Die Bilder sind noch immer präsent: Haushohe Wellen prallen am 11. März 2011 auf die japanische Ostküste und begraben
alles unter sich – Menschen, Straßen, Wohnhäuser, Fabriken … Auslöser dieses Tsunamis ist das mit einer Magnitude von
neun bis dato stärkste in Japan aufgezeichnete Erdbeben, das im weiteren Verlauf auch mehrere Kernkraftwerke beschädigt
und sogar zerstört. Das Beben ereignet sich um 6:46 Uhr mitteleuropäischer Zeit (14:46 Uhr Ortszeit). Um 6:55 Uhr erhalten
DLR-Mitarbeiter des Zentrums für Satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) in Oberpfaffenhofen vom Geoforschungs-
zentrum Potsdam eine automatische Information per Mail und SMS. Rund 40 Minuten nach dem ersten Beben hat die japa-
nische Regierung die Charter aktiviert, um 9:00 Uhr deutscher Zeit gab es im ZKI die erste Lagebesprechung, da schon zu
diesem Zeitpunkt klar war, dass es sich um eine außergewöhnliche Situation handelt.
Das DLR übernimmt von April bis Oktober 2013 den Vorsitz in
der International Charter Space and Major Disasters
Von Elisabeth Mittelbach
Satellitenbilder
für den Notfall
Hinter Glas: Im Zentrum für Satellitenge-
stützte Kriseninformation (ZKI) des DLR in
Oberpfaffenhofen stellen Wissenschaftler
aktuelle Karten von Satellitenbildern nach
Natur- und Umweltkatastrophen bereit.
Was ist die Charter?
In der International Charter Space and Major Disasters
setzen sich 15 Raumfahrtagenturen weltweit für eine
schnelle und unbürokratische Hilfe bei Naturkata­
strophen und technischen Großunfällen ein. Wird
die Charter beispielsweise bei einem Erdbeben, einer
großflächigen Überschwemmung oder einem verheeren­
den Waldbrand aktiviert, stellen die Mitglieder schnellst­
möglich Aufnahmen von Erdbeobachtungssatelliten zur
Verfügung. Diese geben Rettungskräften und Katastro­
phenschutzbehörden Informationen über das Ausmaß
der Schäden und Orientierung bei der Koordination der
Hilfseinsätze vor Ort. Das DLR ist seit Oktober 2010
offizielles Mitglied der Charter und hat von April bis
Oktober 2013 erstmals den Vorsitz inne.
Dr. Tobias Schneiderhan vom ZKI erinnert sich an den Tsu­
nami-Einsatz, als wäre es gestern gewesen: „Nach der Aktivie­
rung der Charter haben wir umgehend den deutschen Radarsa­
telliten TerraSAR-X programmiert. Auf Basis der so gewonnenen
Daten konnten dann die ersten Schadensanalysen durchgeführt
werden.“
Der Geograf, der die technisch-operativen Aktivitäten
des DLR im Rahmen der Charter in Oberpfaffenhofen steuert,
arbeitet fallweise als Einsatzkoordinator – kurz ECO (Emergency
On-Call Officer) oder Projektmanager im ZKI, dem auf schnelle
Kriseninformation spezialisierten Zentrum, das zum Deutschen
Fernerkundungsdatenzentrum des DLR gehört. Die ZKI-Schalt­
zentrale ist durch Glasfronten einsehbar: zwei Großraumbüros
mit Rechnern, Monitoren und einer großen Bildschirmwand. Sie
ist ähnlich aufgebaut wie ein Kontrollraum für Satelliten. „Auf­
nahmen der deutschen Satelliten TerraSAR-X und RapidEye
haben das ganze Ausmaß der Katastrophe in Japan verdeutlicht“,
berichtet Dr. Stefan Voigt, der seit dem Jahr 2000 beim Deut­
schen Fernerkundungsdatenzentrum arbeitet und die satelliten­
gestützte Katastrophenhilfe im DLR konzeptionell und operativ
Katastrophenhilfe
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