16. September 2016

Das DLR auf der InnoTrans 2016: Sprechende Schienen, ein innovatives Crashkonzept und Zugdesign der Zukunft

Auf der weltweit größten Fachmesse für Bahn- und Verkehrstechnik InnoTrans in Berlin geben die Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) vom 20. bis 23. September 2016 einen Einblick in aktuelle Forschungsprojekte, um den Schienenverkehr schneller, effizienter, sicherer und komfortabler zu machen. Auf dem rund 110 Quadratmeter großen Stand (Halle 2.2, Nummer 405) nehmen unter anderem interaktive Exponate und maßstabsgetreue Modelle die Messebesucher mit auf eine Reise in die Zukunft des Zugfahrens. Im Fokus der Arbeiten stehen die Schienenfahrzeuge von morgen ebenso wie die technischen, betrieblichen und wirtschaftlichen Aspekte eines zukunftsweisenden Bahnsystems.

Rail2X: Wenn die Schiene mit der Straße spricht

Zukünftig sind nicht nur Autos intelligent – auch die Züge von morgen kommunizieren miteinander und mit ihrer Umgebung. Wie das funktioniert, zeigt das DLR mit einem Auto-Fahrsimulator: Der Zug informiert den nächsten Bahnübergang über sein Herannahen. Zeitgleich erhält der Autofahrer vom Bahnübergang eine Warnmeldung in seiner Instrumentenanzeige und kann entsprechend frühzeitig reagieren. Züge können so an Bahnübergängen nicht mehr übersehen und viele schwere Unfälle vermieden werden. Die „Rail2X-Technologie“ kann es Reisenden zum Beispiel auch ermöglichen, mittels Smartphone oder einem speziellen Knopf am Bahnsteig einem herannahenden Zug mitzuteilen, dass er mitfahren möchte. Erhält der Zug keine Meldung, kann er den Bahnhof ohne Halt passieren und so Zeit und Energiekosten sparen.

Neuartiges Crashkonzept für den Zug der Zukunft

Zusammenstöße von Zügen können schon bei geringen Geschwindigkeiten verheerende Folgen haben. Deshalb haben DLR-Wissenschafter im Projekt Next Generation Train (NGT) ein neuartiges Crashkonzept entwickelt. Es arbeitet mit speziellen Deformationszonen, die außerhalb des Fahrgastbereichs liegen. Bei einem Zusammenstoß verformen sie sich kontrolliert und nehmen so einen Großteil der Energie aus dem Aufprall auf. Die in metallischer Bauweise realisierte Crashstruktur ist gleichzeitig strukturell mittragender Bestandteil des Zugwagens und folgt damit dem Leichtbauprinzip der Funktionsintegration. Am Stand stellt das DLR einen Demonstrator dieser Crashstruktur im Maßstab 1:1 aus, der im Frühjahr 2016 auf einer speziellen Crashtest-Gleisanlage bereits erfolgreich erprobt wurde.

Fast wie Fliegen: AeroLiner3000

Gemeinsam mit dem Architektur- und Design-Büro Andreas Vogler Studio präsentiert das DLR auf seinem Stand auch das Innovationsprojekt AeroLiner3000, das von der britischen Eisenbahnbehörde RSSB unterstützt wird. Der doppelstöckige Hochgeschwindigkeitstriebwagenzug kann durch seine reduzierte Höhe und Breite viele der bestehenden britischen Strecken befahren und erhöht die Linienkapazität zu einem Bruchteil der Kosten, die ein Streckenausbau verursachen würde. Durch innovative Leichtbauweisen und zukunftsweisendes Design besitzt er gleichzeitig das Potenzial, deutlich leiser und energieeffizienter als aktuelle Züge zu fahren. Das neun Meter lange Mockup im Maßstab eins zu eins zeigt die Machbarkeit, Ergonomie und ästhetische Wirkung des AeroLiners3000.

Technologien für die Zukunft des Schienenverkehrs

Zu den weiteren Highlights aus der DLR-Schienenverkehrsforschung zählen zudem neue Verfahren und Tools, um Big Data für das System Bahn zu erschließen. Mittels passgenauer Sensorik können Daten schnell, günstig und flexibel auf Zügen im regulären Betrieb erhoben und mittels intelligenter Algorithmen ausgewertet werden. So können beispielsweise Wartung und Instandhaltung anstatt in festen Intervallen bedarfsorientiert und präventiv erfolgen. Unter dem Begriff Dynamisches Flügeln stellt das DLR außerdem eine Technologie vor, die ermöglicht, dass sich Wagen und Züge in Zukunft während der Fahrt selbstständig zu längeren Einheiten verbinden und bei Bedarf auch wieder trennen. Dazu kommunizieren Wagen und Züge miteinander, kuppeln nicht mehr mechanisch, sondern nur noch virtuell.

Infos zu allen Verkehrsforschungen finden Sie in unserer Standbroschüre Schienenverkehrsforschung im DLR.

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Programmdirektor
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Programmdirektion Verkehr
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