2. September 2016

Kooperation mit Russland: Perspektiven in der Luftfahrtforschung

Eine Delegation des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) unter Leitung des Luftfahrtvorstands, Prof. Rolf Henke, reiste vom 29. August bis zum 1. September 2016 nach Russland. Auf dem Programm standen Gespräche mit vielen Akteuren aus der russischen Luftfahrtforschung und Luftfahrtindustrie.

Erstes Ziel der Reise war der seit vielen Jahren wichtigste Partner des DLR in Russland, das Wind tunnel TsAGI in Zhukovsky bei Moskau. ZAGI ist das Kopfinstitut der russischen Luftfahrtforschung und Kern des neu geschaffenen russischen Nationalen Forschungszentrums Luftfahrt. Die Delegation wurde vom Generaldirektor, Sergey Chernyshev begrüßt. DLR und ZAGI verbindet eine lange und gute Zusammenarbeit, seit 2009 besteht ein Rahmenabkommen zur Forschungszusammenarbeit, welches auch die jeweiligen Industriepartner mit einschließt. Weitere Berührungspunkte gibt es im Rahmen des International Forum for Aviation Research (IFAR). Hier hat ZAGI den jährlichen Summit im Jahr 2013 in Moskau ausgerichtet. Zudem sind in die Organisationsstruktur von ZAGI auch Ergebnisse eines DLR-ZAGI Erfahrungsaustausches zum Thema Forschungsorganisation eingeflossen.

Erfolgreiche Zusammenarbeit

ZAGI und DLR waren und sind in einer großen Zahl von Forschungsvorhaben der Europäischen Forschungsrahmenprogramme beteiligt. Die russische Regierung finanziert die russischen Beiträge an der Forschungszusammenarbeit aus eigenen Mitteln. Eine Bilanz zu ziehen und neue Möglichkeiten auszuloten war das Hauptthema des Gespräches mit Dr. Andrei Boginskiy, dem stellvertretenden Minister für Luftfahrt und Funkelektronik im Ministerium für Industrie und Handel der Russischen Föderation. Ein weiterer wichtiger Aspekt der zukünftigen Entwicklung der europäischen Luftfahrtkooperation mit Russland ist die Einbindung der russischen Luftfahrtindustrie in die DLR-ZAGI Kooperation und damit auch in die EU-Rahmenprogramme. Im Gespräch mit Yuri Slyusar, Generaldirektor der United Aircraft Corporation (UAC) und seinem Chefkonstrukteur Sergei Korotkov wurden erste Schritte in Richtung einer stärkeren Zusammenarbeit des DLR mit der russischen Luftfahrtindustrie vereinbart.

Das nächste Reiseziel war die Firma AVIASTAR in Ulyanovsk. AVIASTAR, ein Unternehmen der United Aircraft Corporation (UAC) war in sowjetischer Zeit das größte Flugzeugwerk der ehemaligen Sowjetunion und ist auch jetzt noch einer der wichtigsten Hersteller russischer Verkehrs- und Transportflugzeuge. Derzeit läuft die Produktion für das neue russische Mittelstreckenverkehrsflugzeug MC-21 an. Bei AVIASTAR werden Teile der Hecksektion, des Leitwerkes und Teile des Tragflügels gefertigt, beziehungsweise aus Zulieferteilen komplettiert. Der amtierenden Direktor, Andrei Kapustin, stellte das Fertigungsprogramm vor und ermöglichte kurzfristig auch einen Besuch bei AeroKomposit Ulyanovsk, dem Hersteller der tragenden Struktur des Tragflügels der MC-21. AeroKomposit arbeitet mit den neuesten derzeit auf dem Weltmarkt verfügbaren Technologien. Die Delegation hatte die einzigartige Gelegenheit, Infrastruktur, Fertigungsausrüstung und Teile der laufenden Produktion zu sehen.

Wieder in Moskau wurde das Programm durch Treffen mit der Wissenschaftsabteilung der deutschen Botschaft und mit dem Management des Engineering Center of Airbus in Russia (ECAR) abgerundet.