4. August 2016

Elektrisch aufs Vorfeld: Flughafen Stuttgart und DLR testen Batteriefahrzeuge für Passagier- und Gepäckabfertigung

Noch bevor ein Flugzeug überhaupt startet, herrscht auf dem Vorfeld schon reger Verkehr: Gepäckschlepper, Passagierbusse oder Pushback-Fahrzeuge müssen Fluggäste und Fracht zuverlässig und pünktlich an den richtigen Ort bringen und Flugzeuge aus ihrer Parkposition schieben. Die meisten dieser Fahrzeuge verfügen bisher über einen Dieselantrieb. Gemeinsam mit dem Flughafen Stuttgarthat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Projekt efleet untersucht, inwieweit diese Aufgaben auch durch Elektrofahrzeuge mit Batterie übernommen werden können. Diese sind geräuschärmer, fahren effizienter und lokal emissionsfrei – bieten also die Möglichkeit, den Flughafenbetrieb wesentlich nachhaltiger zu gestalten.

Im Vergleich: Batterie- versus Dieselfahrzeuge

Im Zuge des Projekts haben die Forscher des DLR-Institut für Technische Thermodynamik gemeinsam mit dem DLR-Institut für Fahrzeugkonzepte zunächst sechs batterieelektrisch betriebene Prototypen mit Messtechnik ausgerüstet, darunter zwei Gepäckschlepper, ein Frachtschlepper, ein Passagierbus sowie ein Gepäckband und ein Pushback-Fahrzeug. Über einen Zeitraum von 28 Monaten erfassten sie zum Beispiel die spezifischen Fahrprofile und Energieverbräuche dieser Vorfeldfahrzeuge. "Unsere Aufgabe war es, herauszufinden, wie sich die batterie- gegenüber den dieselbetriebenen Fahrzeugen im Alltagseinsatz schlagen", fasst DLR-Wissenschaftler Gerhard Schuller vom Institut für Technische Thermodynamik, der das Projekt betreut hat, zusammen. "Wir haben systematisch ausgewertet, welche Anforderungen die Vorfeldfahrzeuge während des Flughafenbetriebs erfüllen müssen und inwieweit dies mit Batteriebetrieb möglich ist." Beispielsweise fährt ein Gepäckschlepper am Flughafen Stuttgart maximal 120 Kilometer pro Tag und ein Pushback-Fahrzeug rund 40. Während des Projekts wurden insgesamt circa 100.000 Kilometer batterieelektrisch zurückgelegt.

Vorteile: Effizienter, leiser und lokal emissionsfrei

Das zentrale Ergebnis des efleet Projekts stimmt Flughafen und DLR-Wissenschaftler positiv: Die batteriebetriebenen Elektrofahrzeuge funktionierten im Alltag sehr gut, hatten keine Probleme die Anforderungen zu erfüllen und waren bei den Fahrern oft beliebter als die konventionell betriebenen Modelle. "Umgerechnet konnte pro Auftrag rund 65 Prozent der Energie eingespart werde"“, bilanziert DLR-Forscher Schuller, "vor allem weil elektrische Antriebe wesentlich effizienter arbeiten und zudem Energie bei Bremsvorgängen rekuperiert, sprich zurückgewonnen und wieder in die Batterie eingespeist werden konnte." Da es in Stuttgart nachts keinen Flugbetrieb gibt, reicht die Zeit mehr als aus, um die Fahrzeugbatterien für den nächsten Tag wieder vollzuladen. Optimierungspotenzial sehen die DLR-Forscher bei der eingesetzten Batterietechnologie: Gegenüber den in den meisten Fahrzeugen verbauten Blei-Säure-Batterien bieten Lithium-Ionen-Batterien den Vorteil, dass Gewicht und Wartungsaufwand geringer sind. Hier lohne es sich für die Hersteller dieser Spezialfahrzeuge, den Umstieg auf diese Batterieart zu verfolgen.

Mit den Forschungsergebnissen aus dem Projekt efleet im Rücken will der Stuttgarter Flughafen – als sechsgrößter Flughafen Deutschlands mit jährlich über 10 Millionen Passagieren – bis 2017 den gesamten Passagier- und Gepäcktransport auf dem Vorfeld auf Elektrofahrzeuge umstellen. Dass es sich dabei um ein Thema mit großer Zukunft handelt, zeigen auch die Initiativen an weiteren Flughäfen, wie zum Beispiel in Amsterdam oder Frankfurt.

Zum Projekt efleet

Das Forschungsprojekt efleet war Teil der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) geförderten baden-württembergischen Initiative "LivingLab BWe mobil", eines von bundesweit vier Förderprogrammen im "Förderprogramm "Schaufenster Elektromobilität"". Das BMWi unterstützte das Projekt efleet mit Fördermitteln in Höhe von 1,4 Millionen Euro. Die dreijährige Erprobungsphase der elektrischen Vorfeldflotte endete Ende Juni 2016.

Kontakt

Denise Nüssle

Presseredaktion
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Kommunikation
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Gerhard Schuller

Institut für Technische Thermodynamik
Institut für Technische Thermodynamik, Elektrochemische Energietechnik