DLR Magazin 147 - page 26-27

Mit der Falcon über Island und Grönland
Von Falk Dambowsky, Oliver Reitebuch, Philipp Weber
V
oll bis unter die Kabinendecke bricht die Falcon am 11. Mai 2015 auf. Von Oberpfaffenhofen
fliegt sie nach Island. Gerade einmal zwei Sitze sind in der Kabine verblieben, hinter den Mess-
geräten, die die Kabine füllen, in der sich eigentlich der Mittelgang befindet. Instrumentenschränke
mit Anzeigen, Computern und vielen Leitungen benötigen weiteren Platz. Der Rest ist aufgefüllt
mit Gepäck und der vorgeschriebenen Überlebensausrüstung bei Flügen über Wasser, dazu gehö-
ren Schwimmwesten und zwei aufblasbare Rettungsinseln. Über Prestwick in Schottland führt der
Luftweg der Falcon D-CMET zum internationalen Flughafen Islands in Keflavik, etwa 50 Kilometer
vor den Toren der Hauptstadt Reykjavik. 18 Tage mit rund 50 Flugstunden liegen vor der Crew.
13 Ingenieure, Wissenschaftler, Piloten und Techniker gehören ihr an. 18 Tage, die ihnen Glücks-
momente der Forschung bringen, aber auch Stunden voller Aufregung.
Angekommen in Keflavik wartet bereits die DC-8 der NASA, die ebenfalls zwei Wind-Lidare an
Bord hat. Damit sind die weltweit führenden Spezialisten für diese Form der Windmessung mit
Lidar in diesen Tagen auf Island versammelt. Die NASA- und die DLR-Crew kennen sich teils be-
reits von den gemeinsamen Forschungsflügen 2014 in Kalifornien, als die Falcon hinter der DC-8
in enger Formation Messflüge zu Biotreibstoffabgasen absolvierte. Gemeinsam unternehmen die
Teams jetzt parallele Messflüge in Richtung schottischer und grönländischer Küste. Immer im Blick
müssen sie dabei den internationalen Flugverkehr zwischen Nordamerika und Europa haben, denn
die Interkontinentalmaschinen nutzen in West-Ost-Richtung den starken Rückenwind des soge-
nannten Jetstreams über dem Nordatlantik, der auch für die Forscher und ihre Windmessungen
besonders interessant ist.
Höhepunkt im doppelten Wortsinn
Zwei Wochen intensiver Forschungsflüge vergehen, dann öffnet sich ein lang ersehntes „Wetter-
fenster“ für einen besonderen Missionsteil. Der Höhepunkt soll für die Falcon diesmal ihr alleini-
ger Flug zum „Gipfel“ Grönlands werden. Es ist kein Berg im herkömmlichen Sinne, sondern
dort, auf 3.200 Metern über dem Meeresspiegel, ist der höchste Punkt des gigantischen grön-
ländischen Eisrückens. Und dort befindet sich eine amerikanische Forschungsstation, die mit
aufsteigenden Messsonden verlässliche Vergleichsdaten zu den Windmessungen aus der Luft
liefern kann.
GIPFELFLUG BEI
MITTERNACHTSSONNE
Das über Jahrzehnte bewährte DLR-Atmosphärenforschungsflugzeug Falcon war im Mai 2015
für mehrere Wochen auf Island. Von dort aus unternahm die Falcon gemeinsam mit dem NASA-
Forschungsflugzeug DC-8 Messflüge über dem Nordpolarmeer und über den Eisflächen Grön-
lands. Das Ziel: Hochpräzise Windmessungen. Ein neues Lasermessgerät, ein Wind-Lidar (Light
Detection and Ranging), wurde im Flug erprobt und kalibriert. Ab 2017 soll die neue Technik an
Bord des ESA-Satelliten ADM-Aeolus (Atmospheric Dynamics Mission) in den Weltraum starten
und mit detaillierten Wind-Daten aus der Erdumlaufbahn heutige Wetterprognosen deutlich
verbessern.
ISLAND-FLUGKAMPAGNE
DLRma
G
azin
147
27
Bergketten im Osten Grönlands bei 69 Grad Nord
im Lichte der tief stehenden Mitternachtssonne
1...,6-7,8-9,10-11,12-13,14-15,16-17,18-19,20-21,22-23,24-25 28-29,30-31,32-33,34-35,36-37,38-39,40-41,42-43,44-45,46-47,...56
Powered by FlippingBook