6. Juli 2017 | Wasserstoff als alternativer Kraftstoff

5. Wasserstoff-Tagung beim DLR Lampoldshausen

  • 50 Fachleute aus Forschung, Industrie und Politik beim Wasserstofftag im DLR Lampoldshausen
  • Umweltstaatssekretär Andre Baumann hob die zukünftige Bedeutung des Wasserstoffs als umweltfreundlichen Energieträger hervor
  • Spatenstich für H2ORIZON: Auftakt der Bauarbeiten für die Forschungs- und Demonstrationsplattform H2ORIZON beim DLR Lampoldshausen, mit der ein Weg zur nachhaltigen Wasserstoffherstellung mithilfe von erneuerbaren Energien aus benachbarten Windkraftanlagen erschlossen wird.
  • Schwerpunkt(e): Energie, Energiespeicher

Welchen Beitrag kann Wasserstoff für die Mobilität von morgen, als Energiespeicher und für eine klima- und umweltfreundliche Versorgung mit Wärme und Strom, und somit für die Energiewende leisten? Und wie können Raumfahrt und Energieforschung voneinander profitieren? Das sind die Kernfragen der 5. Wasserstoff-Tagung zu der das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) rund 50 Fachleute am 6. Juli 2017 nach Lampoldshausen eingeladen hat.

„Mit dem Wasserstofftag sind wir 2017 zum fünften Mal an einem traditionsreichen Standort der deutschen Raumfahrtbranche. Im Zuge des Aufbaus und der Investitionen in die Forschungs- und Demonstrationsplattform H2ORIZON leistet der baden-württembergische DLR-Standort einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz und die Energiewende“, betonte die DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Pascale Ehrenfreund anlässlich der Eröffnung der Veranstaltung. „In der Schnittmenge des DLR Lampoldshausen und seiner Umgebung mit den Windkraftanlagen liegt ein erhebliches Potenzial, die industrielle Erforschung der Wasserstofftechnologie weiter voranzutreiben“, so Prof. Ehrenfreund weiter.

Wasserstofftechnologie – Schlüsselrolle in der Energiewende

Der Energieträger Wasserstoff kann einen wichtigen Beitrag leisten, um die Ziele deutscher und europäischer Energie- und Klimapolitik zu erreichen. Bis Mitte des Jahrhunderts muss die globale Energieversorgung weitgehend klimaneutral – also ohne fossile Brennstoffe – erfolgen, um die Erderwärmung auf 2 Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen. „Die Speicherung von Energie wird mit wachsendem Anteil an erneuerbaren Energien im Stromsystem zunehmend an Bedeutung gewinnen“, erläuterte Staatssekretär Andre Baumann aus dem baden-württembergischen Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. „Wir werden dabei sowohl kurzfristige als auch langfristige Optionen benötigen. Wasserstoff kann dabei als chemisches Speichermedium für Energie einen maßgeblichen Beitrag leisten.“ Es gelte jedoch, alle technischen Möglichkeiten auszuschöpfen und weiter voranzutreiben, um den Nutzen der Wasserstofftechnologie für den Klimaschutz zu erhöhen. „Wasserstoff wird langfristig auch bei der Sektorkopplung eine Rolle spielen, denn er kann sowohl als Kraftstoff als auch zur Stabilisierung des Stromversorgungsnetzes und der Dekarbonisierung eingesetzt werden“, so Baumann weiter. Er betonte: „Das Multitalent Wasserstoff leistet somit einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung Europas zu einer energieeffizienten und kohlenstoffarmen Wirtschaft.“

H2ORIZON: Die Weichen für den Baubeginn sind gestellt

Das DLR startet die Bauphase für die Forschungs- und Demonstrationsplattform H2ORIZONam Standort Lampoldshausen und geht damit einen konsequenten Schritt in Richtung angewandte Energieforschung. Mit einer gemeinsamen Investition des Projektpartners ZEAG Energie AGund des DLR von insgesamt rund 10,5 Millionen Euro entsteht in Lampoldshausen eine Anlage im industriellen Maßstab zur Gewinnung von grünem Wasserstoff aus regenerativen Energiequellen. Zum offiziellen Spatenstich trafen sich im Rahmen der 5. Wasserstoff-Tagung Prof. Pascale Ehrenfreund, DLR-Vorstandsvorsitzende, Prof. Stefan Schlechtriem, Direktor des DLR-Instituts für Raumfahrtantriebe, Umweltstaatssekretär Andre Baumann, Claus Flore, Leiter Unternehmensentwicklung, Innovation und Kommunikation bei der ZEAG Energie AG, Susanne Sperrfechter, Landratsamt Heilbronn und Harry Brunnet, Bürgermeister der Gemeinde Hardthausen sowie weitere Vertreter aus Politik und Wirtschaft.

"Mit dem Projekt H2ORIZON fokussiert das DLR seine Forschungskompetenzen aus den Bereichen Raumfahrt und Energie, um auf die gesellschaftsrelevanten Zukunftsthemen wie umweltfreundliche Mobilität und klimaneutrale Energieversorgung wertvolle Antworten zu finden. Interdisziplinäre Teams helfen uns dabei, als strategischer Partner diesen Veränderungsprozess konsequent voranzutreiben. Die Zusammenarbeit mit Unternehmen und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen im Projekt H2ORIZON wird nicht nur die industrielle Forschung im Energiebereich weiter vorantreiben, sondern maßgeblich zur Transformation der Forschungsergebnisse in praktische Anwendungen beitragen.“ Mit diesen Worten fasste Prof. Stefan Schlechtriem, Direktor des DLR-Instituts für Raumfahrtantriebe das Vorhaben im Rahmen des Kooperationsprojektes zusammen.

