3. Juni 2025

Erfolgreicher Erstflug des elektrischen Tragschraubers im Forschungsprojekt S²TOL

Mit dem erfolgreichen Erstflug eines vollelektrisch angetriebenen Tragschraubers wurde im DLR-Projekt S²TOL (Silent Short Takeoff and Landing) ein bedeutender Meilenstein erreicht. Ziel des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Projekts ist die Entwicklung eines leisen und emissionsarmen Luftfahrzeugs für den Einsatz im urbanen Raum. Das Projekt wird vom DLR-Institut für Flugsystemtechnik geleitet. Der Erstflug fand am Nationalen Erprobungszentrum für Unbemannte Luftfahrtsysteme des DLR in Cochstedt statt.

Tragschrauber, wie das in Cochstedt getestete Modell, eignen sich für diesen Einsatzbereich vor allem wegen ihrer hohen Wendigkeit, der Fähigkeit sehr steil an- und abzufliegen sowie der extrem kurzen Start- und Landestrecken. Diese Eigenschaften machen sie zu vielversprechenden Kandidaten für die stadtnahe Luftmobilität der Zukunft.

Ein Schwerpunkt des Projekts ist die unbemannte Flugerprobung mit bis zu 450 Kilogramm schweren Demonstratoren. Die Steuerung erfolgt dabei aus einer Bodenstation, die der Pilotin oder dem Piloten eine realitätsnahe Außensicht sowie sämtliche relevanten Flugdaten bereitstellt. Sicherheitsrelevante Systemparameter sowie der erlaubte Flugbereich werden fortlaufend überwacht. Die Entscheidung für unbemannte Flüge ermöglicht es, gezielt in flugmechanische Grenzbereiche vorzudringen, ohne dabei Menschen an Bord einem Risiko auszusetzen. Außerdem sehen Vorgaben des Luftfahrt-Bundesamts vor, dass bei Verlassen des explizit genehmigten Flugbereichs eine automatisierte Notlandung eingeleitet wird.

Der Erstflug wurde im Vorfeld im Flugsimulator vorbereitet, um mögliche Risiken zu minimieren. Erste Auswertungen der Flugmessdaten zeigen geringe Abweichungen gegenüber den rechnerisch vorhergesagten Werten. Diese werden nun detailliert analysiert, um die Flugcharakteristik und Konfigurationen weiter zu optimieren.

Erstmals kam bei diesem Flug das am Insitut für Flugsystemtechnik entwickelte Stability Augmentation System (SAS) zum Einsatz, das die Flugstabilität signifikant verbesserte und einen kontrollierten und sicheren Erstflug bei rund 100 km/h ermöglichte.

Im weiteren Projektverlauf sind zusätzliche Flugtests vorgesehen, um einen sicheren Flugbetrieb zu etablieren. Geplant sind unter anderem Untersuchungen zur Veränderung der Propellerdrehrichtung, zur Optimierung der Rotordrehzahl in der Vorrotation sowie zur Integration eines Autopiloten.

Die an Bord installierte Messtechnik zeichnet während des Flugs über 20.000 Parameter pro Sekunde auf. Diese hochaufgelösten Daten bilden die Grundlage zur Validierung der digitalen Simulationsmodelle und dienen der Bewertung des technologischen Potenzials der neuen Luftfahrzeugkonfiguration.

Weitere Informationen:

Video "Erstflug des S²TOL-Demonstrators" auf dem LinkedIn-Kanal des Instituts für Flugsystemtechnik