Ver- und Enteisung in der Luftfahrtforschung
Eisbildung an Luftfahrzeugen stellt ein erhebliches Risiko für die Flugsicherheit dar – sowohl bei Hubschraubern als auch bei Flächenflugzeugen. Sie kann die Aerodynamik, Steuerbarkeit und Systemfunktionalität deutlich beeinträchtigen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, entwickelt und erprobt das DLR-Institut für Flugsystemtechnik innovative Technologien im Bereich der Vereisung. In diesem Themenfeld forscht das Institut an praxisnahen Lösungen zur Detektion, Analyse und Vermeidung sowie Beseitigung von Vereisung.
Monitoring von Flugzeugvereisung während des Fluges
Vereisung von Flächenflugzeugen, speziell durch große unterkühlte Wassertropfen (Supercooled Large Droplets, SLD), kann während des Fluges ein besonderes Sicherheitsrisiko darstellen. Seit Jahren ist das Institut für Flugsystemtechnik dazu an internationaler Forschung beteiligt und hat verschiedene Ansätze zur flugmechanischen Simulation und Analyse des Flugs bei Vereisung an unterschiedlichen Flugzeugoberflächen erforscht.
Zuletzt wurde das EU-Projekt SENS4ICE (SENSors and certifiable hybrid architectures for safer aviation in ICing Environment) koordiniert und gemeinsam mit 16 weiteren Projektbeteiligten neuartige Technologien zur Detektion von SLD untersucht. Im Institut wurde dafür ein neuartiger, flugzeugbasierter Ansatz zu Eiserkennung entwickelt: eine Software zur Überwachung der Flugleistung, welche somit Vereisung am Flugzeug auf indirekte Weise zuverlässig detektieren kann. Dies wurde erfolgreich im Flugversuch demonstriert und wird von Industrie und Zulassungsbehörden als aussichtsreiche Technologie eingeschätzt.
Enteisung von Rotorblättern
Systeme zur Enteisung von Rotorblättern müssen für kleine und mittel-große Hubschrauber hohe Anforderungen hinsichtlich Gewichts, Abmaßen und Leistungsbedarf erfüllen. Der Rotorturm des DLR-Instituts für Flugsystemtechnik beherbergt einen Versuchsstand, auf dem Rotoren mit einem Durchmesser von bis zu 4,2 Metern erprobt werden können und der zu einem Ver- und Enteisungsprüfstand für Rotorblätter erweitert wurde.
Dafür wurde in den Turm eine Tiefkühlzelle (TKZ) eingerüstet, in der Enteisungstechnologien für Rotorblätter unter realistischen atmosphärischen Vereisungsbedingungen bei Temperaturen von bis zu -25°C experimentell untersucht werden können. Mithilfe eines Spraysystems unterhalb der Decke kann ein Wasser-Luftgemisch eingesprüht werden, das Vereisungssituationen herbeiführt.
Dieser – in Europa einmalige – Prüfstand verändert die bisherige Herangehensweise des Tests von Enteisungssystemen an nichtrotierenden Profilen im Windkanal durch die zusätzliche Aufprägung von Zentrifugallasten. Die Berücksichtigung des Zentrifugaleffekts auf den Energiebedarf für die Enteisung ermöglicht die Entwicklung von effizienteren und energiesparenden Systemen


