Kommunikation und Navigation
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Die Forschung im DLR-Institut für Kommunikation und
Navigation für Fahrzeuge der nächsten Generation folgt einer
Vision: Ein intelligentes Verkehrssystem der Zukunft. Die Wissen-
schaftler arbeiten an Technologien, mit denen die relevanten
Informationen zum richtigen Zeitpunkt, zuverlässig und kosten-
günstig am richtigen Ort zur Verfügung stehen. Mit Mobilfunk,
Satellitenkommunikation und seit Neuestem auch direkter Fahr-
zeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation gibt es zwar heute schon
Kommunikationstechnologien, mit denen sich verschiedene
Aspekte eines gemeinsamen Lagebewusstseins der Verkehrsteil-
nehmer realisieren lassen. Doch noch gibt es keine Möglichkeit,
die relevanten Informationen zum richtigen Zeitpunkt, am rich­
tigen Ort zur Verfügung zu stellen – und das zuverlässig und
kostengünstig. Dazu müssen die verschiedenen Technologien
integriert werden.
Digitale Mobilfunknetze haben sich europaweit seit An-
fang der Neunzigerjahre etabliert und sind heute eine solide
Technologie. Tendenz ihrer Nutzung: steigend. Nach GSM und
UMTS wird zurzeit in Deutschland sowie in vielen anderen euro-
päischen Ländern die vierte Generation (auch als LTE bekannt)
großflächig kommerziell eingeführt. LTE wird die Übertragungs-
rate deutlich erhöhen, kann aber die Verfügbarkeit im Vergleich
zu UMTS nur geringfügig durch eine größere Reichweite verbes-
sern. Das bedeutet Abdeckungslücken an abgelegenen Stand­
orten, weil der Bau und Betrieb von zusätzlichen Basisstationen
für Mobilfunknetzbetreiber kommerziell wenig attraktiv ist.
Bei der Satellitenkommunikation erfolgt die Datenübertra-
gung über einen oder mehrere Kommunikationssatelliten. Diese
agieren technisch wie „Verstärker im Weltraum“. Sie empfangen
ein digitales Signal von einer Bodenstation beziehungsweise einem
mobilen Endgerät, welches vom Satelliten verstärkt zurücküber-
tragen wird. Ein klassisches Beispiel ist das satellitengestützte
Fernsehen. Kommunikationsdienste für mobile Teilnehmer über
Satellit sind eine weniger bekannte, aber dennoch lebendige Markt­
nische für professionelle Nutzer, mit drei weltweiten Betreibern
(Inmarsat, Iridium und Globalstar) und einem regionalen Betrei-
ber (Thuraya). Die Hauptbarrieren auf dem Weg zu einer breiten
Nutzung von Kommunikationsdiensten für mobile Teilnehmer
über Satellit in Richtung Massenmarkt sind die hohen Kosten
der Endgeräte sowie die im Vergleich zu digitalem Mobilfunk
deutlich höheren Nutzungstarife.
Die noch sehr junge Technologie der Fahrzeug-zu-Fahr-
zeug-Kommunikation basiert auf der von Heim- und Firmen-
netzwerken bekannten WLAN-Technologie. Der entsprechend
den Anforderungen im Straßenverkehr weiterentwickelte Stan-
dard (IEEE 802.11p) ermöglicht es damit ausgerüsteten Fahrzeu-
gen, direkt Nachrichten untereinander auszutauschen, sobald
zwei oder mehr ausgerüstete Fahrzeuge in Reichweite sind. Die
Automobilindustrie hat die erklärte Absicht, ab 2015 Neufahr-
zeuge generell mit der Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation
auszurüsten.
384.400 Kilometer beträgt der mittlere Abstand zum Mond. Die Staulängen allein auf Deutschlands Autobahnen
summieren sich im Jahr auf etwa 450.000 Kilometer. Wir fliegen zum Mond, steuern Fahrzeuge auf dem Mars, aber
vor unserer Haustür herrscht Stillstand. Von den hierzulande 2,3 Millionen polizeilich gemeldeten Verkehrsunfällen
im Jahr 2011 ganz zu schweigen. Wie kann man sicherer und komfortabler fahren? Das ist auch eine Frage von
Kommunikation und Navigation und damit für das gleichnamige DLR-Institut.
Kommunikationsdienste für Fahrzeuge der nächsten Generation
Von Dr. Sandro Scalise und Dr. Thomas Strang
Gute Fahrt
mit Hilfe aus dem All
Das DLR-Institut für Kommunikation und Navigation hat
eine neue Kommunikationsplattform für Fahrzeuge der
nächsten Generation entwickelt, die sicherheitsrelevante
Dienste sowie standortbezogene Multimedia- und Info-
tainment-Anwendungen ermöglicht. Die Plattform bündelt
den Zugriff auf Fahrzeugsensoren und Positionsdaten
und die gleichzeitige Nutzung von unterschiedlichen
Kommunikationskanälen (Satellit, Mobilfunk, Fahrzeug-
zu-Fahrzeug) in flexibler Weise. Das Ergebnis: ein sicher-
heitsrelevanter, allgegenwärtiger, zuverlässiger und
kostengünstiger Informationsaustausch.
Verkehrssystem der Zukunft
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