6. November 2019 | Raumfahrt für nachhaltige Entwicklung: Experten diskutieren Chancen bei internationaler Konferenz in Bonn

Wie kann Afrika Raumfahrtanwendungen besser nutzen?

  • Naturkatastrophen wie Dürren und Überschwemmungen verursachen weltweit enorme Schäden und betreffen den afrikanischen Kontinent besonders stark. Eine internationale Konferenz in Bonn geht vom 6. bis 9. November 2019 der Frage nach, wie Raumfahrt hier nachhaltig helfen kann.
  • Interdisziplinärer Austausch und gegenseitige Information stehen im Fokus.
  • Technische, humanitäre und institutionelle Fragen stehen auf der Agenda.
  • Schwerpunkte: Erdbeobachtung, Krisen- und Katastrophenhilfe, Internationale Kooperation

"Raumfahrtlösungen für Krisen- und Katastrophenmanagement in Afrika: Herausforderungen, Anwendungsmöglichkeiten und Partnerschaften" – so lautet der Titel der ersten internationalen Konferenz der Vereinten Nationen, der Universität Bonn und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit dem Fokus "Raumfahrtanwendungen in Afrika". Zu der Konferenz treffen sich vom 6. bis 9. November 2019 rund 120 Teilnehmer auf dem UN-Campus in Bonn. Gastgeber sind das UN-Büro für Weltraumangelegenheiten (United Nations Office for Outer Space Affairs, UNOOSA), speziell das Büro für raumfahrtbasierte Informationen für Krisen- und Katastrophenmanagement (United Nations Platform for Space-based Information for Disaster Management and Emergency Response, UN-SPIDER), das Zentrum für Fernerkundung von Landoberflächen (ZFL) der Universität Bonn und das DLR.

"Wir sind überzeugt, dass insbesondere moderne Erdbeobachtungssysteme und Raumfahrttechnologien allgemein eine wesentlich stärkere Rolle in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit spielen können und dies auch sollten. Die sehr gute Qualität und hohe zeitliche Verfügbarkeit von Erdbeobachtungsdaten ermöglichen eine immer bessere und gezieltere Unterstützung und Hilfe bei der Bewältigung von Krisen und Naturkatastrophen. Afrika kann von diesen Services stark profitieren. Zudem engagieren sich immer mehr afrikanische Länder in der Raumfahrt", erläutert Dr. Walther Pelzer, DLR Vorstand für das in Bonn ansässige Raumfahrtmanagement, den Kontext. So habe zum Beispiel Äthiopien 2016 ein eigenes Institut für Raumfahrtwissenschaften und Raumfahrttechnologien gegründet, eigene Raumfahrtagenturen gibt es unter anderem in Südafrika, Nigeria, Kenia und Zimbabwe.

"Aus UN-Sicht geht es uns hier auch um das so genannte Capacity-Building, also den Aufbau von geeigneten institutionellen Strukturen und die Befähigung zur effektiven Nutzung von weltraumgestützten Informationen in Katastrophenvorsorge und -management", ergänzt Dr. Juan Carlos Villagran von UNOOSA. "Um einen Austausch zwischen Anbietern und Nutzern solcher Informationen in Afrika anzuregen, bringen wir bei unserer Veranstaltung Raumfahrtexperten mit Katastrophenschützern zusammen."

Dr. Tidiane Outtara, Leiter des Programmes GMES & Afrika, bekräftigt dies: "Natur- und von uns Menschen gemachte Katastrophen verursachen enorme Schäden weltweit. Entwicklungsländer sind besonders davon betroffen. Die Kommission der afrikanische Union hat 2016 eine eigene Afrikanische Raumfahrtpolitik und -strategie verabschiedet, in der sie zusammenfasst, dass die Raumfahrt eine einzigartige Gelegenheit zur Kooperation bietet, um durch die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur, Daten und Fachwissen zum Beispiel proaktiv auf Naturkatastrophen zu reagieren." Es unterstreiche das afrikanische Interesse, Raumfahrtanwendungen, zum Beispiel aus der Erdbeobachtung, Satellitenkommunikation, Navigation und Ortung, sowie Astronomie und Weltraumwissenschaften, zu verstärken und zu implementiere, um diese Aktivitäten künftig auch selbständig durchführen zu können. "Insbesondere im Bereich der umweltbezogenen und sozialökonomischen nachhaltigen Entwicklung ist Europa bei der Erdbeobachtung exzellent aufgestellt", so Tidiane Outtara weiter. Seiner Ansicht nach sei dies eine "großartige Möglichkeit", aus Europa Unterstützung auch im Hinblick auf die Umsetzung der so genannten "Agenda 2063" in Afrika zu erhalten. Das GMES-Programm (Global Monitoring for Environment and Security) wurde von der Europäischen Kommission, der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der Afrikanischen Union ins Leben gerufen.

Auf der Agenda der dreitägigen Konferenz stehen neben konkreten Anwendungsbeispielen und technischen Sessions insbesondere der Austausch über innovative Technologien wie Zugang und Nutzung von Datenplattformen, der Beitrag künstlicher Intelligenz bei der Nutzung satellitengestützter Informationen und die Identifikation von spezifischen Raumfahrtanforderungen aus afrikanischer Perspektive. Es geht zum Beispiel auch um die Frage, wie internationale Vereinbarungen dazu beitragen können, Katastrophenrisiken zu verringern, dem Klimawandel effektiv zu begegnen und welche Rolle hier die Raumfahrt einnehmen kann. Die Teilnehmer sind Entscheidungsträger von nationalen Behörden wie Raumfahrtagenturen, Fernerkundungsdatenzentren, aus dem Zivilschutz, der Katastrophenhilfe und dem Umweltbereich, aus der Raumfahrtindustrie, von DLR, UN, ESA und EU. So bietet die Konferenz neben der Möglichkeit des Informationsaustauschs auch einen Rahmen, über konkrete Projekte und Bedarfe zu diskutieren.

Am Vortag fand zudem ein Projektmanager-Training im Rahmen der Internationalen Charter für Space and Major Disasters statt.

Kontakt

Elisabeth Mittelbach

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Silke Hüttemann

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Deutsche Raumfahrtagentur im DLR
UN-Angelegenheiten
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