Abschnitt der schwedischen Bahnstrecke, die im
Braunschweiger Eisenbahnlabor simuliert wird
Bild: OpenStreetMap contributors
Das DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik verfügt mit
dem RailSiTe
®
(Railway Simulation and Testing) über das einzige
deutsche akkreditierte ETCS-Prüflabor. Mit dem RailSiTe
®
können
die DLR-Wissenschaftler komplette Zugfahrten mit realen Bord-
computern unterschiedlicher nationaler Hersteller simulieren und
sind in der Lage, die gesamte Kommunikation zwischen Strecke
und Zug, vom Stellwerk bis zum Triebfahrzeugführer, abzubilden.
Nur, wenn die Technik jederzeit reibungslos funktioniert, ist ein
sicheres und schnelles Reisen möglich.
Da ETCS von verschiedenen Herstellern entwickelt wird,
kann es zu einer Inkompatibilität der verschiedenen Geräte
kommen: Der Zug von Hersteller A fährt nicht auf der Strecke
von Hersteller B. In Schweden hat der Infrastrukturbetreiber
Trafikverket bei bereits im Betrieb befindlichen neuen ETCS-
Strecken genau dieses Problem erfahren: Nach wenigen hundert
Kilometern Fahrt fallen die Züge regelmäßig aus. Die Ursache
kann in der Realität nicht ermittelt werden. Ein Fall für das
Braunschweiger RailSiTe
®
.
Dazu wurde das Bahnlabor um die Leit- und Sicherungs-
technik des schwedischen Bahnsystems erweitert und der Rech-
ner einer schwedischen Lokomotive in die Simulation integriert.
Die Laborumgebung simuliert nun den Zugrechner an allen vor-
handenen Schnittstellen. Der schwedische Rechner fährt dadurch
„gefühlt“ durch Schweden und ist kritischen Situationen aus­
gesetzt, die auf einer realen Bahnstrecke vorkommen können.
Die Sicht nach draußen ist für die Versuchsdurchführung nicht
notwendig. Die virtuelle Zugfahrt durch Schweden kommt ganz
ohne Visualisierung, ohne Natur und Elche aus.
Ziel dieser Versuche ist die Reproduktion von Ausfall­
szenarien, um die Fehlerquelle zu finden. Die Streckendaten
werden dabei mittels einer neu entwickelten Methode aus den
Fahrtenschreibern, den sogenannten Juridical Recording Units
(JRU), der schwedischen Züge extrahiert. Die JRU zeichnen alle
Bahnfahren innerhalb Europas ist nicht immer nervenschonend. Besonders dann nicht, wenn der Hochgeschwindig-
keitszug an einer Grenze halten muss, weil die Lok oder gar der Lokführer zu wechseln ist. Der Grund: Europas Staaten
nutzen verschiedene Sicherungssysteme. Das einheitliche europäische Zugbeeinflussungs­system ETCS (European Train
Control System) soll hier helfen. Das DLR verfügt mit RailSiTe
®
(Railway Simulation and Testing) über ein anerkanntes
Prüflabor für solche Systeme. Derzeit arbeitet es unter anderem für die schwedische Bahn.
Für störungsfreien Bahnbetrieb
simulieren Forscher die Strecken
Von Lennart Asbach
Mysterium im Land der Elche
relevanten Ein- und Ausgaben sowie Bewegungsparameter fort-
laufend auf. Diese formalen Fahrdaten werden durch DLR-Tools
in die Szenariodaten überführt. Liegen die Szenarien einmal vor,
werden zukünftig auch Zugrechner anderer Hersteller zuerst im
Labor auf Interoperabilität mit der Strecke geprüft. Dadurch
können funktionale Abweichungen bereits im Labortest
auffallen.
Bleibt zu hoffen, dass die in dieser Simulation fehlenden
Elche nicht schlussendlich als hauptsächliche Ausfallursache
identifiziert werden …
Autor:
Lennart Asbach ist Diplom-Ingenieur im Bahnbereich des Instituts
für Verkehrssystemtechnik in Braunschweig. Er untersucht und
entwickelt neue Methoden und Werkzeuge zur Simulation und
Validation der Leit- und Sicherungstechnik für zukünftige Eisen-
bahnen.
Weitere Informationen:
Lennart Asbach im nachgebildeten Führerstand des RailSiTe
®
Bahnforschung
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azın
137
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47
1...,26-27,28-29,30-31,32-33,34-35,36-37,38-39,40-41,42-43,44-45 48-49,50-51,52-53,54-55,56-57,58-59,60-61,62-63,64