22. August 2025 | Neues Projekt QCMobility Schienenverkehr gestartet

Weniger Verspätungen, bessere Trassenplanung und Fahrpläne: Quantencomputing für den Schienenverkehr

  • Im Projekt QCMobility Schienenverkehr werden Quantencomputer für die Schiene erprobt, um komplexe Planungs- und Entscheidungsprozesse im Bahnverkehr effizienter und zuverlässiger zu lösen.
  • d-fine, planqc sowie die Hessische Landesbahn, DB InfraGO, ÖBB-Infrastruktur und das Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme IKS sind Projektbeteiligte.
  • Schwerpunkte: Schienenverkehr, Quantencomputing, Mobilität

Wie können hochkomplexe Planungsaufgaben im Schienenverkehr mithilfe von Quantencomputern besser und schneller gelöst werden als bisher? Diese Frage beantworten das Beratungsunternehmen d-fine und der Quantencomputer-Hersteller planqc im Auftrag der DLR Quantencomputing-Initiative des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Dafür arbeiten sie in den nächsten 18 Monaten mit dem DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik und dem DLR-Institut für Quantentechnologien sowie mit starken Projektbeteiligten aus Forschung, Eisenbahnverkehr und Eisenbahninfrastruktur am DLR QCI-Projekt „QCMobility Schienenverkehr“. Hierdurch wird im Rahmen des Gesamtprojekts QCMobility ein wesentlicher Beitrag für die Roadmap zur zukünftigen Entwicklung von „Quantencomputing und Mobilität“ geschaffen.

Gemeinsam mit den DLR-Instituten will das Konsortium herausfinden, wie Quantencomputer dazu beitragen können, den Bahnverkehr effizienter und zuverlässiger zu machen. Denn Disponenten und Verkehrsplanende stehen täglich vor hochkomplexen Entscheidungen, die teils innerhalb von Sekunden getroffen werden müssen. Welcher Zug hat Vorrang, wenn eine Strecke blockiert ist? Wie lassen sich Baustellen, extreme Wetterereignisse, Verspätungen oder Engpässe im Schienennetz in Echtzeit berücksichtigen? Treffsichere Antworten sind zentral, denn schon kleine Störungen können sich im dicht getakteten Betrieb zu großflächigen Verspätungen aufschaukeln. Auch die langfristige Trassen- und Fahrplanplanung ist eine Herausforderung, bei der unzählige Abhängigkeiten und Szenarien, zum Beispiel durch die Berücksichtigung paralleler Trassenanfragen und gesperrten Streckenabschnitte, beachtet werden müssen.

Bisherige Optimierungsverfahren, die auf klassischer Hardware laufen, stoßen dabei jedoch an ihre Grenzen. Denn die Zahl der Möglichkeiten wächst exponentiell. Quantencomputer eröffnen hier neue Perspektiven: Sie könnten komplexe Entscheidungsprozesse deutlich schneller und umfassender berechnen. Im Projekt QCMobility Schienenverkehr wird daher erstmals systematisch getestet, wie quantengestützte Algorithmen in realen Bahnszenarien eingesetzt werden können – von der kurzfristigen Disposition im Störungsfall bis zur strategischen Infrastruktur- und Fahrplanplanung.

Hessische Landesbahn, DB InfraGO und ÖBB-Infrastruktur stellen Anwendungsfälle, Erfahrung zu den Herausforderungen und Prozessen ebenso wie Echtdaten

Die Anwendungsfälle stammen direkt von Projektbeteiligten aus der Praxis aus dem Bahnsektor und bilden die Grundlage, um reale Herausforderungen in mathematische Modelle zu überführen und mit quantengestützten Optimierungsansätzen zu lösen. Dabei kommen unter anderem reale Fahrplandaten und Buchungsinformationen zum Einsatz. Ziel ist es, die Ergebnisse mit klassischen Methoden zu vergleichen und eine belastbare Roadmap für den künftigen Einsatz von Quantencomputern im Bahnwesen zu entwickeln. So lässt sich abschätzen, welches Potenzial Quantencomputing für den Schienenverkehr tatsächlich bietet.

Für die Umsetzung wurde ein Konsortium zusammengestellt, das sowohl hohe Praxisnähe als auch wissenschaftliche und technologische Expertise vereint. Koordiniert und geleitet wird das Konsortium von d-fine und planqc. Die Hessische Landesbahn bringt ihre Kompetenzen zu praxisnahen Anwendungsfällen ein, das Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme IKS seine Expertise im Bereich der Quantenmethodiken. Zusätzlich beteiligen sich die DB InfraGO AG und die ÖBB-Infrastruktur AG als assoziierte Projektbeteiligte mit ihrer langjährigen Erfahrung als Schieneninfrastrukturbetreiber und stellen wertvolle Einblicke zu den Prozessen und Echtdaten aus dem laufenden Betrieb zur Verfügung. Gemeinsam entsteht ein starkes Netzwerk aus Industrie, Forschung und Praxis, das den realistischen Einsatz von Quantencomputern im Bahnsektor erprobt.

Mit dem DLR QCI-Projekt QCMobility Schienenverkehr wird erstmals systematisch untersucht, wie Quantencomputer dazu beitragen können, den Bahnverkehr effizienter, resilienter und verlässlicher zu machen – und damit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Mobilität der Zukunft zu leisten.

ÜBER DIE DLR QUANTENCOMPUTING-INITIATIVE

Die DLR Quantencomputing-Initiative (DLR QCI) bringt Forschung, Industrie und Start-ups zusammen, um gemeinsam Quantencomputer, Fertigungstechnologien und relevante Anwendungsfälle zu entwickeln. Dazu stellt die DLR QCI ihnen an zwei Innovationszentren in Hamburg und Ulm die notwendigen technologischen Infrastrukturen, Werkstätten und Büroflächen zur Verfügung. So entsteht ein starkes Ökosystem für die Industrialisierung des Quantencomputings in Deutschland, ermöglicht durch Mittel des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt.

qci.dlr.de

Kontakt

Dr.-Ing. Christian Meirich

Abteilungsleiter
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Verkehrssystemtechnik
Design und Bewertung von Mobilitätslösungen
Lilienthalplatz 7, 38108 Braunschweig