21. Februar 2017

Umweltforschungsstation Schneefernerhaus begrüßt Bundestagsdelegation und Umweltbundesamt-Präsidentin Krautzberger

Dank seiner hochalpinen Lage bietet die Umweltforschungsstation Schneefernerhaus(UFS) einzigartige Möglichkeiten für die Umwelt-, Klima- und Höhenforschung. Am 20. Februar 2017 besuchte eine Delegation des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags die Forschungsstation auf der Zugspitze, in Begleitung von Maria Krautzberger, Präsidentin des UBA. Die Besucher informierten sich über die wissenschaftlichen Arbeiten der insgesamt zehn Konsortialpartner vor Ort, darunter das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Nach Begrüßung durch Ministerialdirektor Dr. Christian Barth, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz und Vorsitzender des UFS-Konsortialrates, folgte eine kurze Einführung. Der wissenschaftlicher Koordinator der Umweltforschungsstation Prof. Michael Bittner stellte das wissenschaftliche Programm der UFS sowie das "Virtuelle Alpenobservatorium" vor, ein Gemeinschaftprojekt der Höhenforschungsstationen im Alpenraum. Anschließend gewährte ein Rundgang durch die Labore des achtstöckigen Gebäudes genauere Einblicke. Das Interesse der Gäste galt unter anderem der GAW-Globalstation, die der Beobachtung der Atmosphäre dient und zum weltweiten Netzwerk der Weltorganisation für Meteorologie (World Meteorological Organisation) gehört. Der Zusammenschluss in solchen internationalen Netzwerken ist für Klimaforscher und Entscheidungsträger gleichermaßen wertvoll, da eine breite Datengrundlage für die globalen Fragestellungen gewonnen wird. So finden die Messdaten des hochalpinen Standorts auch Eingang im Weltdatenzentrum für Fernerkundung der Atmosphäre (WDC-RSAT), das am DLR in Oberpfaffenhofen angesiedelt ist.

„Klimaforschung ist eine der wichtigsten Aufgaben der Gegenwart und Zukunft“, hob Umweltbundesamt-Präsidentin Krautzberger während des Besuchs hervor und auch die Abgeordneten des Bundestages bekräftigten ihre Unterstützung. Besonders beeindruckt zeigten sich die Delegierten über die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Institutionen und Forschungsfeldern im „Schneefernerhaus“.

Aktuelle Forschungsarbeiten

Das DLR nutzt die hochalpine Forschungsstation für Langzeitmessungen und Atmosphären-Beobachtungen der besonderen Art. Dazu gehört die Erfassung von Infraschallwellen, die durch Erdbeben, schwere Stürme oder vulkanischen Aktivitäten ausgelöst werden. In Zusammenarbeit mit der Europäischen Südsternwarte bereiten das Deutsche Fernerkundungsdatenzentrum des DLR (DFD) derzeit den Einsatz eines entsprechenden Tsunami-Frühwarnsystems für Chile vor. Auf der Zugspitze betreibt das DFD seit 2005 vorallem die bodengebundenen Infrarot-Spetrometer GRIPS:

Ein Ziel der Messungen ist die frühe Erkennung von Klimasignalen, etwa zur Überprüfung der Wirksamkeit des Kyoto-Protokolls und zur Verbesserung von Klima- und Wettermodellen. Dazu gehört die Beobachtung von Temperaturtrends in der Mesopausenregion, die in rund 80 bis 90 Kilometer Höhe äußerst empfindlich auf den Anstieg von Kohlenstoffdioxid und andere Veränderungen reagiert. Das GRIPS-System ist zudem Referenzsystem in dem internationalen Netzwerk NDMC (Network for the Detection of Mesospheric Change), das 50 Meßtationen in 22 Ländern umfasst und vom DFD koordiniert wird.

Im DLR-Labor der Forschungsstation ist außerdem die speziell entwickelte Infrarot-Kamera FAIM im Einsatz. Damit vermessen die Wissenschaftler unter anderem Schwerewellen, die vor allem bei der Überströmung von Gebirgen entstehen und sich nach oben durch die gesamte Atmosphäre ausbreiten. Die Wellen beeinflussen die globale Luftzirkulation, die Temperatur und langfristig auch das Klima. Schwerewellen sind in Vorhersagemodellen bisher nicht ausreichend berücksichtigt und gehören daher zu den aktuellen Forschungsthemen des Deutschen Fernerkundungsdatenzentrums am Schneeferner.

Über die Umweltforschungsstation

Die Umweltforschungsstation Schneefernerhaus (UFS) ist das "virtuelle Institut" eines wissenschaftlichen Konsortiums unter Federführung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Zu den zehn Konsortialpartnern gehören, neben nachgeordneten Einrichtungen des Freistaates Bayern, das Umweltbundesamt (UBA), der Deutscher Wetterdienst (DWD), das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das Karlsruhe Institute für Technologie (KIT), das Helmholtz-Zentrum München (HMGU), die Max-Planck-Gesellschaft (MPG), die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU München), die Technische Universität München (TUM) sowie die Universität Augsburg (Universität Augsburg). Die Infrastruktur der hochalpinen Forschungsstation wird von der UFS GmbH gewährleistet.

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Prof. Dr. Michael Bittner

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Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum
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