Gruppe Systemevolution

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DLR / Enno Kapitza

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Die Gruppe Systemevolution befasst sich mit neuen Technologien und Methoden zur Weiterentwicklung von Navigations- und Timing- Services, beispielsweise zur Nutzung in vernetzten globalen Navigationssystemen oder der Bereitstellung robuster Zeitskalen durch Uhrenensembles.

Neue GNSS-Architekturen mit vernetzten Satelliten

Die nächste Generation globaler Navigationssatellitensysteme (GNSS) wird von der Verwendung optischer Technologien erheblich profitieren. Diese ermöglichen die Vernetzung aller Elemente eines GNSS durch Verbindungen zwischen den Satelliten und zwischen Bodenstationen und Satelliten. Diese Technologien verbessern die Autonomie und Robustheit des Systems, erhöhen die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Positions- und Zeitdienste und ermöglichen die Realisierung von „Multi-Layer“-Konzepten, bei denen bestehende GNSS-Konstellationen in mittlerer Erdumlaufbahn (MEO) mit anderen Navigations- (z. B. LEO PNT) und Kommunikationskonstellationen (z. B. IRIS2) vernetzt werden können.

Die wichtigsten Aktivitäten konzentrieren sich auf die Entwicklung und Emulation von GNSS der nächsten Generation mit voller Ausnutzung der Verbindungen zwischen Satelliten sowie zwischen Satelliten und Bodenstationen. Die Vernetzung der MEO-Satelliten über optische Verbindungen ermöglicht

  • die Synchronisation der Satellitenuhren mit Pikosekundengenauigkeit,
  • die Messung der Entfernungen zwischen Satelliten auf Submillimetergenauigkeit,
  • den Datenaustausch mit Datenraten von Mbit/s bis Gbit/s.

Das System kann um ein Segment in niedriger Erdumlaufbahn (LEO) erweitert werden, um die MEO-Satelliten ohne Einflüsse der Atmosphäre beobachten zu können und möglicherweise Navigationssignalen von LEO-Satelliten zu übertragen (LEO PNT-Konzept). Ein Beispiel für eine solche Architektur ist das vom DLR vorgeschlagene System Kepler, ein (r)evolutionäres Konzept für ein GNSS der dritten Generation. Anhand theoretischer Analysen und Simulationen auswerten wir den operationellen Betrieb und die Leistungsfähigkeit solcher Architekturen sowie die Vorteile auf System- und Endnutzerebene.

OpSTAR In-Orbit Demonstrator

Unsere Gruppe ist an der Entwicklung der OpSTAR In-Orbit Demonstrator (IOD)-Mission beteiligt. Der OpSTAR IOD soll die Leistungsfähigkeit optischer Verbindungen zwischen Satelliten demonstrieren, um Satellitenuhren autonom zu synchronisieren, genaue Entfernungsmessungen zur Verbesserung der Bahnbestimmung durchzuführen und Daten mit geringer Latenz und hohem Datenvolumen auszutauschen. OpSTAR wird eine Testmission zur Validierung zukünftiger Systemkonzepte und Prozessierungsarchitekturen eines GNSS sein, das optische Intersatellitenverbindungen vollständig integriert, um robustere und genauere globale Navigation und Zeitbereitstellung zu ermöglichen.

Robuste Zeitgenerierung

Techniken zur Zeitgenerierung und -verbreitung spielen in Navigationssystemen eine wichtige Rolle. Wir entwickeln Methoden für eine robuste Satellitenzeitgenerierung und die Realisierung von Systemzeitskalen. Dies kann durch die Implementierung eines verteilten Uhrenensembles im MEO und die Nutzung der optischen Verbindungen zwischen Satelliten für Zeitmessungen erreicht werden. Verschiedene Fehlererkennungstechniken gewährleisten die Robustheit der generierten Zeitskalen, indem sie Fehler in den Satellitenuhren erkennen, identifizieren und darauf reagieren. Diese Algorithmen werden in unserem Zeitlabor getestet, das mit modernsten Atomuhren (darunter aktive Wasserstoffmaser, Rubidiumuhren und Cäsiumreferenzen) und experimentellen optischen Frequenzreferenzen (z. B. optische Frequenzkämme und stabilen Lasern) ausgestattet ist.

Laufende Aktivitäten

Die Gruppe Systemevolution befasst sich derzeit mit folgenden Aktivitäten:

  • Entwicklung neuartiger Architekturen für globale Navigationssatellitensysteme
  • Erzeugung robuster Zeitskalen über Uhrenensembles, sowohl am Boden als auch im Orbit
  • Untersuchung der Zeit- und Frequenzübertragung über kohärente optische Kanäle
  • Relativistische Aspekte in GNSS und Intersatellitenverbindungen
  • Analyse von Methoden zur Bestimmung der Satellitenbahn und zur Datenverbreitung innerhalb und zwischen Systemen
  • Neuartige Ansätze zur Verbesserung der Autonomie und Robustheit von GNSS
  • Schätzung von Systemabweichungen
  • Präzise Positionierung für aktuelle und zukünftige Systeme

Darüber hinaus unterstützen wir die die Gruppe Alternative Navigationssysteme bei Aktivitäten zur Entwicklung von Systemen, die Navigations- und Zeitdienste entweder bei Ausfall der Satellitennavigation (Nichtverfügbarkeit) oder als Ergänzung zu den aktuellen GNSS-Diensten bereitstellen können.