20. Juni 2018 | DLR führt Flugversuche in der Dominikanischen Republik durch

Unbemanntes Fliegen in humanitärer Anwendung

  • DLR, Wings for Aid und WFP überprüfen in Flugversuchen in der Dominikanischen Republik, ob der Abwurf von Hilfsgütern mittels UAV eine Alternative darstellen könnte.
  • Schwerpunkt(e): Luftfahrt

Katastrophen wie Überschwemmungen oder Erdbeben führen dazu, dass Menschen plötzlich von der Außenwelt abgeschnitten sind und schnellstmöglich mit lebensnotwendigen Hilfsgütern versorgt werden müssen. In einer neuen Koalition arbeiten das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit dem Niederländische Unternehmen Wings for Aid und dem World Food Programme (WFP) der Vereinten Nationen daran, neue Hilfsszenarien zu entwickeln, in denen unbemannte Luftfahrzeuge (Unmanned Aircraft Systems, UAS) die notwendigen Hilfsgüter ausliefern.

Bislang bringen bemannte Flugzeuge, Hubschrauber oder Boote Hilfsgüter wie Decken, Wasser oder Nahrungsmittel in abgeschnittene Katastrophengebiete. Eine besondere Herausforderung stellt dabei der meist schwer zugängliche, letzte Versorgungsabschnitt, die sogenannte "last mile", dar. "Im Realitätstest wollen wir erproben, ob und wie wir diese letzte Meile mit unbemannten Luftfahrtsystemen schneller, kostengünstiger und sicher überbrücken können", erklärt DLR-Projektleiter Johann Dauer vom Institut für Flugsystemtechnik. Die entsprechenden Erfahrungen in der Erprobung von humanitären Technologien sammelten die Wissenschaftler im DLR-internen Projekt ALAADy, das den Einsatz von UAS für den Lufttransport erforscht und sich dabei speziell auf niedrige Lufträume konzentriert.

Bei den Flügen für das Projekt kommt der unbemannte Hubschrauber superARTIS (Autonomous Rotorcraft Testbed for Intelligent Systems) zum Einsatz, der Hilfspakete in schwer zugängliche Katastrophengebiete fliegen soll. Neuartige Einwegboxen aus Pappe von Wings for Aid werden verwendet, um die Hilfsgüter am Zielort unbeschadet abwerfen zu können. Diese Boxen sind in der Herstellung kostengünstig und biologisch abbaubar. Sie haben spezielle Flächen, die beim Abwurf automatisch aufklappen, um den Fall abzubremsen und zu stabilisieren. Im Vergleich zu anderen bestehenden Technologieträgern auf dem Gebiet der unbemannten Luftfahrt wie beispielsweise Multikoptern, kann der superARTIS mit diesen Boxen eine vergleichsweise große Nutzlast von 10 bis 20 Kilogramm transportieren und absetzen.

Bei ersten Flugversuchen in Deutschland konnten die DLR-Forscher bereits zeigen, dass das geplante Einsatzszenario technisch durchführbar ist. Gemeinsam haben das DLR, WFP und Wings for Aid mögliche Einsatzgebiete identifiziert und ein Missionsszenario entwickelt, um einen simulierten Pilotbetrieb eines Hilfseinsatzes mit einem unbemannten Hubschrauber zu erproben. Im nächsten Schritt soll dieses realitätsnahe Einsatzszenario nun in der Dominikanischen Republik durchgeführt werden. "Wir wollen vor Ort unter realistischen Bedingungen die Auslieferung von Hilfsgütern mit unserem unbemannten Hubschrauber superARTIS nachstellen und so untersuchen, inwieweit sich die Kombination aus UAS und absetzbaren Einwegboxen in die humanitäre Logistikkette einbinden lässt", so Dauer. Für die Sicherheitsanalyse dieser Missionen wird ein neues Verfahren, das sogenannte Specific Operation Risk Assessment (SORA) angewandt, um die Sicherheit des Flugbetriebs zu gewährleisten. Finanziell unterstützt wird das Projekt unter anderem vomInnovation Accelerator des WFP in München.

Die Flüge in der Dominkanischen Republik finden ab Ende Juni 2018 statt.

Kontakt

Jasmin Begli

Kommunikation Braunschweig, Cochstedt, Stade, Trauen
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
Lilienthalplatz 7, 38108 Braunschweig
Tel: +49 531 295-2108

Dipl.-Ing. Johann C. Dauer

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Flugsystemtechnik
Lilienthalplatz 7, 38108 Braunschweig