18. März 2008

"Poldirad" bereit für die nächste Gewitter-Saison

Endmontage der 5-Meter-Antenne, über die gepulste Mikrowellen in die Atmosphäre geschickt werden und in umgekehrter Richtung die feinen polarimetrischen Echos von Hagel, Graupel und Regen zur Datenprozessierung ins IPA-Gebäude übermittelt werden.

Oberpfaffenhofen – Die Atmosphärenforscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen gehen gut gerüstet in die kommende Gewittersaison. Das Polarisation-Diversity-Radar (Poldirad) zur hochgenauen Vermessung von Niederschlagsfeldern ist am 7. März an seinen angestammten Platz auf dem Gebäude des Instituts für Physik der Atmosphäre (IPA) zurückgekehrt. Im Sommer 2007 war es für drei Monate nordwestlich von Straßburg stationiert -  als wesentliches Monitoring-Instrument für die internationale Messkampagne COPS, die für die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Helmholtzgemeinschaft und das World Weather Research Programme der Vereinten Nationen die Gewitterentstehung besonders an Mittelgebirgen untersuchte.

Für die Meteorologen bot COPS einen Sommer der Superlative: Sie entdeckten die bislang größten Eiskristalle in Wolken, verfolgten erstmals, wie Staub aus der Sahara zum Unwetter in Europa mutiert und analysierten in hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung, inwieweit Wettervorhersage und Wirklichkeit auseinanderdriften. Möglich machte das auch der Einsatz von einzigartigen Laser- und Radar-Messgeräten, zu denen Poldirad zählt. Im Zusammenspiel mit Satelliten, Forschungsflugzeugen – darunter auch der Jet ‚Falcon’ des DLR –, eines Forschungszeppelins und mehr als 100 eigens eingerichteten Messstationen wurde ein neues Zeitalter verlässlicher  Wetter- und Klimamodelle eingeläutet.

In den Wintermonaten wurden die präzisen Getriebe für den Antennenantrieb von Poldirad generalüberholt und eine frische Lackierung aufgetragen, um für die kommende Saison  gerüstet zu sein. Das Wolkenradar nimmt in diesem Jahr unter anderem innerhalb des  Projekts „RegioExakt“ Gewitterfronten in Südbayern unter die Lupe. Langfristiges Ziel ist es, aufzuzeigen, in welchem Umfang der Klimawandel das regionale Unwetterpotential bis zum Jahr 2030 erhöht. Einer der wichtigen Partner innerhalb von „RegioExakt“ ist der Flughafen München.

Poldirad wurde in den vergangenen 22 Jahren für zahlreiche Forschungsaufgaben erfolgreich genutzt. Die weit über das DLR-Gelände hinaus sichtbare Großforschungsanlage war europaweit das erste voll-polarimetrische  Wetterradar, das für die Erforschung der Wolken- und Niederschlagsmikrophysik gemeinsam von den DLR-Instituten für Physik der Atmosphäre und Hochfrequenz und Radarsysteme sowie Partnern aus der Industrie entwickelt und aufgebaut worden war. Das Forschungsgerät ermöglichte es Europas Wissenschaftlern erstmals, einen Radarstrahl beliebig zu polarisieren und gleichzeitig die Bewegung streuender Objekt zu erfassen. Forschungsschwerpunkte sind bis heute die Untersuchung von Gewittern und die damit verbundene Hagelentstehung sowie die Verbesserung der täglichen Wettervorhersage.