Integriertes meteorologisches Beratungssystem

Wetterphänomene wie Turbulenz, Windscherung, Blitze, starker Regen, Hagel und Vereisung tragen immer wieder erheblich zu Störungen im Luftverkehr bei. Auch seltene, aber gravierende Ereignisse wie der Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull auf Island im Jahr 2010 führen die Verwundbarkeit des Lufttransportsystems deutlich vor Augen. Die dabei entstehenden Kosten für die einzelnen Unternehmen und für die Volkswirtschaft sind enorm. Zusätzlich werden die Flugsicherheit und der Passagierkomfort reduziert. Bedingt durch den Klimawandel und die künftige Zunahme des Luftverkehrs muss damit gerechnet werden, dass Wetterereignisse einen noch stärkeren Einfluss auf den Luftverkehr gewinnen werden. Bei Wettereinflüssen stehen die Flugsicherung, Flugverkehrsunternehmen und Flughafenbetreiber unter dem Druck schnelle und passgenaue Entscheidungen zu treffen und untereinander abzusprechen. Meteorologische Verfahren und Beratungssysteme, die im Sinne von SESAR (Single European Sky Air Traffic-Management Research) und NextGEN (Next Generation Air Transportation System) "CIS" (= Common Information Sharing) und "CDM" (= Collaborative Decision Making) unterstützen, werden dabei immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Am DLR Institut für Physik der Atmosphäre wird derzeit ein integriertes meteorologisches Beratungssystem entwickelt, das für verschiedene Wetterereignisse zeitgenau und  für die Luftfahrt maßgeschneidert standardisierte Informationen bereitstellt: 5D-MetAdvisory.  Neben den vier Dimensionen geografische Länge, Breite, Höhe und Zeit bezeichnet dabei die fünfte Dimension die meteorologische Störung wie Gewitter, Winterwetter, Turbulenz und Vereisung oder Ereignisse wie Wirbelschleppen, Vulkanaschewolken und Regionen, in denen mit einer erhöhten Klimawirkung des Luftverkehrs oder mit Lärm zu rechnen ist. Die Störungen werden dabei als Objekte repräsentiert, die Gebiete kennzeichnen, in denen nicht geflogen werden soll. Analysen und Vorhersagen sowie charakteristische Attribute wie Zugrichtung, Zuggeschwindigkeit, Intensität und Trend der Objekte werden ausgegeben und aktualisiert sobald neue Informationen zur Verfügung stehen (='running forecast'). Dabei werden alle Vorhersagehorizonte von Stunden bis zu mehreren Tagen berücksichtigt (='seamless prediction'). Die Beteiligten können in einem einzigen System auf alle Informationen über die für sie relevanten meteorologischen Störungen zugreifen und erhalten einen gemeinsamen einheitlichen Überblick über die meteorologische Situation. Das 5D-MetAdvisory ermöglicht damit im Sinne von SESAR sowohl CIS als auch CDM und leistet einen Beitrag zur Sicherheit, Effizienz und Umweltschonung in der Luftfahrt.

DLR Gewitterinformationssystem (links) im Display der Verkehrsleitung am Flughafen München