieder eine etwas kompliziertere Erklärung und sie klingt auch längst nicht so spannend wie der Chemtrails-Quatsch, der für mehr Klicks sorgt. Dabei ist es eigentlich sehr wichtig, diesen physikalischen Prozess zu verstehen. Denn auch wenn sie nur aus gefrorenem Wasserdampf bestehen und praktisch künstliche Wolken sind, sind Kondensstreifen nicht harmlos. Sondern sie können zum Klimawandel beitragen, indem sie die Wärme der Sonne wie eine Decke unter sich speichern. Ein einzelner Kondensstreifen würde da nichts ausmachen. Aber es entstehen je nach Temperatur und Wetterlage manchmal sehr viele und sie halten sich oft stundenlang und werden auch durch Wind immer breiter – man spricht dann von Zirruswolken. Deshalb wird in der Luftfahrt-Forschung daran gearbeitet, wie man Kondensstreifen mit alternativen Antrieben und durch veränderte Flugrouten vermeiden kann.