ENVISAT
Start: 1. März 2002, 02.07 Uhr MEZ
Ende: 8. April 2012
Mit seinen zehn wissenschaftlichen Instrumenten lieferte ENVISAT bis zu 280 Gigabyte Daten pro Tag. Weltweit arbeiten zahlreiche Forschergruppen an der Auswertung, zeitweilig waren es mehrere tausend, und auch auf lange Sicht stellen ENVISAT-Daten einen wissenschaftlichen Schatz dar, auf den noch Generationen zukünftiger Wissenschaftler zurückgreifen werden.
Starke deutsche Beteiligung am Projekt
An der Entwicklung und am Bau von ENVISAT waren über 100 europäische Firmen beteiligt. Eine Führungsrolle hatte hierbei Airbus Defence and Space (vormals Astrium). Sie leitete das Industriekonsortium und trug damit die Verantwortung für die sieben ESA-Instrumente. Weitere drei Instrumente wurden von Raumfahrtagenturen einzelner Mitgliedsländer bereitgestellt.
Airbus Defence and Space war außerdem Hauptauftragnehmer für die Atmosphärensensoren MIPAS (Michelson Interferometer for passive Atmospheric Spounding) und SCIAMACHY (Scanning Imaging Spectrometer for Atmospheric Chartography). Letzterer wurde zusammen mit der niederländischen Firma Dutch Space (vormals Fokker) gebaut. Bei ENVISAT beteiligten sich zudem kleinere und mittlere Firmen aus mehreren Bundesländern, wie etwa OHB aus Bremen, Jena-Optronik aus Jena oder die Carl-Zeiss AG aus Oberkochem.
Der Betrieb von ENVISAT erfolgte vom ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt aus. Im Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) des DLR in Oberpfaffenhofen wurden und werden Daten von den drei Atmosphären-Messinstrumenten (SCIAMACHY, MIPAS und GOMOS) sowie Daten des Radarsinstrumentes ASAR verarbeitet, archiviert und an Wissenschaftler weltweit verteilt.
Die wissenschaftliche Expertise für die Instrumente SCIAMACHY und MIPAS liegt bei der Universität Bremen und beim Forschungszentrum Karlsruhe. Somit besitzt Deutschland im Rahmen von ENVISAT eine Spitzenposition bei der Beobachtung der Atmosphäre. Auch an der Auswertung der anderen Sensoren sind deutsche Wissenschaftler wesentlich beteiligt.
Obwohl ENVISAT seine geplante Lebensdauer weit überschritten hatte, war er bis zuletzt in einwandfreiem Zustand. Lediglich die Treibstoffvorräte für Bahnkorrekturen gingen langsam zur Neige. Um so überraschender kam sein plötzlicher Ausfall, der eine Datenlücke riss, die bis heute nur teilweise geschlossen werden konnte, etwa in Bereichen, wo Nachfolgeinstrumente bereits existierten, die den Datensatz kontinuierlich fortsetzen konnten.
Die Daten von ENVISAT und seinen Nachfolgern haben längst Einzug in den Alltag gehalten. So werden regelmäßig Informationen der Sonneneinstrahlung an Betreiber von Solaranlagen geliefert, die Schifffahrt mit Informationen über Eisbedeckung versorgt und Landbedeckungsinformationen für die Raumplanung zur Verfügung gestellt. Derartige Daten werden im Rahmen des Copernicus-Programms operationell bereitgestellt. Copernicus ist eine gemeinsame Initiative der Europäischen Kommission und der Europäischen Weltraumorganisation ESA für Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung.
So einzigartig der Universalsatellit ENVISAT auch war und so wertvoll es vom wissenschaftlichen Standpunkt aus ist, möglichst viele Parameter gleichzeitig und unter gleichen Bedingungen zu erheben, so aufwendig und komplex ist ein solches Universalsystem. Die ESA setzt in Zukunft auf eine neue Generation kleinerer Einzelmissionen, die jeweils wissenschaftlichen Spezialfragen nachgehen. In kurzer, regelmäßiger Folge starten hierfür entsprechende Satelliten in den Erdorbit. Dazu zählen die „Sentinel“-Satelliten des Copernicus-Programms sowie die Satelliten der ESA-Reihe „Earth Explorer“.
Missionsparameter
Start | 01.03.2002, 02.07 MEZ |
Startplatz | Kourou |
Trägerrakete | Ariane 5 |
Orbithöhe | polarer Erdorbit in 800 km, 100 Minuten pro Erdumrundung |
Satellitenmasse | 8211 kg |
Satellitengröße | 10,5 x 4 x 4 Meter (während des Starts) 26 x 10 x 5 Meter (im Orbit) |
Datenübertragung | 2 x 100 Mbit/s via Artemis (als Relais-Satellit) 2 x 100 Mbit/s direkter Downlink zu den Bodenstationen |
Datenspeicherung | insgesamt 160 Gbit on board |
nominale Missionsdauer | 5 Jahre |
tatsächliche Missionsdauer | 10 Jahre und 1 Monat |
Missionsende | 08.04.2012 (durch Ausfall) |