31. Oktober 2018 | Großer Vertrauensbeweis der NASA in Raumfahrttechnik "made in Germany"

Neuer Aufbruch zum Mond - Erstes Servicemodul für das Orion-Raumschiff ist fertig

Schwerpunkt(e): Exploration, Astronautische Raumfahrt, Internationale Kooperation

Bis heute waren zwölf Menschen auf dem Mond - allesamt NASA-Astronauten, die sich im Rahmen des Apollo-Programms der amerikanischen Raumfahrtbehörde zwischen 1969 und 1972 auf diese beispiellose Reise gemacht haben. Am 21. Juli 2019 jährt sich die erste Mondlandung zum 50. Mal, seit dem 14. Dezember 1972 hat kein Erdenbürger mehr den Erdtrabanten betreten.

Das könnte sich in absehbarer Zukunft ändern: Die NASA möchte mit ihrem Orion-Programm ein Raumschiff entwickeln und bauen, das für unterschiedlichste Zwecke im Erd-, Mond- oder auch Marsorbit eingesetzt werden kann. Das sogenannte MPCV (Multi-Purpose-Crew-Vehicle) soll erstmals 2020 vom Kennedy Space Center in Florida mit dem Space Launch System SLS, der neuen Schwerlastrakete der NASA, zu einem unbemannten Flug starten, den Mond mehrfach umrunden und anschließend wieder zur Erde zurückkehren.

Ein zentraler Teil aller Orion-Raumschiffe ist das Europäische Servicemodul ESM, das im Auftrag der NASA von der Europäischen Weltraumagentur ESA zu wesentlichen Teilen in Deutschland gebaut wird. Ohne das ESM kann das neue Crew-Raumschiff Orion nicht fliegen. "Wir haben schon auf der ESA-Ministerratskonferenz 2012 in Neapel das Programm federführend unterstützt, Deutschland finanziert rund 40 Prozent des europäischen ISS-Programms und trägt mit etwa 37 Prozent den höchsten Anteil an den Kosten des ESM-Programms der ESA", sagt Dr. Walther Pelzer, DLR-Vorstand für das Raumfahrtmanagement und in dieser Funktion für die deutschen ESA-Beiträge zuständig. "Dass die NASA uns Europäern bei so einem zentralen Zukunftsprojekt ein so kritisches Element übergibt, ist ein enormer Vertrauensbeweis. Ich freue mich besonders, dass wir in Deutschland mit dem ESM auch auf die Expertise der fünf ATV-Transporter aufbauen und uns hier weiterentwickeln können." Die ATV-Raumfrachter hatten die Internationale Raumstation ISS von 2008 bis 2015 regelmäßig mit Nachschub versorgt.

Am 2. November 2018 wird das erste Servicemodul nun vom Airbus-Standort in Bremen, wo es in den vergangenen vier Jahren systemführend gefertigt wurde, offiziell an die NASA übergeben. Am 5. November soll das "ESM-1" zum Kennedy Space Center (KSC) der NASA nach Florida geflogen werden, wo es am 16. November vorgestellt wird. Im KSC wird das europäische Service-Modul mit dem Orion-Mannschaftsmodul und dessen Adapter verbunden und auf seinen ersten unbemannten Testflug, die Exploration-Mission 1, vorbereitet.

Die NASA hat bei der ESA bislang zwei ESM bestellt. Das Servicemodul ist das Herzstück des Orion-Raumschiffs und sitzt unterhalb der Crew-Kapsel. Es beinhaltet das Haupttriebwerk und liefert über vier Solarsegel den Strom, außerdem reguliert es Klima und Temperatur im Raumschiff und lagert Treibstoff, Sauerstoff und Wasservorräte für die Crew. Das Orion-Raumschiff und damit auch die ESM gelten als zentraler Meilenstein für künftige bemannte Explorationsmissionen zum Mond, aber auch zum Mars und darüber hinaus. Derzeit befindet sich ein zweites ESM für eine zweite Mondmission im Bau, bei der erstmals Astronauten an Bord sein sollen. "Die Bereitstellung des ESM durch Europa ist Teil eines transatlantischen Tauschhandels. Es dient als Kompensation der Kosten für Betrieb und Versorgung der ISS, der durch die NASA erfolgt", erklärt Johannes Weppler, ESM-Programmleiter im DLR. Deutschland ist von den europäischen Mitgliedsstaaten der wichtigste Partner für die weiteren an der ISS beteiligten Raumfahrtnationen USA, Russland, Japan und Kanada.

Raumfahrttechnik "Made in Germany"
Mit dem Orion-Programm entwickelt die NASA ein interplanetares Raumschiff, mit dem Astronauten zu Mond oder auch zum Mars fliegen sollen. Ein zentraler Teil der Orion-Raumschiffe ist das Europäische Servicemodul ESM.

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