23. Mai 2025

Wissenschaft in der Kneipe – Georgios Arvanitakis beim Pint of Science 2025 in Köln

Wissenschaft in der Kneipe
Georgios Arvanitakis hat beim Pint of Science in Köln teilgenommen
  • Pint of Science bringt Forschung in die Öffentlichkeit – Wissenschaft trifft Kneipenkultur
  • In lockerer Atmosphäre präsentierten Forschende aktuelle Projekte und kamen direkt mit dem Publikum ins Gespräch.
  • Georgios Arvanitakis vom DLR-Institut für Future Fuels stellte ein Verfahren zur nachhaltigen Wasserstoffproduktion mit Schwefeldioxid vor.
  • Sein Vortrag zeigte, wie industrielle Abfallstoffe in zukunftsfähige Energieträger umgewandelt werden können.

„Pint of Science“ bringt Forschung dorthin, wo man es am wenigsten erwartet: direkt in die Kneipe. Am 21. Mai verwandelte sich die „Tankstelle“ in Köln in ein Forum für Wissenschaft und Austausch bei Bier. Das beliebte Format bietet Forscherinnen und Forschern die Gelegenheit, ihre Projekte in lockerer Atmosphäre einem breiten Publikum zu präsentieren.

Georgios Arvanitakis, Doktorand am DLR-Institut für Future Fuels, war einer der Speaker an diesem Abend, der mit viel Leidenschaft und Ehrlichkeit über seine Forschung sprach, auch darüber, was es bedeutet, Wissenschaftler zu sein. Schon früh begeisterte er sich für Naturwissenschaften, besonders für Mathematik und Physik, später auch für Chemie. „Ich habe mich einfach dafür interessiert, wie die Welt funktioniert. Ich wollte mehr verstehen.“

Nach dem Schulabschluss entschied er sich für ein Studium des Chemieingenieurwesens. Für ihn bedeutet das nicht nur, zu verstehen, wie Dinge funktionieren, sondern vor allem, neue Ideen praktisch umzusetzen und echte Veränderungen zu bewirken. Wie er sagt: „Die Aufgabe eines Chemieingenieurs ist, die Zukunft nachhaltiger, günstiger, zugänglicher und gerechter zu gestalten.“ Diese Vision treibt ihn an, wissenschaftliche Erkenntnisse direkt in die Praxis zu bringen und die Welt aktiv mitzugestalten.

Sein Vortrag „Hydrogen Production of an SO2 Depolarized Electrolyzer“ war Teil des Themenblocks „Zurück in die Zukunft – Reloaded: Neue Technologien für die Welt von morgen“, bei dem es unter anderem auch um Quantencomputer und Künstliche Intelligenz in der Flugsicherung ging. Georgios hingegen beschäftigte sich mit einem ganz anderen Zukunftsthema: der effizienten und nachhaltigen Produktion von Wasserstoff mithilfe von Schwefeldioxid, einem Abfallprodukt aus der Industrie.

Wasserstoff aus Schwefeldioxid – ein neuer Weg für nachhaltige Energieträger

Georgios Arvanitakis präsentierte an diesem Abend eine vielversprechende Technologie, die das Potenzial hat, die Wasserstoffproduktion grundlegend zu revolutionieren: die Schwefeldioxid-unterstützte Elektrolyse. Im Gegensatz zum klassischen Verfahren, bei dem Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird, ersetzt dieses Konzept den Sauerstoff durch Schwefeldioxid, ein industrielles Abfallprodukt. Das Ergebnis: Wasserstoff und Schwefelsäure – beides wertvolle Stoffe, die so deutlich energieeffizienter produziert werden können.

„Das Besondere an unserem Ansatz ist, dass wir zwei Dinge gleichzeitig erreichen: Wir produzieren Wasserstoff und nutzen dabei ein unerwünschtes Gas, um daraus Schwefelsäure zu machen“, erklärte Georgios. Die dabei eingesparte Energie macht das Verfahren nicht nur nachhaltiger, sondern auch wirtschaftlich attraktiv. Vor allem dann, wenn die benötigte Wärme aus solarthermischen Quellen stammt. „Wenn man diese Wärme aus der Sonne bezieht, ist sie quasi kostenlos und ermöglicht einen geschlossenen Kreislauf für Schwefel.“

Wissenschaft in der Kneipe
Die Stimmung in der Kneipe „Tankstelle“ in Köln war locker, aber interessiert.

