14. Oktober 2025 | Projektergebnisse aus Retail4Multi-Use

Innovative Lösungen für Elektromobilität: Mehrfachnutzung von Supermarktparkplätzen

Präsentation der Projektergebnisse in Berlin
Von links nach rechts Prof. Dr. Gernot Liedtke, Direktor DLR Institut für Verkehrsforschung; Prof. Dr. Kathrin Goldammer, Geschäftsführerin Reiner Lemoine Institut; Johannes Wieczorek, Leiter der Abteilung für Grundsatzangelegenheiten im Bundesministerium für Verkehr; Annemarie de Jong, Director Sales & Operations Vattenfall E-Mobility Deutschland und Volker Lengnick, Teamleiter Fahrzeugservice Berliner Wasserbetriebe.
Credit:

RLI/Pinja Saarela

  • Präsentation der Ergebnisse durch die Projektbeteiligten in Berlin am 13.10.2025
  • Mehrfachnutzung steigert Effizienz und reduziert benötigten Ausbau der Infrastruktur
  • Kriterien zur Transparenz in einem Mehrfachnutzungskonzept

Das Institut für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt forscht seit über zehn Jahren an emissionsarmem und intelligentem Straßenverkehr. Zusammen mit dem Reiner Lemoine Institut (RLI) haben Forschende Mehrfachnutzungskonzepte für Elektromobilität in einem Forschungsprojekt entwickelt. Das Projekt Retail4Multi-Use untersuchte die Möglichkeiten, Ladeinfrastruktur auf den Parkplätzen von Einzelhändlern zu nutzen, wenn diese geschlossen sind. Durch diese zusätzliche Nutzung können die Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur für die Nutzenden und die Effizienz bei der Nutzung bestehender Ladesäulen verbessert werden. Die Forschenden fanden heraus, dass durch die Nutzung dieser Parkplätze als Ladeorte der Ausbau der Ladeinfrastruktur um bis zu 17 Prozent reduziert werden kann. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Wirtschaftlichkeit bestehender Ladepunkte um bis zu 255 Prozent zu steigern. 

Anforderungen für Mehrfachnutzungen

Unsere Forschung konzentrierte sich auf die Ermittlung von Anforderungen an eine zusätzliche Nutzung. Beispielweise erwähnten fast zwei Drittel der von uns befragten 46 Flottenbetreibenden ihr Interesse, beim Einzelhandel zu laden. Jedoch besteht Ladebedarf nicht nur in den Nachstunden und an Sonn- und Feiertagen sondern auch am Tage und zu Tagesrandzeiten. Hierdurch entsteht ein Interessenkonflikt zwischen den Akteuren, da der Einzelhandel diese Ladesäulen in der Regel hauptsächlich ihren einkaufenden Kunden zur Verfügung stellen möchte. Um die verschiedenen Interessen zu klären und mögliche Konflikte aufzuzeigen, haben wir Experteninterviews mit Vertretern des Einzelhandels und Ladesäulenbetreibern sowie eine Online-Befragung von Flottenbetreibenden aus dem Wirtschaftsverkehr durchgeführt. Ergebnis dieser empirischen Forschung waren Kriterien, die aus Sicht dieser drei Akteure bei Mehrfachnutzungskonzepten berücksichtigt werden müssen. Dabei wurden 18 relevante Kriterien ermittelt und fünf Kategorien zugeordnet: Verfügbarkeit, Lage, Sicherheit, Umwelt und Kosten. Diese Ergebnisse wurden mit den assoziierten Partnern in einem Projektworkshop diskutiert und ein multikriterielles Bewertungsverfahren angewendet. Die Bewertung ergab, dass die Lage und die Verfügbarkeit von Ladesäulen jeweils zu etwa einem Drittel über alle Akteursgruppen hinweg betrachtet am höchsten bewertet wurden. Danach folgen in dieser Reihenfolge die Sicherheit, Kosten und Umwelt, die somit nur in Summe mit einem Drittel bei der Attraktivität von Ladesäulen so wichtig erscheinen, wie die beiden anderen Kategorien. 

Weiterentwicklungen gewünscht

Zum Abbau von Hindernissen bei der Einführung von batterieelektrischen Fahrzeugen ist für ein Mehrfachnutzungskonzept der Ladesäulen im Einzelhandel daher unsere Empfehlung: Nachdem sich potenzielle Nutzende und Betreiber der Ladeinfrastruktur zum Beispiel über eine Matching Plattform wie LOCALISER gefunden haben, sollen diese zu den im Projekt ermittelten Kriterien Regelungen vereinbaren, um den Rahmen der Mehrfachnutzung im beiderseitigen Interesse festzulegen. Dies schafft Transparenz und vermeidet Probleme in der täglichen Praxis. Um die Treibhausgasminderungsziele im Verkehr zu erreichen, braucht es jedoch noch eine Reihe weiterer anwendungsorientierter Lösungen, um zum Beispiel zukünftig bi-direktionale Ladekonzepte einzubinden und auf diese Weise die Leistungsfähigkeit und Resilienz des Energiesystems zu erhöhen.

Nur so wird es gelingen, das Stromnetz nutzergerecht, robust und effizient weiter zu entwickeln und gleichzeitig vor allem Kriterien wie Verfügbarkeit und geringe Kosten von Ladeinfrastruktur zu erreichen. Hierzu wollen wir gern zukünftig weiter mit unseren Forschungsarbeiten beitragen.

Dipl.-Ing. Andreas Lischke , Projektleiter Retail4Multi-Use

Kontakt

Team der Öffentlichkeitsarbeit

Kommunikation & Presse
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Verkehrsforschung
Instituts- und Strategieplanung
Rudower Chaussee 7, 12489 Berlin

Dr. Jan Grippenkoven

Abteilungsleiter
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Verkehrsforschung
Verkehrsmittel
Rudower Chaussee 7, 12489 Berlin