Interview: 6 Fragen, 7 Antworten

„Wieder ein kleines, aber entscheidendes Stückchen beigetragen“

Nadine Laska

Studium: Diplom-Chemie

Jetzt: Institut für Werkstoff-Forschung

Nadine Laska hat Chemie studiert und ist 2010 als Doktorandin an das DLR-Institut für Werkstoff-Forschung in Köln gekommen.

Inzwischen ist sie dort wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Hochtemperatur- und Funktionsschichten. Im Interview gibt sie Einblicke in ihre Arbeit.

Nadine, worauf freust du dich, wenn du morgens zur Arbeit kommst?

Nadine: Nach der langen Phase im Homeoffice freue ich mich nach wie vor, möglichst viele meiner Kollegen persönlich im Institut anzutreffen. Ein gemeinsamer Kaffee oder ein Mittagessen erleichtern den Austausch zu den tagesaktuell anstehenden Arbeiten, Projekten und Herausforderungen. Letztlich ist auch der persönliche „Plausch“ zu privaten Dingen wie z.B. Familie und Kinder für ein gesundes Arbeitsklima unumgänglich.

Woran forschst oder arbeitest du?

Nadine: Ich beschäftige mich mit der Herstellung von Schutzschichten für Hochtemperaturanwendungen, wie beispielsweise für Materialien, die als Turbinenschaufeln in Flugtriebwerken eingesetzt werden. Hier ergeben sich aktuell durch den Umstieg auf neue Antriebssysteme oder Treibstoffe wie Wasserstoff ganz neue Herausforderungen an die verwendeten Materialien und somit auch an die Schutzschichten.

Durch den Umstieg auf neue Antriebssysteme oder Treibstoffe wie Wasserstoff ergeben sich ganz neue Herausforderungen an die verwendeten Materialien und somit auch an die Schutzschichten

Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?

Nadine: Nachdem ich morgens mein E-Mail-Postfach gecheckt habe, mache ich meist eine kurze Runde durch die Labore, um den persönlichen Austausch mit den Kollegen vor Ort zu suchen. Außerdem laufen bei uns viele Materialtests bei Temperaturen >1000°C unter zyklischen Bedingungen über Nacht oder sogar das Wochenende durch. Zyklisch heißt, dass die Materialien nach bestimmten Zeiten automatisch aus den heißen Öfen herausgefahren werden, innerhalb von wenigen Minuten auf Raumtemperatur abgeschreckt und anschließend wieder in den heißen Ofen gefahren werden. Hierbei ist es immer spannend, ob diese Tests problemlos durchgelaufen sind, die Materialien bzw. Schichten noch standhalten oder bereits Materialversagen durch Schichtabplatzungen oder Korrosion sichtbar ist.

In diesem Zuge betreue ich zunehmend Doktoranden und Studierende bei ihren Promotionen oder Abschlussarbeiten. Somit machen fachliche Diskussionen und das Lesen von Arbeiten, Berichten und Publikationen einen Großteil meiner Arbeit aus. Außerdem macht es mir Spaß, zunehmend auch administrative Aufgaben zu übernehmen; hierdurch eröffnen sich für mich als Chemikerin völlig neue Einblicke, welche für das Verständnis der Arbeitsabläufe und Strukturen am DLR wichtig sind.

6 Fragen, 7 Antworten
Nadine Laskas Arbeitsbereich: die Herstellung und Charakterisierung von Schutzschichten mittels PVD-Verfahren (Physical Vapor Deposition)

Wo und wie können deine Forschungsergebnisse/deine Arbeit eingesetzt werden?

Nadine: Die Verwendung leichterer Materialien oder neuer Treibstoffe im Flugzeug trägt zu einer nachhaltigeren Luftfahrt bei und reduziert letztlich den Beitrag zum Klimawandel. Hierbei sind Schutzschichten notwendig, um zum einen den Einsatz bei höheren Temperaturen zu ermöglichen und/oder zum anderen die Lebensdauer von Komponenten wie beispielsweise der Turbinenschaufeln zu verlängern. Dies führt zu einem nachhaltigeren Einsatz der Materialien und Rohstoffe.

Wieder ein kleines, aber entscheidendes Stückchen beigetragen, den Einfluss der Luftfahrtindustrie auf den Klimawandel zu reduzieren

Was sind die Höhepunkte deiner Arbeit?

Nadine: Aus fachlicher Sicht ist ein Höhepunkt die möglichst lange Lebensdauer von Schichtmaterialien nach langen Test- und Prüfzeiten, um so wieder ein kleines, aber entscheidendes Stückchen beigetragen zu haben, den Einfluss der Luftfahrtindustrie auf den Klimawandel zu reduzieren.

Positive Bescheide zu Fördermitteln sind ebenfalls auch immer ein großes Highlight, da hiermit neue Projekte oder möglicherweise sogar neue Mitarbeiter verbunden sind.

Letztlich ist aber auch der Zusammenhalt in der Abteilung und im Institut wichtig. Kleine gemeinsame Veranstaltungen oder Unternehmungen werden daher sehr geschätzt und zeigen einen guten Zusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen.

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Arbeit an einer Multiquellen-Magnetron-Sputter-Anlage im technischen Maßstab

Welche Spezialfähigkeit kannst du hier gut einsetzen?

Nadine: Ich würde mich als eine kommunikative und teamfähige Mitarbeiterin bezeichnen, die sich gerne um praktische und organisatorische Dinge kümmert, um das Gesamtziel nicht aus den Augen zu verlieren. Im Rahmen meines Chemiestudiums konnte ich mir eine ausgeprägte analytische Denkweise aneignen; dies hilft mir, unterschiedliche Problemstellungen nicht nur fachlicher Natur systematisch anzugehen und somit auch meinen persönlichen Stresspegel auf einem niedrigen Niveau zu halten.

Was ich noch sagen möchte:

Nadine: Ich genieße es sehr, wieder persönlichen Kontakt zu meinen Kollegen und Kolleginnen zu haben. Als Mutter von zwei Kindern ist jedoch die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, sehr vorteilhaft. Vor der Homeoffice-Regelung am DLR konnte ich nur in Teilzeit arbeiten, aber durch die gewonnene Flexibilität bin ich seit kurzem wieder in Vollzeit beschäftigt, da ich meine Arbeitszeiten mit der Kinderbetreuung vereinbaren kann und auch der oftmals zeitraubende Arbeitsweg zum DLR tageweise entfällt. Hierdurch sind mir auch mehr Karrieremöglichkeiten eröffnet worden, die vorher nicht denkbar gewesen wären.