Er betonte dabei, dass es nicht nur um Grundlagenforschung geht. Sein Ziel ist es, das Verfahren Stück für Stück weiterzuentwickeln: vom Labormaßstab über erste Pilotanlagen bis hin zur industriellen Umsetzung. „Was wir tun, ist nicht nur neu, es ist auch anwendbar“, sagte er. Gerade die praktische Relevanz der Forschung treibt ihn an. „Wenn es funktioniert, kann es vielleicht nicht die ganze Welt verändern, aber in einem kleinen Bereich wirklich etwas bewirken.“

Der Weg dahin ist lang, aber das Arbeiten am DLR empfindet Georgios dabei als große Unterstützung: „Ich habe von Anfang an gemerkt, dass ich hier die Freiheiten und Ressourcen bekomme, um eigene Ideen weiterzuentwickeln. Es ist nicht einfach nur ein Projekt, das man abarbeitet, man kann mitgestalten.“ Besonders schätzt er die enge Zusammenarbeit im Team und den Raum für kritische Diskussionen. Für ihn ist klar, dass gute Forschung dann entsteht, wenn man sich gegenseitig fordert, offen hinterfragt und gemeinsam weiterdenkt.

Wissenschaft, die inspiriert und zum Mitdenken anregt

Die „Tankstelle“ war voll, die Stimmung ausgelassen, doch das Interesse am Thema ernsthaft. Die Besucherinnen und Besucher stellten Fragen, diskutierten mit und ließen sich von der Leidenschaft der Vortragenden mitreißen. Georgios freute sich besonders über diesen direkten Dialog: „Ich bin sehr gespannt, wie gut ich es schaffe, verständlich zu kommunizieren, woran wir arbeiten. Mein Ziel ist es, Wissenschaft zu vermitteln: Was wir tun und warum es wichtig ist.“

Dabei zeigte er eindrucksvoll, wie wissenschaftliche Inhalte auch für Laien spannend und zugänglich vermittelt werden können. Mit viel Humor, klarer Sprache und einer Menge anschaulicher Bilder und Animationen brachte er selbst komplexe Zusammenhänge auf den Punkt, ohne belehrend zu wirken. Besonders gelungen war sein Einsatz von Einblicken in den Laboralltag am DLR: Durch Fotos und persönliche Erfahrungen schuf er eine Atmosphäre, in der sich auch Menschen ohne technischen Hintergrund abgeholt fühlten – ein echtes Aha-Erlebnis für viele im Raum.

Eine vorgefertigte Botschaft wollte er dem Publikum dabei nicht mitgeben: „Ich kann nicht sagen, was die Leute am Ende fühlen sollen. Aber ich hoffe, dass sie etwas mitnehmen, vielleicht nicht mal von meinem Vortrag, aber von irgendeinem an diesem Abend. Etwas, worüber sie am nächsten Tag noch nachdenken.“

Mehr als nur ein Kneipenabend: Inspiration für die Zukunft

Pint of Science ist mehr als nur ein unterhaltsamer Kneipenabend. Es ist eine Plattform für Austausch, Neugier und manchmal auch für den ersten Funken wissenschaftlicher Begeisterung. Georgios glaubt an die Wirkung solcher Events: „Es reicht schon, wenn jemand sagt: „Ich will mehr darüber lesen.“, oder den Chemielehrer fragt, wie etwas funktioniert. Das kann der Anfang sein.“

Seinem Ziel, die Energiewelt von morgen aktiv mitzugestalten und Menschen dafür zu begeistern, ist Georgios am Mittwochabend in Köln ein ganzes Stück nähergekommen. Cheers to that!

Kontakt

Sigrun Damerau

Leiterin Institutskommunikation
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Future Fuels
Linder Höhe, 51147 Köln-Porz
Tel: +49 (0) 2203 601-1117