24. Februar 2016

Heute ist Schalttag

Warum wir den 24. Februar in diesem Jahr "geschenkt" bekommen

Für Arbeitgeber sind sie von Vorteil, doch bei Geburtstagskindern oft weniger beliebt: Schalttage. Sie sind eine Besonderheit in unserem Kalender und wurden ursprünglich auf den 24. Februar festgelegt. Doch warum bekommen wir in der Regel alle vier Jahre diesen zusätzlichen Tag "geschenkt"? Und weshalb ausgerechnet Ende Februar und nicht beispielsweise im Juli? Eingeführt in unseren Kalender wurde der Schalttag von keinem Geringeren als Gaius Julius Cäsar. Ist er also schuld an der ganzen Misere? Die Antwort lautet: Nein, der wirkliche "Übeltäter" ist unser eigener Planet, denn er hält sich nicht an unsere schöne Zeitrechnung. Würde sich die Erde beispielsweise nur ein wenig schneller drehen, wäre der ganze Aufwand nicht nötig.

Um die Zeit verlässlich einteilen zu können, richteten sich die Menschen seit Alters her nach den unveränderlichen Größen, die ihnen die Natur bot: Nach dem Tag- und Nachtwechsel auf der Erde und dem Lauf der Gestirne am Firmament. Unser heutiger Kalender wird im Wesentlichen von der Sonne bestimmt, vom Mond nur bei der Festlegung des Ostertermins und den davon zeitlich abhängigen Festen. Ein Jahr ist hierbei die Zeit, welche die Erde benötigt, um einmal um die Sonne zu kreisen. Es ist auch das Zeitintervall, welches die Sonne braucht, um von einer Frühlingstagundnachtgleiche zur nächstfolgenden zu gelangen.

Silvester würde mit der Sommersonnenwende zusammenfallen

Diese Zeitspanne wird tropisches Jahr genannt, denn es ist astronomisch exakt an die Jahreszeiten angepasst. Es ist in etwa 365 Tage lang - aber eben nicht auf den Punkt genau. In Wirklichkeit benötigt die Erde knapp sechs Stunden, also einen viertel Tag mehr für eine Sonnenumrundung, nämlich exakt 365,24219 Tage. Fügt man also alle vier Jahre einen zusätzlichen Tag in den Kalender ein, dann geht die Rechnung fast wieder auf - trotz eines kleinen Restbetrags von rund elf Minuten. Würde man allerdings ganz auf Schalttage verzichten, so würde der Kalender allmählich alle Jahrzeiten durchlaufen, bis er nach 1461 Jahren wieder an seinen Ausgangspunkt zurückkäme. So fiele beispielsweise irgendwann Silvester mit dem Tag der Sommersonnenwende zusammen.

So ein Schalttag ist also eine recht geniale Idee. Doch wer hat ihn "erfunden"? Erstmals tauchte der Schalttag in seiner heutigen Form mit der Einführung des Julianischen Kalenders durch Julius Cäsar im Jahr 46 v.Chr. in unserer Zeitzählung auf. Cäsar löste mit seinem Sonnenkalender den bis dahin im römischen Reich geltenden Kalender des Numa Pompilius ab. Dieser war an den Lauf des Mondes gebundenen und bestand aus zwölf Mondmonaten. Bereits in diesem Mondkalender wurden Schalttage und ganze Schaltmonate eingeschoben, um das Datum mit den Mondphasen und den Jahreszeiten synchron zu halten. Wirklich "erfunden" hat Cäsar also den Schalttag nicht. Er hat lediglich das bewährte Prinzip von Zusatztagen aus älteren Kalendersystemen übernommen.

Der Februar war der letzte Monat des vorjulianischen Kalenders

Als Zeitpunkt für den Schalttag legte Cäsar den 24. Februar fest. Die Wahl dieses Datums hatte folgenden Grund: Der Februar war der letzte Monat des vorjulianischen Kalenderjahres gewesen, welches mit dem Fest der Terminalien am 23. Februar endete, an das traditionell jedes zweite Jahr ein Schaltmonat angefügt wurde. Diesen Brauch wollte Cäsar beibehalten. Zu einer notwendigen Reform des Kalenders kam es im Jahr 1582 durch Papst Gregor den XIII. Anlass für diese Umstellung war die Tatsache, dass sich der Kalender gegenüber den Jahreszeiten um zehn Tage verschoben hatte.

Doch wie kam es dazu, wo doch der Schalttag genau dies hätte verhindern sollen? Die Erklärung hierfür liegt in der kleinen Zeitdifferenz von elf Minuten, welche die Erde bei ihrer alljährlichen Umrundung der Sonne weniger benötigt. Im Laufe der Jahrhunderte hatte sich diese Differenz auf ganze zehn Tage summiert. Papst Gregor XIII griff daher per Dekret in die Zeitrechnung ein und ließ auf den 4. Oktober unmittelbar den 15. Oktober folgen. Mit seinem Gregorianischen Kalender wurde die Anpassung an das tropische Jahr exakter, indem nicht durchgängig jedes vierte Jahr ein Schaltjahr sein sollte: Säkularjahre, also volle Jahrhundertzahlen (wie die Jahre 1700, 1800 und 1900) sind keine Schaltjahre, es sei denn sie sind ohne Rest durch 400 teilbar. Daher war das Jahr 2000 beispielsweise ein Schaltjahr, obwohl es sich um ein Säkularjahr handelte.

An der Position des Schalttages im Kalender hat sich in all der Zeit im Grunde nichts geändert. Auch moderne internationale Zeit- und Kalendernormen legen den Schalttag keineswegs auf den 29. Februar fest, sondern sprechen lediglich davon, dass in einem Schaltjahr der Monat Februar 29 Tage hat - ein feiner Unterschied. In unserem Gregorianischen Kalender bleibt übrigens lediglich eine Differenz von jährlich rund 27 Sekunden. Man bräuchte sich also erst ab dem Jahr 3200 Gedanken über einen außergewöhnlichen Schalttag machen - vorausgesetzt Rotation und Bahn der Erde bleiben bis dahin vollkommen unverändert.

Wer möchte, kann sein Wissen über unseren Kalender anhand des Artikels "Das anpassbar zyklische, solilunare Zeitzählungssystem des gregorianischen Kalenders" erweitern, der in Band 50 der Zeitschrift "Mathematische Semesterberichte" von Heiner Lichtenberg im Jahr 2003 veröffentlicht wurde. Der Text wurde für das DLR mit freundlicher Genehmigung des Springer-Verlags zur dreimonatigen Nutzung freigegeben.

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