Beitrag zur Energiewende in Baden-Württemberg

Das DLR und die ZEAG Energie AG demonstrieren im Rahmen des vom Land Baden-Württemberg geförderten Projektes H2ORIZON Technologien und entwickeln Anlage- und Betriebskonzepte, die es ermöglichen, Wasserstoff regenerativ zu erzeugen, zu speichern und für die Einsatzbereiche Mobilität, Prüfstände und Energieversorgung mit Wärme und Strom vorzuhalten. Die Energie, die für die Erzeugung des grünen Wasserstoffs in industriellem Maßstab zum Einsatz kommt, stammt aus dem angrenzenden Windpark Harthäuser Wald. H2ORIZON wird damit einen wichtigen Beitrag zur Energiewende in Baden-Württemberg leisten. „Im Zuge der Geländeerschließung von rund 1,5 Hektar entstehen beim DLR in Lampoldshausen optimale Bedingungen für den Technologietransfer. Mit der Entscheidung für diese Forschungs- und Demonstrationsplattform stärken wir den baden-württembergischen Standort Lampoldshausen und unterstreichen, wie das DLR und die ganze Region von dem Wandel hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung profitieren können“, sagte Harry Brunnet, Bürgermeister der Gemeinde Hardthausen. „Besonders die Speicherung von elektrischer Energie im industriellen Ausmaß zählt zu den entscheidenden Herausforderungen innerhalb der Energiewende.“

Aus der Raumfahrt in den Energie- und Verkehrssektor

Mit der Erschließung des ersten Bauabschnitts im „Gelände West“ stellt das DLR am Standort Lampoldshausen 1,5 Hektar für die Umsetzung des Gemeinschaftsprojektes H2ORIZON des DLR und der ZEAG Energie AG bereit. Das Gelände steht darüber hinaus für neue Gebäude der am Standort ansässigen Institutionen und Unternehmen sowie für künftige Kooperationen im Bereich der Wasserstofftechnologie zur Verfügung. Das DLR Lampoldshausen fördert dadurch die Transferaktivitäten des am Standort ansässigen Instituts für Raumfahrtantriebe im Bereich Wasserstoff aus der Raumfahrt in die Sektoren Energiewirtschaft und Verkehr. Die Nutzung regenerativer Energietechnik vor Ort trägt zu einer nachhaltigen Energieversorgung des DLR Standorts Lampoldshausen bei und leistet wichtige Beiträge zur Erreichung der internationalen Klimaziele. Im Rahmen des Projekts H2ORIZON wird die Versorgung des DLR-Geländes mit elektrischer Energie und Wärme auf eine neue, nachhaltige Grundlage gestellt.

Die Wasserstofftechnologie: Trends aufspüren und Perspektiven gestalten.

Das Tagungsprogramm beleuchtete die Wasserstofftechnologie aus unterschiedlichen Perspektiven. In ihren Vorträgen adressierten die Fachleute zentrale Schlüsselthemen der Wasserstofftechnologie: die Umwandlung überschüssiger erneuerbarer Energie in andere Energieträger wie beispielsweise Wasserstoff, die Entwicklung von Stromnetzen und der Ausbau der Infrastrukturen, die an einen hohen Anteil erneuerbarer Energien angepasst werden müssen, sowie die Potenziale des Wasserstoffs für den Mobilitätssektor. Ein Schwerpunkt lag auch bei der Sektorenkopplung von Energiewirtschaft, Mobilität und Raumfahrt mittels Wasserstoff und wie dabei durch die Erschließung von Synergien die Marktfähigkeit der Wasserstofftechnologie verbessert werden kann. Außerdem wurden Fragen rund um das Themengebiet Wasserstoffsicherheit und -zertifizierung diskutiert.

Vertreter der Automobilbranche beleuchteten die Rolle des Wasserstoffs als alternativen Kraftstoff für eine saubere Mobilität der Zukunft. Der Antriebsstrang eines wasserstoffbetriebenen Autos besteht aus einem Elektromotor, der mit elektrischer Energie aus einer Brennstoffzelle versorgt wird. Wasserstoff reagiert in der Brennstoffzelle mit Sauerstoff, wodurch Strom erzeugt wird. Beim Einsatz von Wasserstoff entstehen keine lokalen CO2-Emissionen, sondern lediglich Wasserdampf. Regenerativ erzeugt leistet der Wasserstoff somit einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Mobilität.

Im Rahmen dieser Konferenztagung steuerten auch Vertreter vom TÜV-Süd, von Air Liquide Deutschlandund vom Karlsruher Institut für Technologieihre Erkenntnisse auf dem Gebiet der Wasserstoffzertifzierung und -sicherheit bei und stellten dabei den aktuellen Stand der Technik, Chancen und Risiken sowie Praxisbeispiele zum Einsatz von Wasserstoff als Speichersystem vor.

Kontakt

Prof. Dr.-Ing. Stefan Schlechtriem

Direktor
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Raumfahrtantriebe
Im Langen Grund, 74239 Hardthausen

Klaus Schäfer

Stellvertretender Direktor
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Raumfahrtantriebe
Im Langen Grund, 74239 Hardthausen