Solar Dynamics Observatory
Start: 11. Februar 2010

Qualität der Sonnenbilder höher als HD-Format
Das SDO-Observatorium soll die Sonne von seinem geo-synchronen Orbit in 36.000 Kilometern Höhe beobachten. Die Qualität seiner Sonnenbilder wird bis zu zehnmal besser sein als Bilder mit dem bekannten Fernsehformat HD (High Definition TV). Die Detektoren in den Instrumenten erfassen die Sonne mit Sensoren, die 4.096 x 4.096 Pixel haben, was hochaufgelöste Bilder mit etwa 16,7 Megapixeln ermöglicht. SDO ist die erste Mission des NASA-Programms „Living with a Star“ (LWS).

„Sonnenwind“ und „Flares“: Herausforderungen für Mensch und Technik
Ohne Sonne wäre ein Leben auf der Erde undenkbar. Aber ihre hochenergetisch geladenen Teilchen haben auch negative Auswirkungen. Sie sind verantwortlich für den Ausfall von Navigations- und Kommunikationssatelliten, gefährden Astronauten und Flugpersonal und verursachen Überspannungsschäden in den Stromversorgungsnetzen.
Verursacht werden diese Beeinträchtigungen durch heftige Explosionen in der Sonnenatmosphäre, die so genannten „Flares“. Weitere Auslöser sind Ströme elektrisch geladener Teilchen - der Sonnenwind - und koronale Massenauswürfe (CMEs), das heißt Auswürfe von Milliarden von Tonnen an Sonnenmaterial in den interplanetaren Raum. Doch während die Materieteilchen von CMEs meist einige Tage brauchen, um den erdnahen Raum zu erreichen, bewegen sich elektrisch geladene Teilchen und die Sonnenstrahlung mit Lichtgeschwindigkeit. Dadurch dauert es nur acht Minuten von einer „Sonnenexplosion“ bis zum Auftreffen auf der Erde. Besonders betroffen von den schädlichen Sonnen-Einflüssen sind der erdnahe Weltraum und die Polgebiete der Erde.
Durch die Daten des SDO-Satelliten können Wissenschaftler und Techniker zukünftig ihre Vorhersagen der solaren Strahlung, auch „Weltraumwetter“ genannt, deutlich verbessern. Das ermöglicht es den Betreibern von Satelliten, im Gefahrenfalle ihre Geräte in eine gesicherte Funktion zu schalten, damit beispielsweise Überlastungs- und Strahlungsschäden minimiert werden können. Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS können im Gefahrenfall einen besonders geschützten Raum aufsuchen.
Instrumente HMI, AIA und EVE beobachten die Sonne
Der SDO-Satellit benutzt für seine Sonnenbeobachtungen drei Instrumente. Das Instrument „Helioseismic and Magnetic Imager“ (HMI) beobachtet vergleichbar einem Ultraschallgerät das Sonneninnere und die von der Erde aus unsichtbare Rückseite der Sonne. Die Wechselwirkung zwischen den Aktivitäten des Sonnenmagnetfelds und der Energiefreisetzungsprozesse in der Sonnenkorona untersucht das Instrument „Atmospheric Imaging Assembly“ (AIA), während das Instrument „Extreme Ultraviolet Variability Experiment“ (EVE), kontinuierlich die Veränderungen der Sonnenstrahlung im extremen Ultraviolettbereich misst.
Die SDO-Instrumente, insbesondere EVE, erfassen die Sonne alle zehn Sekunden mit einer neuen Aufnahme. Dies erzeugt sehr große Daten-Mengen, etwa 1,5 Terabyte oder 1500 Gigabyte pro Tag. Dies entspricht etwa dem täglichen Download von 500.000 Songs oder 240 Hollywoodfilmen auf DVD. Damit diese Menge an Daten überhaupt genutzt werden kann, sendet SDO bei seinen Überflügen der Bodenstation in White Sands (New Mexico, USA) seine Messdaten mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 Megabit pro Sekunde zur Erde.

Von dort werden die Rohdaten an das deutsche Datenzentrum am MPS weitergereicht, komprimiert und prozessiert. Das MPS erzeugt aus den Rohdaten für Wissenschaftler nutzbare hoch aufgelöste Karten der Strömungen im Sonneninneren, 3-D-Karten des koronalen Sonnenmagnetfeldes und aktuelle Tabellen der Gesamthelligkeit der Sonne. Diese Auswertungen werden später allen Forschern weltweit zur Verfügung gestellt.
Die Bodenkontrolle und Steuerung des Solar Dynamics Observatory hat das NASA Goddard Space Flight Center in Greenbelt (Maryland, USA) übernommen. Die Missionskosten für SDO belaufen sich für die amerikanische Weltraumbehörde auf etwa 870 Millionen US-Dollar. Das DLR hat das SDO-Datenzentrum mit Geldern des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) finanziert. Deutschland investiert etwa 1,5 Millionen Euro in die Mission. Weitere deutsche Partner an SDO sind das Astrophysikalische Institut Potsdam (AIP) und das Kiepenheuer Institut für Sonnenphysik (KIS) in Freiburg. Das MPS fungiert als Ansprechstelle für alle Datenanfragen von Seiten deutscher Wissenschaftler.